Serie Beauftragte des Stadtrats 2020 - 2026 Annette Hauser-Felberbaum(Freie Wähler/ÜP): Beauftragte für Kulturangelegenheiten

Kempten – Noch ganz frisch im Amt als Kulturbeauftragte des Stadtrats, machte Annette Hauser-Felberbaum gleich deutlich, dass sie eine Frau der Tat ist.
Schließlich ist sie eine Frau vom Fach, und das gleich von mehreren Seiten. Die gelernte Klavier- und Cembalobauerin hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft sowie BWL studiert und ist seit über 30 Jahren in Sachen PR und Organisation von Ausstellungen, Konzerten und Kongressen (u.a. Öffentlichkeitsarbeit 1995 bei dem Projekt der Internationalen Drachenausstellung „Pictures for the sky – Art Kites“ der Musik- und Kongresshalle Lübeck; seit 2005 Organisation des jährlichen Weihnachtskonzertes der Frauenklinik des Klinikums Kempten-Oberallgäu), vor allem in Lübeck und Köln, wo sie früher gelebt habe und noch Kontakte pflege. Seit sie mit ihrer Familie vor 16 Jahren nach Kempten gezogen ist, habe sie sich aber vor allem um ihre vier Kinder gekümmert, die inzwischen im Alter zwischen 15 und 26 Jahren sind.
„Jetzt sind die Kinder groß und die Politik kam.“ Als sie vor sechs Jahren zum ersten Mal gefragt worden sei zu kandidieren, habe es zwar noch nicht geklappt, auch weil sie noch unerfahren gewesen sei. Vor drei Jahren habe sie dann aber den Vorsitz des Vereins der Freien Wähler-ÜP Kempten e.V. übernommen und ihre „politische Arbeit ausgedehnt“. Im zweiten Anlauf hat es mit dem Sitz im Stadtrat geklappt und wie Hauser-Felberbaum einräumt: „Ich hatte von Anfang an ein Auge darauf“, Kulturbeauftragte zu werden, zumal ihre Vorgängerin Silvia Schäfer (CSU), mit der sie sich „bestens versteht“, nicht mehr wollte. Dennoch sei sie „sehr überrascht“ gewesen, es als Newcomerin im Stadtrat auch zu werden, dazu „einstimmig“. Als prädestiniert sieht sich Hauser-Felberbaum für die Rolle der Kulturbeauftragten aber auch durch ihr Engagement für den Förderverein Theater- und Musikgesellschaft Kempten e.V. (TuM), dem sie seit seiner Gründung 2007 vorsitzt. „Es war mir politisch auch gar nicht unlieb“, sagt sie, froh darüber, schon so lange dabei zu sein.
„Dadurch bin ich mit Sicherheit unabhängig und nicht korrumpierbar.“ So ist das Theater in Kempten (TiK) auch das Kulturthema, das im Gespräch den prominentesten Platz besetzt. Was Hauser-Felberbaum „ein Anliegen“ ist: Das TiK soll in den Genuss von Fördermitteln des Freistaats kommen, um das Ensemble vergrößern zu können und unabhängiger zu werden. Voraussetzung dafür ist die Mitgliedschaft im Deutschen Bühnenverein. Bereits im Wahlkampf (für die Kommunalwahlen vergangenen März) hat sich Hauser-Felberbaum dafür u.a. mit einem Themenabend stark gemacht, in dem es um die Frage ging, wo Theater und Kultur in guten wie in schlechten Zeiten bleiben und was uns ein Theater wert ist. Besonders hebt die Kulturbeauftragte die Aussage des Diskussionsgastes Thomas Schwarzer vom Deutschen Bühnenverein Landesverband Bayern Ingolstadt hervor. Dieser habe das Kemptener mit dem Bamberger Theater verglichen, da beide Kommunen bezüglich ihrer Größe vergleichbar seien, das Theater in Bamberg aber ungleich höher bezuschusst werde. Dennoch seien ihre Interessen natürlich „nicht auf Theater beschränkt“, sondern „auch die Freie Szene gehört ganz klar dazu“, quer durch alle Sparten.
Die aktuell kursierenden Pläne von Thomas Wirth, aus der Allgäu Halle mit Areal ein Kulturquartier für die Freie Szene und Vereine zu machen, hält die Beauftragte des Stadtrats zwar für „sehr, sehr interessant“. Dennoch müssten zunächst auch noch andere Konzepte und Vorschläge abgewartet werden. Ein „Kulturquartier vor allem für die Freie Szene“ oder gar „ein interkulturelles Zentrum für die Stadt“, wäre jedenfalls schon nach ihrem Geschmack. „Per se zuversichtlich und optimistisch“ ist sie, dass ihr Wahlkampfthema „Kulturnetzwerk Allgäu“ klappen wird. „Es ist ja auch allgäuweit wichtig.“ Für „extrem wichtig“ erachtet Hauser-Felberbaum aber erst einmal, dass die Stadt in Zeiten von Corona „mehr für die Künstler tut“, u.a. durch Veranstaltungen auf dem Hildegardplatz.
Schließlich sei dieser „nicht nur für den Wochenmarkt konzipiert“, entkräftet sie gleich ein oft genutztes Gegenargument. Vor allem solange es das Wetter draußen noch erlaube, sollte man „machen, was möglich ist“. Sie sieht sich als „Teamplayer“ mit dem Auftrag, „viele Dinge anzustoßen“. Eine „prosperierende Stadt“ wie Kempten gehe Hand in Hand mit Entwicklungen im Tourismus, Stadtmarketing und Kultur. Unter anderem schwebt ihr ein Theater-Festival vor. Jedenfalls wäre es ihres Erachtens „fatal, an der Kultur zu sparen, wenn eine Stadt sich entwickeln soll“. Deshalb ist sie überzeugt, mit ihren Anliegen im Stadtgremium auf offene Ohren zu stoßen. Kempten sei eine „wunderbare Stadt“ und sie hoffe, „für diese Stadt etwas zu bewegen“.
Christine Tröger