»Massive Schädigungen«

Kempten – Schäden an tragenden Bauteilen, defekte Schwellen und gebrochene Metallteile – das ist nur ein Teil der Mängel, die an der König-Ludwig-Brücke in letzter Zeit festgestellt wurden.
Über den aktuellen Zustand der denkmalgeschützten Brücke sowie das weitere Vorgehen im Hinblick auf die notwendige Sanierung (der Kreisbote berichtete mehrfach) informierte Michael Kral, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts, am Dienstagabend die Mitglieder des Bauausschusses. Von „massiven Schädigungen“ sprach Kral. Die Balken seien marode und alle 12 Auflagerflächen seien von Schäden betroffen. Die Ergebnisse der Brückenuntersuchung wurden in einer vorläufigen Schadenskartierung zusammengefasst.
Fest steht: „Aufgrund der vorgefundenen Schäden in den näher untersuchten Teilbereichen ist für eine weitere Nutzung der Brücke eine Instand- setzung notwendig“, so Kral. Schuld an dem mittlerweile schlechten Zustand ist vor allem die Entfernung des ursprünglichen Witterungs- schutzes bei der Sanierung im Jahre 1986. Seitdem ist die Holzkonstruktion der Witterung ausgesetzt (der Kreisbote berichtete). „Das war der größte Fehler, der gemacht wurde“, meinte Bruno Steinmetz (FDP). Die anstehende Instandsetzungsmaßnahme muss laut Kral folgende Kriterien erfüllen: Sicherstellung der Standsicherheit, Sicherstellung einer künftigen Dauerhaftigkeit der Brücke, Einhaltung der Anforderungen des Denkmalschutzes und Wirtschaftlichkeit der gewählten Variante. Um diesen Kriterien gerecht zu werden, werden die weiteren Maßnahmen durch ein Expertenteam betreut.
Die Bestandsaufnahme der Brücke erfolgte in den vergangenen Wochen und ist abgeschlossen. Mit Hilfe von Messungen wurde dabei die tatsächliche Verformung der Brücke und der einzelnen Bauteile ermittelt. Die Daten werden im Laufe des Winters ausgewertet. Um die denkmalgeschützte Brücke wieder vor der Witterung zu schützen, „wurde gestern begonnen, einen temporärer Witterungsschutz in Form einer grauen Folie anzubringen“, berichtete Kral am Dienstag. Die Folien werden an den Seiten der Brücke aufgespannt. „Nach Abschluss der Sanierungsmaß- nahme wird eine geschlossene Fassade empfohlen.“ Die weiteren Schritte sind eine vertiefte Schadenskartierung und eine statische Modellierung der Brücke unter Berücksichtigung der Schädigung. „Aus Sicht des Denkmalschutzes soll nur so wenig wie möglich und so viel wie nötig instand gesetzt werden“, so der stellvertretende Amtsleiter.
Verschiedene Varianten
Wie die Instandsetzung dann erfolgen wird, steht noch nicht fest. Prinzipiell möglich sind vier Varianten: Ausheben der Brücke und Instandsetzung am Lagerplatz, Instandsetzung vor Ort im eingebauten Zustand, Einbau eines Ersatztragsystems sowie nur Witterungsschutz und Konservierung des geschädigten Zustandes. „Das Landesamt für Denkmalpflege favorisiert die Sanierung vor Ort.“ Abschließend kann jedoch erst eine Variante festgelegt werden, wenn alle Ergebnisse vorliegen. Das wird laut Kral frühestens Mitte 2014 sein. Erst dann lassen sich auch die anfallenden Kosten zuverlässig bestimmen. Für die Sanierung der Brücke, die sich Kral zufolge über mehrere Jahre erstrecken wird, können Zuschüsse von folgenden Institutionen beantragt werden: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bezirk Schwaben, Bayerische Landesstiftung und eventuell Städtebauförderung.
Die Förderanträge können jedoch erst nach dem Vorliegen des Sanierungskonzepts mit Kostenberechnung gestellt werden. „Aus Sicherheitsgründen bleibt die König-Ludwig-Brücke bis auf weiteres gesperrt“, so Kral abschließend. CSU-Fraktionschef Erwin Hagenmaier betonte, dass ihm vor allem die Dauerhaftigkeit nach der Sanierung wichtig sei. „Wir können uns nicht alle 30 Jahre eine Sanierung im Millionenbereich leisten.“ Er habe schon vor Jahren dafür plädiert, die Brücke wieder zu verschalen, damals sei jedoch die Mehrheit des Bauausschusses dagegen gewesen. „Ich werde das Ganze mit Argusaugen beobachten.“
Melanie Läufle