Kinotipp: "Shaun das Schaf – Der Film"

Stop-Motion ist eine der kreativsten und langwierigsten Filmtechniken. Das britische Studio Aardman Animation hat diese Filmtechnik perfektioniert und ist seit über 35 Jahren für seine Arbeit bekannt.
Nach „Chicken Run – Hennen rennen“, „Wallace und Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“, und „Die Piraten! – Ein Haufen merkwür- diger Typen“, setzt das Studio seinen Erfolg mit den Knetfiguren fort. Mit „Shaun das Schaf – Der Film“ gibt die erfolgreichste Figur des Studios seinen langersehnten Auftritt auf der großen Kinoleinwand.
Inhalt
Shaun das Schaf ist den Alltagstrott auf dem Hof leid. Jeder Tag folgt einer eingefahrenen Routine, bei der jeglicher Spaß auf der Strecke bleibt. Und auch dem Bauer ist Lebensfreude schon vor langer Zeit abhanden gekommen. Shaun wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Tag Urlaub von seinem langweiligen Dasein.
Kurzerhand überredet er die Herde, den Bauern mit einem Trick zu einem unfreiwilligen Nickerchen in einem Wohnwagen zu verhelfen. Doch als die Schlafstätte durch einen unglücklichen Umstand ins Rollen gerät und ungebremst bis in die Stadt fährt, bricht das Chaos aus: Der Bauer wird mit Gedächtnisverlust in ein Krankenhaus gebracht, während seine Tiere auf dem Hof ihrem Schicksal überlassen sind.
Während die Schweine noch fröhlich die Abwesenheit ihres Herrn feiern, planen die Schafe bereits die Suche nach dem vermissten Bauern. Als die Herde kurz darauf in der Stadt eintrifft, geraten sie ins Visier eines Tierfängers. Nun müssen die Schafe kreativ werden, um dem Tierfänger zu entgehen, gleichzeitig ihren Bauern zu finden und wieder auf seinen Hof zu bugsieren.
Rezension
Als Shaun 1995 erstmals als Nebenfigur in dem Kurzfilm „Wallace und Gromit unter Schafen“ seinen Auftritt feierte, ahnte noch niemand, dass dieses Schaf eines Tages ein Star werden würde. 2007 ging die wollige Tierfigur in Serie, begeisterte in 170 Ländern mit seinen siebenminütigen Fernsehepisoden und wurde so zur erfolgreichsten Figur des Aarman-Studios.
Für den 85-minütigen Kinofilm haben sich die Macher nun an den Handlungssträngen der Serie rund um das Schaf Shaun, dessen Herde, Hund Bitzer und dem Bauern orientiert. Es werden gleich mehrere Handlungsstränge gesponnen, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen und am Ende befriedigend zusammengefügt werden.
Die liebenswerte Story aus der Feder von Richard Starzak fasst nicht nur das Abenteuer der Titelfigur ins Auge, sondern betrachtet auch die urkomischen Erlebnisse der Herde sowie den unfreiwilligen Stadtbesuch des Bauern. Um die Verbundenheit der Hofbewohner zu verdeutlichen, werden erstmals Ausschnitte aus den privaten Super-8-Filmen des Bauern gezeigt, als er noch jung war.
Der Hofalltag, der bereits im Vorspann der beliebten TV-Serie zusammengefasst wird, erfährt eine ausführliche Betrachtung. Die alltägliche Routine wird detailreich in Szene gesetzt und macht deutlich, warum sich Shaun so sehr nach einer Auszeit sehnt. Die Reise in die große Stadt erweist sich zunächst als großes Abenteuer. Doch recht schnell lernen die Schafe die Gefahren der Stadt kennen und wünschen sich auf ihren sicheren, wenn auch langweiligen Hof zurück.
Dass die Rückkehr auf den heimischen Hof nicht einfach ist und die Schafe mehrere Hürden bewältigen müssen, sorgt für humorvolle Bilder. Zahlreiche Stolpersteine werden der Herde in den Weg geworfen, die nicht ohne weiteres übersprungen werden können. Die Tiere lernen jedoch dadurch die Stadt und die Gepflogenheiten der Menschen kennen, die sie letztendlich mit Kreativität meistern können.
Auch der zunächst orientierungslose Bauer bekommt die Chance, seine Persönlichkeit neu zu entdecken. Und was dabei herauskommt, sorgt für Erheiterung. Plötzlich machen sich die Erfahrungen mit den vielen Schafschuren auf eine unerwartete Art und Weise bezahlt.
Der gesamte Film kommt ohne Dialoge aus. Selbstverständlich können die Tiere sowie die Menschen untereinander kommunizieren, doch dies kommt für den Kinobesucher einem Kauderwelsch gleich. Doch das fehlende Wort ist kein Problem, sondern eröffnet dem Kinopublikum die Möglichkeit, das Gebrabbel völlig frei zu interpretieren. Die Besonderheit des Films liegt jedoch auf den Figuren, die alle in einem langwierigen Herstellungsprozess von insgesamt dreißig Modellbauern geschaffen wurden und anschließend von zwanzig Animatoren vor Ort das Laufen lernten.
„Shaun das Schaf – Der Film“ ist ein grandios gelungener Stop-Motion-Film, der Jung und Alt gleichermaßen unterhält. Die liebenswert-skurrilen Figuren sorgen mit ihrem teils sonderbaren Blick auf das Leben für zahlreiche Gags und auch einige emotionale Momente. Die Animationen der Knetfiguren und die detailreiche Ausstattung der Sets entsprechen vollends den Erwartungen und zeigen einmal mehr, dass diese Art der Filmkunst größten Respekt verdient hat.
von Sandy Kolbuch