Die letzten zwei Jahre seien wie eine „Achterbahn“ gewesen. Nach Corona kamen auch noch der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und Lieferengpässe, die den einzelnen und auch die Wirtschaft mit Sorge in die Zukunft blicken ließen. Aber „Krisen sind die Keimzelle für neue Ideen“, fokussierte er das Positive. In der Corona-Zeit hätten die Menschen den Wert der Gemeinschaft neu kennengelernt. „Wir müssen die Zukunft gestalten und mutig neue Wege gehen!“
Das Allgäu sei gut aufgestellt für künftige Aufgaben mit seiner „robusten Wirtschaft“. Der Fachkräftemangel und die vielen noch unbesetzten Lehrstellen zeugten von einer starken wirtschaftlichen Entwicklung.
Und dennoch war der Oberbürgermeister nicht wunschfrei. Forscher als gewohnt formulierte Kiechle seine Forderungen an den Ministerpräsidenten: „Ich bin es ehrlich gesagt leid, dass unsere Region ständig das Etikett ‚Dieselloch-Allgäu‘ umgehängt bekommt“, rief Kiechle und hob damit auf eine fehlende Elektrifizierung der Allgäuer Bahnstrecken ab. „Ich will einfach nur, dass man sich professionell und gemeinsam endlich dieser Aufgabe stellt!“ Und beim sechsten Bauabschnitt für die Erweiterung der Kemptener Hochschule lägen die Pläne auf dem Tisch. „Jetzt geht es darum, dass die Ministerien den Knoten lösen.“
In Kempten rüste man sich für die Zukunft und forciere die Digitalisierung – etwa in einer „Smart City“ – sowie die Bildung mit den Investitionen in zahlreiche Schulgebäude oder um dem Klimawandel entgegenzuwirken mit dem „Klimaplan 2035“. Bis zum Jahr 2035 wolle die Stadt klimaneutral sein. Über Jahrzehnte gewohnte Handlungsweisen müssten für dieses Ziel „stärker überdacht werden“.
Und mit Blick auf die Wirtschaft diagnostizierte er, dass das „Wachstum künftig mehr denn je aus der Region kommen“ müsse als von außerhalb. Ein erfolgreiches, junges Beispiel hierfür sei die Ehrenmüller GmbH aus Kempten, deren 29-jährige Chefin Dr. Julia König er nach ihrem Erfolgsrezept fragte. Das IT-Unternehmen arbeitet mit künstlicher Intelligenz, was laut König ein Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens sei. Aber auch die Eigenschaft, schnell auf Entwicklungen zu reagieren, sei heutzutage wichtig. Und: Der Spaß an der Arbeit dürfe nicht fehlen.
Gezielt fragte der Kemptener Oberbürgermeister nach den Werten, die für König wichtig sind. „Für mich steht das gemeinschaftliche Handeln im Vordergrund, jeder hat seine Stärken“, betonte die Firmen-Chefin.
Auf gelebte Solidarität hob Pfarrer Rupert Ebbers von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Kempten ab, in der römisch-katholische Kirche, evangelisch-lutherische Kirche, Altkatholische Kirche, rumänisch-orthodoxe Gemeinde und AlpenChurch miteinander arbeiteten. In einer diverser werdenden Gesellschaft sei es vor allem nötig, den anderen wirklich wahrzunehmen. Er freute sich, dass in einer Zeit des Wertewandels wieder nach Werten gefragt werde und die Jugendlichen wieder auf christliche Werte zurückkommen. Das christliche Wertebewusstsein leiste einen Beitrag für eine gelingende Gesellschaft.
„Lasst uns gemeinsam nach vorne blicken!“, rief Oberbürgermeister Thomas Kiechle in den Saal, „in uns steckt so viel!“, machte er Mut und die Stadtkapelle Kempten hob an, den Marsch „Viribus Unitis“ von Josef Bach zu spielen – ‚Mit vereinten Kräften‘, einem Motto Kaiser Franz Josephs I.
Dazu passte auch das musikalische Intermezzo von David Bowie – der mit der Liedzeile „We can be heroes“ einen Pop-Gruß aus der Vergangenheit überbrachte, zusammen mit Glitter und Glamour, in einem weiß funkelnden Outfit vor einer bunt beleuchteten zebra-gestreiften Bühne. Zusammen mit Michael Schönmetzer und Sebastian Strehler brachte der Schauspieler Hans Piesbergen vom Theater in Kempten das Publikum entgegen der Konvention zu Zwischenapplaus. Einige sangen mit: „We can be heroes – just for one day.“