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Schlips statt Stiefel

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Von: Angelika Hirschberg, Stefan Günter

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...und nach dem Tausch. Oberst Langer und OB Bosse schlüpfen für einen Tag in die Rolle des Anderen.
...und nach dem Tausch. Oberst Langer und OB Bosse schlüpfen für einen Tag in die Rolle des Anderen. © Höfer

Kaufbeuren – Das hat es noch nie gegeben: Oberbürgermeister Stefan Bosse und Oberst Martin Langer, Kommandeur des Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abteilung Süd (TAusbZLw Abt Süd) in Kaufbeuren haben einen Tag lang die Rollen getauscht. Während der Rathaus­chef im Flecktarn im Fliegerhorst seinen Dienst verrichtete, zog sich der Offizier Anzug und Krawatte an und lernte die Abläufe und Tätigkeiten im Rathaus kennen. Beide erlebten einen spannenden und abwechslungsreichen „Jobtausch“.

Oberst Langer und OB Bosse schlüpfen für einen Tag in die Rolle des Anderen.
Vor dem Kleidertausch... Oberst Langer und OB Bosse schlüpfen für einen Tag in die Rolle des Anderen. © Höfer

Seine „Probezeit“ hatte Oberst Langer in seiner Rolle als „Oberbürgermeister für einen Tag“ bereits hinter sich, als er kurz vor Mittag die Teilnehmer eines Pressegesprächs souverän und mit staatsmännischen Worten verabschiedete. „Die neue Verwendung“, wie Langer den Jobtausch bezeichnete, habe es in sich: „viele, sehr unterschiedliche Aufgabengebiete und viel Bürgernähe. Das ist beeindruckend.“

Zu spät zum Antreten

„Kommandeur für einen Tag“ Oberbürgermeister Stefan Bosse beim Morgenantritt.
„Kommandeur für einen Tag“ Oberbürgermeister Stefan Bosse beim Morgenantritt. © Günter

Während Stefan Bosse noch in der Stabsrunde verweilte, kam die Ausbildungsgruppe 5 zusammen. Geduldig mussten sie auf ihren „Kommandeur für einen Tag“ warten, der untypisch für die Bundeswehr zu spät zum Antreten kam. Als Chef Major Lars Schmidt Bosse im Beisein der Truppe begrüßte, hatte das Stadtoberhaupt nun seinen Auftritt. „Ausbildungsgruppe 5 stillgestanden“, hallte es in der Halle 313, da wo sonst Lehrgangsteilnehmer zu Technikern am Eurofighter ausgebildet werden.

Auszeichnungen und eine Beförderung

Die angetretenen Soldatinnen und Soldaten hörten auf das Kommando von Stefan Bosse, der Oberfeldwebel Nils Behnisch als Anerkennung für seine Leistung in der Bundeswehr das Sonderabzeichen „Schützenschnur in Gold“ überreichte. Zudem wurden an die Hauptleute Jörg Morawski und Martin Bierhals das Tätigkeitsabzeichen „Personal im Stabsdienst“ in Gold und Silber verliehen. Des Weiteren beförderte er Markus Neumann zum Stabsgefreiten. „Das hat mich schon immer gereizt. Ich finde es schön, dass man mir so etwas zutraut. Es ist eine Herausforderung, die genauen formalen Abläufe zwischen ‚Rührt euch‘ und ‚Still gestanden‘ hinzubekommen“, berichtet Bosse. Dass er zu spät kam, begründete Bosse damit, dass er bei der Gesprächsrunde zu viele Rückfragen hatte. „Deswegen habe ich den Zeitplan etwas durcheinandergebracht.“ Auf die Frage nach seiner ungewohnten Dienstkleidung meinte der OB: „Sie ist sehr bequem, es gibt viele Taschen, um viele Dinge unterzubringen, sehr funktional.“ Auch seine Kampfstiefel passten wie angegossen. Bosse bekam in Halle 313 außerdem einen Einblick in die Abläufe bei der Ausbildung am Eurofighter, ehe es für ihn gleich zu weiteren Terminen ging.

OB Bosse im Dienstzimmer des Kommandeurs.
OB Bosse im Dienstzimmer des Kommandeurs. © Kronenbitter
Oberst Lange im Büro des Rathauschefs.
Oberst Lange im Büro des Rathauschefs. © Bernhard

Den ganzen Tag begleitete Oberstleutnant Max-Joseph Kronenbitter Bosse im Fliegerhorst. „Er macht das ganz hervorragend. Den Soldatinnen und Soldaten ist es wichtig, dass er ein interessierter Zuhörer ist und sich nicht nur berieseln lässt, sondern die Dinge hinterfragt. Stefan Bosse hat die nötigen Hintergrundinformationen und ist durch seine lange Dienstzeit als Oberbürgermeister mit dem Standort bestens vertraut.“ Allein sieben Kommandeure hat Bosse in seiner Dienstzeit bisher erlebt.

Ungewohnte Kluft

In Anzug und Krawatte fühlt sich auch Martin Langer nicht unwohl. Das trage man ja auch zu anderer Gelegenheit, so der Kommandeur. Seinen ersten Fernsehauftritt absolvierte der „Oberbürgermeister“ für einen Tag denn auch in ungewohnter Kluft mit Bravour. „Ich begrüße Sie zur Auftaktveranstaltung des Neugabiläums“, sagte Langer lächelnd in die Runde der anwesenden Journalisten. Der Pressetermin stand schon lange im Kalender des Oberbürgermeisters.

Stadtbrandrat Helmut Winkler (li.) zeigt Oberst Martin Langer (2. v. li.) die technische Ausstattung der Feuerwehr.
Stadtbrandrat Helmut Winkler (li.) zeigt Oberst Martin Langer (2. v. li.) die technische Ausstattung der Feuerwehr. © Bernhard

Am späten Nachmittag kehrten Oberst Martin Langer und Oberbürgermeister Stefan Bosse wieder in ihren Alltag zurück. Für beide sei es ein sehr interessanter und vor allem informativer Tag gewesen. „Viele Dinge kenne ich als Bürger, sie aber jetzt aus einer anderen Sichtweise zu betrachten, war dann für mich etwas völlig anderes“, so der Kommandeur des TAusbZLw Abt Süd. Die Tiefe im Detail in seiner Rolle als „Oberbürgermeister für einen Tag“ hätte er so nicht erwartet. „Auch nicht die Vielfalt der einzelnen Aufgaben in der Verwaltung, die mir als Kommandeur fremd sind. Das läuft bei der Bundeswehr ein gutes Stück anders. Als OB ist man immer ansprechbar für den Bürger.“ Bei der Bundeswehr herrsche ein geregeltes Tagesgeschäft.

Für Stefan Bosse wird sich der „Jobtausch“ in eine Reihe von unvergesslichen Momenten einreihen. Der Rathauschef zeigte sich sehr dankbar für diesen Rollentausch und das kurzweilige und intensive Programm mit sehr vielen Einblicken. „Beeindruckend war für mich die Schießausbildung auf der neuen Anlage und auch die großen Aufgaben, die auf den Standort warten.“

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