Kein Kompromiss im Kampf um Kies

Ruderatshofen – Alle Bemühungen um einen Kompromiss, selbst die auf höchster politischer Ebene, waren vergebens. Sprechen jetzt die Gerichte?
Im Kampf um den geplanten Kiesabbau nahe des Ruderatshofener Ortsteils Heimenhofen stehen sich auch nach der abschließenden Sitzung des Petitionsausschusses des Landtags und einem Gespräch zwischen Gemeinde, Anwohnern und Baufirma die Fronten unversöhnlich gegenüber. Im Rathaus des Ortes wartet man jetzt auf den Genehmigungsbescheid des Landratsamtes für den Kiesabbau, dann soll zusammen mit den Anwohnern über das weitere Vorgehen entschieden werden. Möglicherweise sprechen am Ende die Gerichte.
Kurze Rückschau: Im Frühjahr 2022 hatte die Marktoberdorfer Firma Hubert Schmid den Antrag gestellt, auf einer bis dato als Acker genutzten Fläche von 1,1 Hektar zwischen Ruderatshofen und dem Ortsteil Heimenhofen Kies abbauen zu dürfen. Während einer Laufzeit von zehn Jahren sollten dort 90.000 Kubikmeter Kies gewonnen werden. Am Ende der Dekade sollte die bis zu neun Meter tiefe Grube mit Erdaushub wieder aufgefüllt sein.
Salamitaktik befürchtet
Der Gemeinde und den Anwohnern erschien die beantragte Nutzungszeit aber als viel zu lang. Und weil die Firma Schmid vor Ort nicht nur den einen, sondern insgesamt sieben Hektar Land erworben hatte, befürchtet man außerdem, dass weitere Anträge auf Kiesabbau folgen könnten. Für den Ortsteil Heimenhofen, der nur rund 150 Meter östlich von der Kiesgrube entfernt liegt, sei nicht zuletzt mit erheblicher Lärm- und Staubbelastung zu rechnen. Das gemeindliche Einvernehmen könne aber erteilt werden, wenn sich die Firma Schmid verbindlich auf die 1,1 Hektar Abbaufläche, eine zeitliche Begrenzung des Kiesabbaus auf maximal fünf Jahre und auf eine rasche Wiederbefüllung der Grube festlegen lasse. Bürgermeister Johann Stich: „Wir sind keine grundsätzlichen Kiesgruben-Gegner, weil der Rohstoff ja gebraucht wird.“
Nachdem es aber zu keiner Vereinbarung mit der Marktoberdorfer Firma kam, versagte der Gemeinderat dem Vorhaben seinen Segen. Trotzdem war klar, dass der Kiesabbau grundsätzlich genehmigungsfähig ist. Dies hatte das Landratsamt als Genehmigungsbehörde signalisiert.
Die Anwohner rund um Anton Weber mit seinem Ferien- und Reiterhof reichten letztlich eine Petition beim Landtag ein. In München machte man sich die Sache nicht leicht, kam in Person der Landtagsabgeordneten Barbara Regitz (CSU) aus Nürnberg und Franz Josef Pschierer (FDP) am 11. Januar gar zu einem Ortstermin nach Ruderatshofen. Bei diesem Treffen, an dem auch die Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl (Freie Wähler) und Angelika Schorer (CSU) sowie Landrätin Maria Rita Zinnecker teilgenommen hatten, wurde beschlossen, nochmals das Gespräch mit der Firma Schmid zu suchen (der Kreisbote berichtete). Vor Ort war dies nicht möglich gewesen, weil keiner der beiden Geschäftsführer zu dem Lokaltermin erschienen war. Georg und Florian Schmid hatten stattdessen Firmensprecherin Brigitte Schröder geschickt, die naturgemäß keine verbindlichen Aussagen treffen konnte.
Ohne jedes Ergebnis
Besagtes Gespräch hat zwischenzeitlich in den Räumen der Baufirma stattgefunden – nach Angaben des Bürgermeisters und des Ferienhofbetreibers aber ohne jedes Ergebnis. Man habe sich eineinhalb Stunden lang mit Georg Schmid ausgetauscht, der Firmenchef sei aber „keinen Millimeter auf uns zugegangen“ (Anton Weber). Auf eine mögliche Ausweitung des Kiesabbaus bei Heimenhofen angesprochen, habe Schmid jedoch erklärt, dass dies längst nicht ausgemacht sei. Seine Firma halte die von ihr gekaufte Fläche vielmehr und unter anderem auch als mögliche Tauschfläche vor, wenn sich eine Notwendigkeit dafür ergebe. Anton Weber zum Kreisbote: „Schmid hat sich alle Optionen offen gehalten.“ Man müsse jedoch mit weiteren Anträgen auf Kiesabbau rechnen: „Das ist bei Schmid immer so,“ so Weber. Von der Firma Hubert Schmid war bislang keine Stellungnahme zum Thema zu erhalten.
Was man in Ruderatshofen gar nicht versteht: Die Firma Schmid betreibt nur 300 Meter nördlich der jetzt beantragten Abbaufläche eine weitere Kiesgrube, die nach vorsichtigen Schätzungen an die drei Hektar groß ist. Diese sollte doch für alle absehbaren Vorhaben ausreichen, meint man in Ruderatshofen. Mit der zusätzlichen Grube bei Heimenhofen spare man jede Menge Lkw-Fahrten ein, hatte dagegen Unternehmenssprecherin Schröder argumentiert, außerdem werde der Platz für Verfüllmaterial gebraucht.
Viele „offene Löcher“
Dem wird in Ruderatshofen heftig widersprochen. Die Firma Schmid verfüge allein im Raum Marktoberdorf über „schätzungsweise 30 bis 40 Hektar Fläche“, auf der Kies abgebaut, die Gruben aber nicht wieder aufgefüllt worden seien. Ein Informant zum Kreisbote: „Das sind alles offene Löcher.“
Zurück zum Abbauprojekt bei Heimenhofen: Nachdem jetzt auch der Petitionsausschuss des Landtags den Antrag auf Kiesabbau als genehmigungsfähig tituliert hat, wartet man in Ruderatshofen nun auf einen Bescheid aus Marktoberdorf: „Es ist davon auszugehen, dass das Landratsamt den Kiesabbau genehmigt“, sagt Bürgermeister Stich. Zusammen mit den Anliegern werde man abwägen, ob diese vors Verwaltungsgericht ziehen sollten.
Für Anton Weber und seine Nachbarn in Heimenhofen steht indes fest, dass die neue Kiesgrube ganze 150 Meter neben ihrer Siedlung „gewaltige Auswirkungen“ haben werde. Der Ferienhofbetreiber: „Wir liegen in der Hauptwindrichtung und müssen mit ganztägigem Lärm und einer erheblichen Staubbelastung rechnen.“