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Sternsinger bringen den Segen

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Seit nunmehr sieben Jahrzehnten bringen mehrere Generationen von Messdienern - und seit einigen Jahren auch Messdienerinnen - Segenswünsche zum neuen Jahr in die Häuser des kleinen Ostallgäuer Dorfes Frankenhofen (Ortsteil der Gemeinde Markt Kaltental) und bitten dabei um Unterstützung für Kinderhilfsprojekte in den Ländern der Dritten Welt. Angefangen hat alles im Jahre 1939 auf Initiative des damaligen Pfarrers Franz Xaver Schönmetzler.

Die so genannten Sternsinger sind bereits im 16. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, wurden dann allerdings im 19. Jahrhundert vielerorts wieder verboten, da dieses Brauchtum “zur Bettelei ausgeartet war”. So dauerte es bis zum Jahre 1939 bis diese Einrichtung auch in Frankenhofen als einer der ersten Gemeinden im näheren Umkreis mit Leben erfüllt wurde. Der engagierte Pfarrer Schönmetzler (1905 - 1981) sah in der erstmaligen Entsendung der Heiligen Drei Könige im Januar 1939 die Möglichkeit, die grundlegende Sanierung der Frankenhofener Pfarrkirche finanziell zu unterstützen. Anton Scharpf, Georg Leutner und Karl Storf waren die Ersten, die acht Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - die beiden Letztgenannten kehrten aus den langjährigen Kämpfen nicht mehr zurück - den erfreuten Dorfbewohnern das Lied “Die heilgen drei König, sie kommen von fern” vortrugen und mit geweihter Kreide ihr “C+M+B” an die Haus- bzw. Wohnungstüren schrieben. Die ursprünglichen Gewänder und Kronen wurden noch vom Ortsgeistlichen selbst angefertigt, während der Bildhauer und Mesner Paul Hartung für den ersten “beleuchteten Stern von Bethlehem” verantwortlich zeichnete. Das Schminken und Ankleiden der Sternsinger erfolgte in den ersten sieben Jahren im Hause Maurus bevor Clemens und später Centa Kögel diesen Part für rund ein halbes Jahrhundert übernahmen; seit einigen Jahren ist nunmehr Claudia Baumgartner für das korrekte Outfit verantwortlich. Das gute Renommee der Frankenhofener Heiligen Drei Könige wird u. a. dadurch belegt, dass sie lange Zeit auch in der Nachbargemeinde Helmishofen gern gesehene Gäste waren. Als Anerkennung erhielten die Sternsinger neben kleinen Geldbeträgen vor allem auch Süßigkeiten, die viele Jahre mit Hilfe eines “Krettas„ zusammengetragen wurden. So verwundert es auch nicht, dass die heiß begehrten und in der Nachkriegszeit noch unverpackten, hausgemachten “Laibla„ sorgsam und penibel wieder eingesammelt wurden, als sie nach einem “Schlittenunfall„ an der Hinteren Steige einmal ziemlich durchnässt im Schnee verstreut lagen. Mit welchem Engagement die Frankenhofener “Weisen aus dem Morgenland„ ihre Aufgabe erfüllen, zeigen u. a. auch folgende Begebenheiten: Trotz des andauernden und überlauten Gebells eines mächtigen Hundes ließen sich die couragierten Protagonisten nicht davon abhalten, dennoch ihre Lieder und Wünsche wacker und zuverlässig an den Mann zu bringen. Ein anderes Mal trugen sie ihre Weisen einem neu zugezogenen, nur des Englischen mächtigen Ehepaar sogar mehr oder weniger akzentfrei in deren Muttersprache vor. Auch das Erscheinen eines Gastgebers an der Eingangstür in Unterwäsche konnte den Tatendrang der Frankenhofener Sternsinger bisher nicht bremsen. War früher nur eine Gruppe, dafür aber an zwei Tagen oft bis spät abends unterwegs, so teilen sich seit einigen Jahren zwei “Abteilungen„ mit ihren neuen Gewändern aus ehemaligen Rauchmänteln und Vorhängen diese Aufgabe, die neben den obligatorischen Leckereien auch regelmäßig Geldbeträge von über tausend Euro für bedürftige Kinder in aller Welt einbringt. So lässt der Eifer und der Einsatz der Frankenhofener Ministranten als Caspar, Melchior und Balthasar in den vergangenen 70 Jahren vermuten, dass dieses lobenswerte Engagement den Bewohnern des Ostallgäuer Dorfes am Rande des Sachsenrieder Forstes auch in den kommenden Jahren weiterhin erhalten bleibt. kb

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