Kulturen durch Sport zusammenführen

Kempten – „Sport ist nicht nur Männersache!“ war jetzt das Thema einer Veranstaltung in der Kemptener Moschee. An diesem Abend sollte ein erster Schritt gemacht werden, um Frauen mit Migrationshintergrund in Sportvereine zu integrieren.
An der Diskussionsrunde beteiligt waren Benno Glas, Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), Franz Mayr, Sportbeauftragter der Stadt Kempten, Zafer Simsek, Sprecher der Türkischen Gemeinschaft in Kempten, und Anneliese Antes vom TV Jahn Kempten. Ehrengast war Meryem Karabel, die als Referentin eingeladen war. Mehmet Keyha, Vorsitzender des FC Türksport Kempten, bemerkte anfangs, dass „ein gesunder Geist einen gesunden Körper“ benötige. „Es hat sich bereits einiges bewegt in Kempten und wir sind alle zusammen ein gutes Team“, urteilte er über die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den türkischen Sportvereinen. „Die Frauen allerdings fehlen hingegen leider immer noch“, meinte er weiter.
In Anbetracht dessen, dass in 20 Jahren bereits jede zweite Ehe mindestens einen Partner mit Migrationshintergrund habe, sei das Thema etwas, das die Stadt „stärker umtreibt, als je zuvor“. Darum wurde ein Integrationsprogramm speziell zum Thema Sport entworfen, das vorerst nicht den gewünschten Erfolg erzielte. Zum damals geplanten Themenabend kam keine einzige ausländische Frau, deshalb hat die Stadt an der Umsetzung des Programmes gearbeitet – und mit Meryem Karabel aus Erlangen die Frau gefunden, auf die sie „zwei Jahre lang gewartet hat“. Karabel ist eine Vorreiterin in Sachen Bewegung, die „Spaß am Sport ausstrahlt“ und „für den Sport einsteht“, also genau die richtige, um auch andere zu motivieren.
Zu diesem Zweck reiste Karabel nach Kempten, um in Zusammenarbeit mit der Stadt auch hier Frauen dazu zu bringen, Sport zu treiben. Auch Karabel hatte vorerst nichts mit Sport zu tun. Die Kinder, der Haushalt, die Angst vor Vorurteilen – all das hat auch sie erst davon abgehalten, aktiv zu werden. Durch einen Zufall wurde sie dann aber Leiterin einer Kinderturngruppe, und von Vorurteilen war nichts mehr zu spüren. Ein anschließender Kurs zur Übungsleiterin hat sie dazu qualifiziert, Kurse zu geben, speziell für Ausländerinnen. Die Frage war nur immer noch: „Wie kann ich die anderen Frauen dazu bewegen, bei so etwas mitzumachen?“ Das funktioniert nur durch Kommunikation. Es muss vermittelt werden, dass es Spaß macht, mit anderen Frauen Sport zu machen und aktiv zu bleiben. Und durch die Arbeit von Karabel „trauen sich endlich auch Frauen, die kaum ein Wort Deutsch können“ und kommen zu ihr in die Gruppe. Hier bleiben sie nicht nur in Bewegung, sondern können auch die Möglichkeit nutzen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und mit anderen Frauen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen zu kommen.
Ziel des Abends sei es, auch in Kempten Frauen dazu zu motivieren, sich zusammen zu schließen und gemeinsam Sport zu treiben. Auch junge Frauen seien dazu eingeladen, sich zu melden und mitzumachen. Ansprechpartner hierbei sind der FC Türksport, der bei Bedarf auch eine Frauenfußballgruppe gründen möchte, oder der freie Lauftreff Kempten, sowie natürlich alle Vereine, die in Kempten den Sport fördern.
Romina Gütter