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»Frag den Rabbi«

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Die Flagge Israels geht zurück auf den jüdischen Gebetsschal Tallit, der die Farben Blau und Weiß als die Farben jüdischer Ritaulkleidung ausweist. Der Davidstern ist nach König David benannt und zeigt zum einen die Verbundenheit des Menschen zu Gott, als auch die zwölf Stämme Israels auf. © Spielberg

„,Yair’, so klingt der Name Jörg auf Hebräisch“, sagt Andreas Eggert, der 1. Vorsitzende der Allgäuer Israelfreunde am Rande des 6. Israeltags, der anlässlich des 69. Geburtstags des Staates Israel in Kempten stattfand.

Die Übersetzung deutscher Vornamen ins Hebräische ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was Interessierte am Stand der Allgäuer Israelfreunde vor dem Forum Allgäu am letzten Samstag über das Land Israel und seine jüdische Kultur erfahren konnten. 

„An einem solchen Informationstag wollen wir bewusst nicht über die Nahost- oder Weltpolitik reden, sondern das alltägliche Leben der Menschen in Israel näherbringen. Da geht es vielmehr um sinnliche Dinge wie Essen und Trinken, Spiritualität, Kunst, Musik und Kultur.“, betont Eggert. Für all diese Bereiche haben die Allgäuer Israelfreunde Gäste eingeladen, der prominenteste sicherlich Rabbi Tovia Ben-Chorin, Sohn des bekannten deutsch-israelischen Journalisten und Religionswissenschaftlers Schalom Ben-Chorin, der sich für den christlich-jüdischen Dialog, die Überwindung des Antijudaismus und Antisemitismus eingesetzt hat.

Rede und Antwort

Sein Sohn Tovia Ben Chorin steht den Besuchern der Kemptener Innenstadt an diesem Tag unter dem Motto „Frag den Rabbi“ bei Fragen zu Israel und Judentum Rede und Antwort. Unter seinen Gesprächsteilnehmern am Vormittag finden sich nicht nur Deutsche, sondern auch ein Kurde und ein Perser. Ben Chorin ist ein Vertreter des liberalen Judentums und ist ein gefragter Geprächspartener, auch wenn es um den jüdisch-muslimischen Dialog geht. „In Kempten sind die Menschen sehr offen und freundlich zu uns. Natürlich gibt es auch kontroverse Ansichten, aber wir fühlen uns hier mit unserem Informationsstand sicher, willkommen und sehr nachgefragt“, lobt Eggert die Allgäu-Metropole. Aus anderen bayerischen Städten kann er auch über andere Erfahrungen berichten.

Ein Baum für Israel

Die Allgäuer Israelfeunde möchten an diesem Tag auch auf ein besonderes Projekt des Jüdischen Nationalfonds e.V. Keren Kayemeth Lelsrael aufmerksam machen. Das Land Israel, in etwa so groß wie Hessen, ist seit jeher ein Land mit karger Vegetation. Das hat klimatische und geographische Gründe, zugleich aber auch historische. Es waren die Römer, die in der Antike die Levante und das Heilige Land für den Bau ihrer Schiffe rodeten, aber auch eine Gesetzgebung, die nach der Besetzung Zions durch die Kreuzritter das Anpflanzen von Bäumen mit hohen Steuern belegte, erklärt Eggert. Der 1901 gegründete Jüdische Nationalfonds (JNF) hat sich zum Ziel gesetzt, die Wasserressourcen zu sichern, die Begrünung des Landes voranzutreiben und die Güte der Böden zu verbessern und zu bewahren. Hierfür sammelt der JNF Geld. Geld, das vor Ort in Bäume investiert wird. „Im vergangenen Jahr wüteten großflächige Brände in den aufgeforsteten Gebieten, die zum Teil wohl auf Brandstiftung seitens einiger nationalistischer Palästineser zurückgehen. Damit dort wieder aufgeforstet werden kann, dafür sammeln wir auch heute in Kempten“, sagt Eggert.

Kulinarik verbindet

Für das leibliche Wohl an diesem Tag sorgte Hagai Marom, ein professioneller Caterer aus Tel Aliv, der mit selbstgemachter Pita, Hummus, Fallafel und anderen Spezialitäten die Gäste des Standes verwöhnte. Dass das Heilige Land seit jeher ein Land des Weines und anderer mediteraner Köstlichkeiten ist, davon konnten sich die Besucher am Stand der Israel-Spezialitäten aus Lenningen/Stuttgart selbst überzeugen. Schön war zu beobachen, dass vier muslimische Flüchtlinge, die sich am Stand der Allgäuer Israelfreunde unterhalten, mit Freude eine kleine Israelfahne entgegennehmen und mitnehmen.

Dagegen kam es später zu einem kurzen Zwischenfall. Rund ein Dutzend Jugendliche, darunter einige aus Syrien, kamen laut rufend und gestikulierend auf den Stand der Allgäuer Israelfreunde zu und äußerten ihren Unmut über die Politik Israels. Dabei wurden große palästinesische Flaggen gezeigt und geschwenkt. Die Polizei griff ein, die Personalien der betreffenden Personen wurden aufgenommen und Platzverweise ausgestellt. Anzeige wurde laut Polizei nicht erstattet. Eggert äußerte im Namen der Allgäuer Israelfreunde große Bestürzung über den Vorfall, der so leider schon fast zum Alltag bei jüdischen Kundgebungen gehört.

Jörg Spielberg

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