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»Besondere Wohnform«

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Bis zu 700 neue Wohnungen sollen auf der Halde-Nord gebaut werden. © Kreisbote

Kempten – Wo derzeit auf der Halde-Nord grüne Wiese ist, sollen in den kommenden Jahren rund 700 Wohnungen gebaut werden. Um bei den Planungen für das Neubaugebiet nichts dem Zufall zu überlassen, hat der Bauausschuss bei einer Gegenstimme von Hans Mangold (Grüne) einen städtebaulichen Wettbewerb beschlossen.

Um vor allem den Bedarf von jungen Familien mit Kindern nach geeigneten Wohnungen und Grundstücken zu decken – Experten gehen wie berichtet von einem Bedarf von 1330 bis 2450 zusätzlichen Wohnungen bis 2030 aus – , soll in zwei bis fünf Schritten auf der Halde-Nord auf rund 18 Hektar eine Art Muster-Neubaugebiet mit Vorzeigecharakter entwickelt werden. 

Im ersten Abschnitt sollen mindestens 50 Wohnungen gebaut werden. „Es soll ein innovatives Konzept für eine verdichtete, flächensparende, durch hohe Wohnqualität überzeugende Baustruktur für Einfamilienhaustypen entwickelt werden“, so Antje Schlüter, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Die Grundstücksgröße soll bei 200 bis 600 Quadratmetern und die durchschnittliche Wohnungsgröße bei 120 bis 180 Quadratmetern liegen. In den Mehrfamilienhäusern soll die durchschnittliche Wohnungsgröße 50 bis 140 Quadratmetern sein. „Als besondere Wohnform beabsichtigt die Stadt Teile des Gebiets als energieautarkes Modellprojekt zu entwickeln“, so Schlüter weiter. Mindestens zwei Fahrradstellplätze sind für jedes Haus zwingend vorgeschrieben. 

Für die Verkehrsplaner sind die ehrgeizigen Ziele eine Herausforderung. Mit 4500 bis zu 6000 Autobewegungen rechnen Verkehrsgutachter auf der künftigen Hauptstraße des Wohngebiets. Sie empfehlen der Verwaltung daher wie bereits mehrfach berichtet eine Haupterschließung über eine Verlängerung der Nordspange bis zur Heiligkreuzer Straße. Der Verkehrsausschuss hat dem bereits zugestimmt. Vorgegeben ist eine Straßenbreite von 6,50 Metern, maximal zehn Prozent Steigung und einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. In den Anliegerstraßen soll das Tempo auf 30 km/h reduziert werden. Beschlüsse des Verkehrsausschusses sehen eine Anbindung über den Dachser-Kreisel vor, der zu einem zweispurigen Turbo-Kreisel ausgebaut werden muss (siehe eigener Bericht rechts). 

Lärmschutz muss her 

Die geplante Haupterschließung zieht aber besondere Anstrengungen beim Lärmschutz nach sich. „Für den entsprechenden Schallschutz ist Sorge zu tragen“, betonte Schlüter. Mögliche Lösungen gibt es viele: beispielsweise ein Eingraben der Straße, die Errichtung von Lärmschutzwänden oder ausreichend große Abstände. Gleichzeitig ist eine untergeordnete Anbindung an die bestehende Halde geplant. „Die bauliche Gestaltung muss so ausgeführt werden, dass kein zusätzlicher Schleichverkehr zwischen neuem und altem Baugebiet entsteht“, betonte Stadtplanungsamtsleiterin Antje Schlüter. Eine direkte Anbindung der Grundstücke an die Haupterschließungsstraße ist dagegen nicht vorgesehen. Der Großteil der Autos im geplanten Wohngebiet soll in Tiefgaragen verschwinden. 

Ein eigenes Nahversorgungsangebot, Kindergärten oder eine Schule sind für das Baugebiet nicht vorgesehen, da nach Einschätzung von Gutachtern nicht erforderlich. So soll es zunächst eine grundsätzliche Untersuchung der Nahversorgung im Kemptener Norden geben, kündigte Schlüter an. Kindergären seien in den benachbarten Stadtteilen ausreichend vorhanden. Was es hingegen geben soll, ist eine „Multifunktionsfläche“. „Diese soll ein räumliches Angebot für die Verknüpfung aller demographischer Ziele schaffen und je nach Bedarf genutzt werden können“, erläuterte die Amtsleiterin. Über- haupt soll auf ausreichend Freiräume zur Freizeitgestaltung und für Spielplätze in dem neuen Quartier geachtet werden. Das gleiche gilt für Aspekte des Klimaschutzes. 

Neben der Stärkung des ÖPNV „sollen insbesondere energieeffiziente Bauweisen erreicht werden können“, betonte Schlüter. Für einen Teil des zweiten Bauabschnitts ist gar eine „energieautarke Mustersiedlung“ vorge- sehen. Die Wege sollen radfahrer- und fußgängerfreundlich geplant werden. An dem Wettbewerb sollen 20 Architekten teilnehmen, mit den Hauptarbeiten begonnen werden soll im Oktober. Ende Februar/Anfang März soll schließlich eine namhafte Jury entscheiden.

Matthias Matz

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