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Eine Idee wird 80 Jahre alt

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Beim Anblick eines Wohnmobils stürmen heute wohl nicht mehr so viele Menschen darauf zu wie früher bei den ersten „Wohnautos“.	Foto: privat
Beim Anblick eines Wohnmobils stürmen heute wohl nicht mehr so viele Menschen darauf zu wie früher bei den ersten „Wohnautos“. Foto: privat

Ideen muss man haben und dann auch noch die Möglichkeit sie auszuführen: Als Arist Dethleffs seine „Zukünftige“ kennenlernte und heiratete war die Zeit reif für eine neue Idee. Friedel Dethleffs-Edelmann war eine begnadete Malerin und eine der ersten Frauen, die an einer staatlichen Akademie eine Abschluss machen konnte. Er, ein rühriger Fabrikant und von der Wandervogel-Bewegung angetan, will auf seinen Geschäftsreisen nicht auf seine Familie verzichten und entwarf zusammen mit seiner Frau das erste „Wohnauto“ der Geschichte.

Zwar waren auch vorher schon ganze Völker mobil unterwegs, aber mit Hilfe der Motorisierung wurden die Entfernungen größer, die Geschwindigkeit höher und die eingesetzte Kraft gewaltiger. Realisiert wird das erste „Wohnauto“ im Jahr 1931. Jetzt sind Arist und Fridel unabhängig von Hotels und sonstigen Unterkünften und sie hat beim Malen auf den Reisen ein festes Dach über dem Kopf. Aufsehen erregt das Gefährt, wo immer sie damit auftauchen. Die Idee springt über. Schon 1932 gehen die ersten Bestellungen ein und Arist Dethleffs beginnt mit seinen Helfern auf Bestellung die „Wohnautos zu fertigen. Im Jahr 1936 hat „Dethleffs Wohnautobau“ bereits sechs Mitarbeiter. Reisen bildet, und Reisen ist eine friedliche Art der Völkerverständigung. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges endet das erste Kapitel der Firmengeschichte. Die Produktion des ersten Dethleffs wird eingestellt und in der Peitschenfabrik, denn die gab es immer noch, wurden Sanitätsschlitten und Möbel hergestellt. Erst im Jahr 1948 wird mit der Herstellung von Wohnwagen wieder begonnen. Hinter der Marienkirche stehen bald die ersten Modelle und 1956 wird aus der Einzelfertigung eine Serienherstellung. Der Trend arbeitet für die Firma. Alle wollen reisen und je weiter desto besser. 1961 entsteht das Modell „Camper“. Es ist leicht und auch von schwächeren Fahrzeugen zu bewegen. Bis zum Jahr 1966 sind es schon 60 Beschäftigte, die an den Modellen arbeiten. Im Bereich hinter der Marienkirche wird der Platz zu eng. Die Endmontage ist noch im Freien auf dem Hof und das ist nicht immer angenehm. 1970 steigen Wolfgang Thrun und Jakob Eicker bei Dethleffs ein und 1973 entsteht das Werk am Rande von Isny. 1983 baut die Firma ihr erstes Reisemobil. Die Firma Hymer steigt ebenfalls mit ein. 1991 sind schon 800 Mitarbeiter damit beschäftigt 8300 Caravans und 2950 Motorcaravans zu produzieren. Die Dethleffs-Family-Stiftung wird 2004 gegründet und ist seitdem in vielen Bereichen auch sozial tätig. Familienfeier statt Gala Im 80. Jahr des Bestehens läuft im Frühjahr der 80 000. Motorcaravan vom Band. Der „Globus T“ soll entweder versteigert oder verlost werden. Das Geld fließt dann in die Family-Stiftung. Ein größeres Projekt steht an und soll auf diese Weise mit finanziert werden. Eine große Gala ist für das Jubiläumsjahr nicht geplant. Das Jubiläumsmodell „Dethleffs Eighty“ ist bei den Händlern für 49 000 Euro im Angebot, der Camper „Retro“ wurde knuffig hergerichtet und der Hubdach-Caravan „Tourist HD“ wurde nach alten Vorstellungen weiterentwickelt. Eine Familienfeier wird es aber doch geben. Zum Isnyer Kinderfest werden die Mitarbeiter zünftig feiern und das ist ein Teil des Dankes an treue Mitarbeiter. Derzeit sind rund 700 Mitarbeiter als Stammpersonal beschäftigt. Die Umsatz- erwartung liegt bei 300 Millionen Euro, die Produktion bei rund 11 000 Fahrzeugen. Dass der jahrelange Service der Firma auch weiterhin eine große Rolle spielen wird versteht sich fast von selbst. Am 1. Juni ist einmal mehr Wochenende-Fahrtraining und der beliebte „Familytreff“ mit rund 300 Gästen ist vom 10. bis 13. Juni geplant. Weit hat sich Arist Dethleffs damals aus dem Fenster gebeugt, aber was wäre denn die Touristik und die Welt der Caravans ohne ihn? Hier geht es nicht um Marktanteile, nicht um Produktion und Gewinn. Ein Pionier ist jemand mit Weitblick, mit einer kleinen Revolution im Kopf und wenn das dann noch Erfolg hat, kann man auch die Erben dieser Idee nur beglückwünschen. Als die Familie Dethleffs in den 30er Jahren mit ihrem „Wohnauto“ unterwegs waren und unterwegs einen „Dethleffs“ trafen, bekam Tochter Ursula stets eine Portion Eis spendiert. Heute würde sich das arme Kind gleich auf dem ersten Campingplatz den Magen gründlich verderben. So ändern sich die Zeiten und wie man sieht nicht immer zum Schlechten.

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