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Stadtrat Marktoberdorf: Abgabe zum Ausbau der touristischen Infrastruktur

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Hotel Marktoberdorf
Zum 1. Januar 2022 sollen Touristen in Marktoberdorf, die beispielsweise im Hotel Weitblick (Bild) nächtigen, eine Kurtaxe von 1,20 Euro zahlen. © Hirschberg

Marktoberdorf – Für Touristen, die in Marktoberdorf nächtigen, wird künftig ein Kurbeitrag fällig. Das beschloss einhellig der Stadtrat in seiner ersten Sitzung des neuen Jahres am vergangenen Montag. Gleichzeitig brachte er die Einrichtung eines elektronischen Meldewesens auf den Weg. Der Kurbeitrag soll ab dem 1. Januar 2022 erhoben werden. Er ist auf 1,20 Euro pro Person und Übernachtung festgesetzt und gilt für Freizeittouristen ab 16 Jahren. Bereits der Stadtentwicklungsausschuss hatte sich für die Kurtaxe inklusive elektronischer Übermittlung ausgesprochen (wir berichteten).

Über den Kurbeitrag sollen in Zukunft weitere touristische Vorhaben der Stadt finanziell unterstützt und Attraktionen, wie Pestfriedhof, Buchel und Hallenbad ausgebaut werden. Denn die Gebühr ist zweckgebunden: sie dient dem Auf- und Ausbau touristischer Infrastruktur. Laut Philipp Heidrich, dem Leiter der Abteilung Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung, könnten dank Kurabgabe also rund 40.000 Euro jährlich in die Stadtkasse fließen – „vorausgesetzt, die Situation normalisiert sich“. Das sagte Heidrich mit Blick auf den aktuellen Lockdown und die Beschränkungen der Hotellerie. Ein Teil der Einnahmen aus dem Kurbeitrag, nämlich 10.000 Euro, sind für den Betrieb, die Gebühr und Aktualisierung der Meldesoftware vorgesehen.

Diese sei nötig, um mit den Veränderungen im Tourismus Schritt zu halten. So erwartet die Stadt trotz anhaltendem Krisenjahr für die Zukunft steigende Gästezahlen. Mehr Gäste bedeute aber auch mehr Aufwand für die Verwaltung. Daher plädierte Heidrich für die Installation eines elektronischen Meldewesens, „um den Zuwachs vernünftig zu managen“. „Wir erfassen damit viel effektiver, wer uns besuchen kommt und welche Bedürfnisse und Ansprüche er mitbringt.“ Über eine geeignete Software ließen sich Gästekarten, wie die Königscard, digitale Gästemappen oder Veranstaltungskalender integrieren, Statistiken bedienen und Beiträge automatisch verbuchen.

Wer zahlt die Kurtaxe?

Im Jahr 2019 waren bereits über 100.000 Übernachtungen in der Kreisstadt gezählt worden. Doch nicht jeder, der sich ein Zimmer in einem der Marktoberdorfer Hotels oder Pensionen nimmt, ist gleichzeitig kurabgabepflichtig. Befreit sind hiervon Geschäftsreisende, Pilger, Bildungsreisende (die sich beispielsweise in der Musikakademie aufhalten) sowie Begleitpersonen von Menschen mit Handicap. Auch wer beispielsweise die schwerkranke Marktoberdorfer Tante besuchen möchte, ist vom Kurbeitrag ausgenommen.

Der Tourismus sei gerade wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie im Wandel, erklärte Heidrich und verwies auf die Aussagen von Tourismusexperten. Er erwarte künftig weniger Geschäftsreisende und mehr Freizeittouristen, weniger Auslandsgäste, dafür aber mehr Menschen, die Urlaub und Arbeit an einem schönen Ort miteinander verbinden wollten. Die Abkehr vom Massentourismus berge auch eine Chance, so der städtische Touristiker, der mit einer starken Zunahme im Bereich Camping und Wohnmobilurlauber rechnet. Mit der Erhebung eines Kurbeitrags steige naturgemäß auch der Anspruch der Reisenden an die touristische Infrastruktur. Heidrich bestätigte: „Wir wollen unseren Gästen etwas bieten!“ Zum Vergleich: In Füssen beträgt die Kurtaxe 2,20 Euro pro Person und Übernachtung (aber mit insgesamt mehr als einer Million Übernachtungsgästen pro Jahr), in Roßhaupten liegt der Beitrag bei vergleichbaren 1,15 Euro.

Angelika Hischberg

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