Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell würdigte vor einer zahlreich erschienenen Trauergemeinde die Verdienste des Altbürgermeisters, der sich über Jahrzehnte in vielfältiger Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht hatte. Weinmüller war als Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, als Träger des Ehrenringes des Landkreises Ostallgäu und als Ehrenbürger der Kreisstadt ausgezeichnet worden.
Wolfgang Weinmüller wurde am 18. November 1943 mitten im Krieg in Berlin geboren. Von dort aus rettete sich seine Mutter nach Lechbruck, wo Weinmüller aufwuchs. Schon in jungen Jahren politisch interessiert und engagiert trat er in die SPD ein und kandidierte 1972 für den Stadtrat und den Kreistag des frisch gebackenen Landkreises Ostallgäu. Mit 29 Jahren zog er als damals Jüngster in beide Gremien ein.
Als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins bewarb er sich 1990 bei den Bürgern um das Amt des Bürgermeisters. Zwölf Jahre lang, von 1990 bis 2002 war Wolfgang Weinmüller schließlich Stadtoberhaupt der noch jungen Kreisstadt gewesen. Von seiner Amtszeit sagte der Altbürgermeister einst: „Das meiste Geld habe ich in der Erde vergraben.“
Diesen knappen, fast bescheidenen Satz zitierte Hell anlässlich der Trauerfeier und beschrieb das wohl größte Projekt, das Weinmüller vorangetrieben hatte: den Ausbau der Kanalisation und die Anbindung ganzer Stadtteile an die zentrale Kläranlage. „Unsichtbar, aber lebensnotwendig“, so Hell in seiner Rede. „Vieles wurde in seiner Amtszeit geschaffen, was heute für das Leben in unserer Stadt von großer Bedeutung ist.“ Darunter fallen auch der Neubau von Feuerwehrhaus und Bauhof sowie die Einrichtung der Fußgängerzone.
Soziale Themen lagen dem Verstorbenen stets am Herzen. Das betonten nicht nur seine Nachfolger im Amt, sondern auch Weggefährten Weinmüllers. So ließ er Schulen, wie die Grundschule Thalhofen, und mehrere Kindergärten bauen, sanierte Turnhallen und erweiterte das Hallenbad. Auch der Jugendtreff Pion wurde zu seiner Zeit ins Leben gerufen. „Alles Einrichtungen, die auch heute noch besucht werden“, erinnerte Hell.
Eine Herzensangelegenheit sei Weinmüller auch das freundschaftliche Band mit der Partnerstadt Waldmünchen gewesen.
Zur Trauerfeier auf den Marktoberdorfer Friedhof waren viele Menschen gekommen, um Abschied zu nehmen: die Stadtspitze sowie Mitglieder des Stadtrats und der Stadtverwaltung, Parteifreunde sowie Vertreter mancher Vereine. Viele Redner sprachen von Weinmüllers Art, die Dinge beim Namen zu nennen. In Gesprächen klare Worte zu finden und den Konflikt nicht zu scheuen – das sei Wolfgang Weinmüller gewesen.