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Das Allgäu als Pilotregion

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Dort, wo zwischen 8 und 16 Uhr die Allgemeinchirurgische (AC) Sprechstunde geöffnet ist, wird ab dem 4. Juli am Abend, am Wochenende und an Feiertagen die Bereitschaftspraxis am Klinikum Kempten zu finden sein. Der Zugang erfolgt über den Haupteingang des Krankenhauses in der Robert-Weixler-Straße. © Schropp

Kempten/Füssen/Immenstadt – Ärztemangel in ländlichen Regionen, zunehmende Belastung im Bereitschaftsdienst, Entlastung der Notaufnahmen in den Kliniken: Diese drei Faktoren haben maßgeblich die Diskussion um eine Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes bestimmt. Mit dem Start der Bereitschaftspraxen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) an den Kliniken in Füssen und Kempten Anfang Juli soll der neustrukturierte ärztliche Bereitschaftsdienst erprobt werden. Das Allgäu ist eine von mehreren Pilotregionen, in denen diese neue Struktur getestet wird. Im Rahmen eines Informationsabends stellten die Regionalen Vorstandsbeauftragten der KVB für Schwaben, Dr. Jakob Berger und Dr. Karl Ebertseder, und der Projektleiter für die Pilotregion Allgäu, Manuel Holder, das vor, was ab dem 4. Juli die bisherige Bereitschafts-Dienst-Struktur ablösen wird.

Auf den Ärztemangel im ländlichen Raum versucht die Bayerische Staatsregierung mit unterschiedlichen Maßnahmen zu antworten. So sollen Medizinstudenten, die bereit sind nach dem Studium als Facharzt oder Hausarzt auf dem Lande tätig zu werden, mit einem Stipendium gefördert werden. Vom Bayerischen Gesundheitsministerium gibt es eine finanzielle Starthilfe, wenn sie ihre Praxis in einer Gemeinde mit weniger als 20.000 Einwohnern eröffnen. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern stellt Fördermittel für Landärzte, Vertragspsychologen und „Ärzte über 63“ bereit. Ob und wie sich diese Maßnahmen auf die landesweite Verteilung der Ärzte auswirken, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Eine Neuerung, die am 4. Juli an den Start gehen wird, stellten die Vorstandsbeauftragten der KVB für die Region Schwaben in der vergangenen Woche im Haus Hochland in Kempten vor: den neu strukturierten ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Neuorganisation des Bereitschaftsdienstes

Wie am Krankenhaus Immenstadt wird auch in Kempten und in Füssen eine Bereitschaftspraxis in die Krankenhäuser integriert. Zusätzliche zu diesen stationären Einrichtungen wird ein mobiler Bereitschaftsdienst installiert. Während der diensthabende Arzt bisher selbst zu den Patienten fahren musste, wird derzeit ein eigener Fahrdienst organisiert, der die Bereitschaftsärzte an die Einsatzorte bringen soll. „Einerseits können sich die Ärzte bei dieser Vorgehensweise besser auf die medizinischen Maßnahmen und die Vor- und Nachbearbeitung des Patientenbesuches konzentrieren. Andererseits gewährleistet das Personal des Fahrdienstes Unterstützung und Absicherung im Einsatz“, erläuterte der für den hausärztlichen Bereich zuständige Vorstandsbeauftragte Dr. Jakob Berger. In der Pilotregion Allgäu wird dieser Fahrdienst über den Kreisverband Oberallgäu des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) organisiert. Der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Oberallgäu, Alexander Schwägerl, freute sich, dass die fachlichen Kompetenzen des Sanitätspersonals des Roten Kreuzes bei diesem Fahrdienst eingebracht werden können. Der für den Fachärztlichen Bereich zuständige regionale Vorstandsbeauftragte Dr. Karl Ebertseder ergänzte diese Informationen mit dem Hinweis, dass auch die Fachärzte verstärkt beim neuen ärztlichen Bereitschaftsdienst dabei seien.

Mit der Umstrukturierung der Bereitschaftsdienste soll auch eine weiteres Ziel erreicht werden: eine bessere Verteilung der Bereitschaftsstunden zwischen den Ärzten auf dem Land und in der Stadt. Erste Erfahrungen aus anderen Pilotregionen Bayerns zeigen, dass diese neuen Strukturen die Bereitschaftsstunden der Ärzte in ländlichen Regionen deutlich reduzieren können. Ein nicht unbedeutender Entscheidungsfaktor für angehende JungärztInnen, wenn es darum geht eine Praxis in den Städten Augsburg, Kempten oder in der Gemeinde Rettenberg zu eröffnen.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst

Unter der kostenlosen und deutschlandweit gültigen Telefonnummer 116 117 erreicht man seit April 2012 den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Dieser Service der Kassenärztlichen Vereinigung steht nachts, an Feiertagen und an Wochenenden zur Verfügung. Unter dieser Telefonnummer gibt es immer dann Informationen zum ärztlichen Bereitschaftsdienst, wenn die Praxis des Hausarztes geschlossen ist. Für Erkrankte, die zu schwach sind den Bereitschaftsdienst aufzusuchen, vermittelt die Servicestelle auch einen Hausbesuch. Der diensthabende Bereitschaftsarzt wird in diesem Fall zunächst telefonisch Kontakt mit dem Patienten aufnehmen.

Michael Schropp

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