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Wohin geht die Reise?

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Rund 120 Bio-Milchbauern kommen nach Lauben, um über die Zukunft ihrer Branche zu diskutieren. © privat

Lauben – Wohin steuert die Bio-Milchviehwirtschaft? Diese und andere Fragen diskutierten vergangene Woche mehr als 120 Bio-Milchbauern aus dem Allgäu und Oberbayern beim Süddeutschen Milchviehtag von Bioland in Lauben.

Die Teilnehmer setzten sich mit der Situation der Bio-Milchviehbetriebe, der Marktsituation und agrarpolitischen Rahmenbedingungen auseinander.

Harald Ulmer, Geschäftsführer der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern, gab einen Überblick über Marktsituation. Die Verbraucher wollten Bio-Produkte. Die Umsätze im bayerischen Handel mit Bio-Produkten stiegen seit Jahren an. Die Gesamtentwicklung auf dem Bio-Lebensmittelmarkt sei positiv. „Trotzdem haben wir derzeit eine Stagnation bei der Umstellung der Betriebe auf Biolandwirtschaft. Wir brauchen viel mehr landwirtschaftliche Bio-Betriebe und mehr Bio-Verarbeitung, um der Nachfrage der Verbraucher nachzukommen“, so Ulmer. Bauern, die schon mit einer Umstellung planen, warten auf den Startschuss für sichere politische Rahmenbedingungen, sagte er. Derzeit gäbe es grundsätzlich gute Ausgangsbedingungen für eine stärkere Unterstützung für Bio-Betriebe in Bayern. „Wir Bio-Verbände fordern eine stärkere Honorierung des ökologischen Landbaus und die Kombinierbarkeit von Förderprogrammen“, legte Ulmer dar. Nun komme es darauf an, die besseren Förderbedingungen für Bio-Betriebe tatsächlich durchzusetzen.

Professor Alois Heißenhuber von der TU München zeigte Perspektiven für die weitere nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft auf. So müssten in der Branche soziale und ökologische Mindeststandards etabliert werden, wie zum Beispiel Mindestlöhne. Außerdem forderte er, dass Bauern, die Gemeinwohlleistungen für die Gesellschaft erbringen, dies von der Gesellschaft auch stärker honoriert bekommen müssen. Hier sei die Politik gefragt.

Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), ging in seinem Statement auf die Herausforderung für Milchviehbetriebe ein, preisliche Marktschwankungen abzufedern. Er erwarte von der Politik eine Nachfolgeregelung zur Regulierung des Milchmarktes nach dem Auslaufen der Milchquote. Milchviehbauern müssen auch zukünftig zu kostendeckenden Preisen Milch produzieren können. Für Bio-Milchviehbauern im Alpenvorland sah Schaber die Notwendigkeit, sich noch stärker zu organisieren und Milch zu bündeln. Dadurch würde die Verhandlungsstärke gegenüber den Molkereien gestärkt. In der sich anschließenden Diskussion wurde auf die bereits seit 2008 bestehende Milcherzeugergemeinschaft Bio-MEG Süd verwiesen. Die Bio-MEG Süd bündelt die Milch von Bio-Bauern und engagiert sich für eine faire Preispolitik.

Moderator und Bioland-Berater Martin Hermle machte deutlich, dass die Eigenverantwortung und das persönliche Engagement wichtig für die Weiterentwicklung einer bäuerlichen ökologischen Landwirtschaft seien. Die Bioland-Beratung unterstütze dabei die Bauern angefangen von der Umstellungsberatung über Fütterungsfragen bis hin zum Stallbau. „Wir stehen den Bauern und ihren Familien vor Ort zur Seite und begleiten und bestärken sie und ihre Betriebe auf ihrem Weg“, erläuterte Hermle des Beratungskonzept. „Die Bioland-Beratung bietet ein breites Beratungsangebot, das auf die Bedürfnisse der Bauern und ihre Familien gezielt zugeschnitten ist“, so Martin Hermle.

Richtiges Management

Ebenso nahm der Bioland-Milchviehtag die Produktionstechnik und Tiergesundheit in den Blick. Bioland-Berater Michael Schindele ging auf das richtige Management der Kurzrasenweide ein. Die Kurzrasenweide ist mittlerweile eine etablierte Weideform. Die Kurzrasenweide ist arbeitswirtschaftlich für die Bauern sehr interessant, weil ein regelmäßiges Vorstecken von Futter und ein regelmäßiges Umtreiben entfallen. Gleichzeitig liefert die Kurzrasenweide der Milchkuh ein gleichmäßiges und hochwertiges Futter. Schindele gab Hinweise, wie man das intensive System der Kurzrasenweide im Ökolandbau nachhaltig etablieren kann. Wichtig sei dabei die richtige Düngung, um den hohen Nährstoffbedarf der Weide auszugleichen.

Bioland-Berater Dieter Sixt berichtete von den Erfahrungen der Landwirte, die die Tiergesundheit in ihrem Bestand immer weiter verbessern wollen. Dazu tauschen sie sich in einem Arbeitskreis regelmäßig aus, der von der Bioland-Beratung gemeinsam mit der Bioland-Molkerei Andechser Scheitz angeboten wird. Eine wichtige Erfahrung der Landwirte sei, dass man bestimmte Faktoren ausschließe, die sich negativ auf die Eutergesundheit auswirken. Wichtig seien deshalb eine gute Stall- und Futterhygiene und eine gute Futterqualität.

Wie man Kühe mit natürlichen Mitteln so trockenstellt, dass das Euter in der nächsten Laktation gesund ist, darauf ging Tierheilpraktikerin Angela Lamminger-Reith ein. Für den Fall, dass es in der Trockenstehzeit zu Problemen kommt, stellte sie einfache Naturheilverfahren und homöopathische Mittel für die Behandlung vor. Entscheidend seien aber regelmäßige Tierbeobachtung, um Veränderungen am Tier schnell feststellen und frühzeitig reagieren zu können.

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