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Anspruch und Wirklichkeit

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Glaubt man Josef Brandner von der Krumbacher Beraterfirma Omnipart, steht der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Kempten vergleichsweise gut da. „Sie leisten in Kempten sehr, sehr viel“, bescheinigte er jetzt den Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss. Allerdings wird sich auch der Busverkehr auf die sich veränderten Rahmenbedingungen wie eine immer älter und gleichzeitig mobiler werdende Gesellschaft einstellen müssen. Wie das funktionieren könnte, soll der Nahverkehrsplan klären, an dem Stadt und Kreis Oberallgäu seit dem vergangenen Jahr arbeiten.

Sinn und Zweck des Papiers ist, Schwachstellen des ÖPNV zu analysieren, Gegenmaßnahmen ausarbeiten und Perspektiven für die nächsten Jahre aufzeigen. Grundsätzlich gilt, dass der Busverkehr künftig deutlich flexibler werden muss. Als Vorbilder nannte Brandner beispielsweise das Anrufsammeltaxi. Mittels moderner und intelligenter Technik sei eine Flexibilisierung des ÖPNV aber durchaus machbar. „Man sollte alle Möglichkeiten der Technik für ein noch intelligenteres System ausschöpfen“, empfahl er den Stadträten. Schwerpunkte des Nahverkehrsplans sind: Sankt Mang/Ludwigshöhe: Der Stadtteil Sankt Mang wird derzeit vor allem am Wochenende noch zu wenig vom ÖPNV angesteuert. Samstags und sonntags fährt nur jede Stunde ein Bus – zu wenig, finden die Experten. Verbessert werden soll auch die Anbindung Ludwigshöhe, die am Wochenende ebenfalls zu selten angefahren wird. Das hatte insbesondere Stadtrat Karl Sperl (CSU) moniert. Bahn-Anschlüsse: Mit Hilfe moderner und intelligenter Technik können die Anschlüsse an Zugverbindungen besser gewährleistet werden. „Über Monitore und ein Betriebsleitsystem können die Busfahrer die Ankunnft der Züge verfolgen“, erläuterte Brandner. Verbessert werden müsste auch die Darstellung der Busse. Vor allem bei der Linie Bahnhof/ZUM sei schwer zu erkennen, in welche Richtung die Busse fahren. Zentrale Auskunft: Vielen Nutzern des ÖPNV fällt das Lesen von Fahrplänen offenbar schwer. Abhilfe könnte hier eine „Mobilitätszentrale“ schaffen, bei der der Nutzer Auskünfte über Strecken und Abfahrtszeiten bekommt. Studenten/Tarifsystem: Brandner hob die Möglichkeiten und Vorteile hervor, die ein einheitliches Tarifsystem im Oberallgäu biete. Das könnte später im Rahmen eines Verkehrsverbundes sogar auf das gesamte Allgäu ausgeweitet werden. Außerdem empfahl er, über ein Semesterticket nachzudenken. Haltestellen: Der Verkehrsexperte regte in diesem Zusammenhang an, das Erscheinungsbild der Haltestellen zu vereinheitlichen. Dabei sollten auch Info-Systeme und Bildschirme eingeführt werden, die zum Beispiel das Eintreffen der Busse anzeigen. Ampeln/Fahrspuren: Gesonderte Fahrspuren, die den Bussen Vorrang vor dem übrigen Verkehr einräumen, machen das Busfahren laut Brandner vor allem während der Hauptverkehrszeiten attraktiver. „Man sollte zeigen, dass der ÖPNV Vorteile hat“, betonte der Omnipart-Experte. Denkbar wären in diesem Zusammenhang auch so genannte Pförtner-Ampeln, denen per Signal mitgeteilt wird, wann einn Bus kommt und dann auf grün schalten. Endgültig fertig sein soll das Strategiepapier im Sommer, kündigte Brandner an. Dann sollen Kemptener Stadtrat und Oberallgäuer Kreistag darüber entscheiden.

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