Putins Öl oder Allgäuer Holz?

Markus Romer stellte die entscheidende Frage: „Wenn es um die Energieversorgung der Zukunft geht, setzen sie dann auf Gaslieferungen von einem Mann wie Putin und Öl aus Krisengebieten wie Iran und Irak oder doch lieber auf den heimischen, nachwachsenden Rohstoff Holz?“ Der Geschäftsführer der Dorr Energie GmbH hatte soeben vor dem Gemeinderat Altusried das Ergebnis einer Vorstudie für ein Bioenergiekonzept zur Wärmeversorgung des Marktes vorgestellt. Der Diplomforstwirt ist durch seine frühere Tätigkeit bei der Waldbesitzervereinigung bestens bekannt, und wenn es ums Holz geht, als Fachmann anerkannt.
Die Details hatte Marcus Jakwerth erläutert. Verbrauchsanalyse, Trassenführung, Standortanalyse, die Komponenten Kessel und Rohrnetz, Simulation der Infrastruktur, Kosten und Erlöse sowie Empfehlungen für das weitere Vorgehen. Vereinfacht ausgedrückt funktioniert das System folgendermaßen: Die aus Biomasse (Grünabfälle, Hackschnitzel etc.) erzeugte Wärme – für Spitzenlastzeiten ist ein Gaskessel geplant – wird über ein Leitungssystem zu den Abnehmern transportiert. Innerhalb des Hauses sind ein Zähler, Regeltechnik und ein Speicher vonnöten. Damit fallen Gas- oder Ölbrenner samt Öltanks weg, es wird kein Kamin mehr benötigt. Die Abrechnung des aktuellen Verbrauchs erfolgt monatlich, ohne Vorauszahlung, ohne totes Kapital in Form von gebunkertem Heizöl. Die Fragen, die bei solchen Gelegenheiten immer gestellt werden, sind die Kosten für den Anschluss, für die tatsächlich verbrauchte Energie in Relation zum bisherigen Heizsystem und die Garantie der Versorgung. Der Gemeinderat hat beschlossen, das Projekt weiter zu verfolgen. Das Ergebnis der Arbeit von Fachplaner Andreas Dietz soll an alle Haushalte verteilt werden als Grundlage für ein individuelles Beratungsgespräch. Zur Versorgung mit Biomasse wurde vorab erläutert, dass je ein Viertel der benötigten Menge durch Waldhackgut, Landschaftspflege, Industrierestholz und Energiewald gedeckt wird. Da Bayern zum waldreichsten Gebiet Europas gehört und jedes Jahr mehr Zuwachs als Einschlag in den Wäldern gemessen wird, geht nach menschlichem Ermessen der Ofen nie aus. Und dass die Verbrennung von nachwachsenden Rohstoffen CO2 neutral ist, da beim Wachstum der Pflanzen genauso viel Kohlendioxyd gebunden wird wie anschließend bei der Verbrennung freigesetzt wird, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Altusried wäre daher die erste Gemeinde in der Region Allgäu, die auf das Attribut „umweltfreundlich“ nicht stolz wäre.