Die beiden Ingenieure betonten, man müsse ganz klar zwischen den verschiedenen Teilprojekten unterscheiden. In diesem Zusammenhang relevant seien erstens der Umbau des 1998 fertiggestellten Rundbaus der FOS/BOS mit lediglich räumlichen Anpassungen, zweitens den Neubau des Erweiterungsbaus FOS/BOS an der Kotterner Straße und drittens die grundlegende Generalsanierung der Berufsschulen I bis III, die bis 2028 in drei Bauabschnitten erfolgen soll. Der Zweckverband Berufliches Schulzentrum Kempten, der von der Stadt Kempten und dem Landkreis Oberallgäu getragen wird, hat bereits 34 Millionen Euro in den 1. Bauabschnitt investiert. Für die weiteren baulichen Maßnahmen auf Bayerns größtem Schulstandort sind weitere 100 Millionen Euro veranschlagt.
Bei der „alten“, von innen topmodern anmutenden FOS/BOS (Rundbau) sei es nicht um eine Sanierung gegangen, sondern um bauliche Maßnahmen zur Optimierung der organisatorischen Funktionalität. Die Zahl der Klassenzimmer wurde von 17 auf sieben reduziert und dafür sämtliche Büros und Personalräume im Rundbau gebündelt, erläuterten Meusburger und Scheible. Dazu wurden Wände eingezogen, eine neue Gebäudeautomation installiert, Sanitärräume, Trinkwasserinstallation und Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. Das Gebäude (wie auch der gesamte Schulkomplex) werde durch Fernwärme des ZAK Kempten beheizt und über ein hocheffizientes Wärmeverteilsystem gesteuert. Die moderne Sensorik mit Raumtemperaturfühlern und elektronisch gesteuerten Heizkörpern verbrauche rund 20 Prozent weniger Energie.
Durch die tageslichtabhängige Steuerung der LED-Beleuchtung würden rund 60 Prozent Energie eingespart. Durch die Änderung der Raumnutzung gebe es im Rundbau „keine hochdicht belegten Klassenräume“ mehr. Eine zentrale Lüftungsanlage zu installieren wäre darum „Wahnsinn“ gewesen, „der völlig falsche Weg“ und aufgrund der geringen Raumhöhe auch nicht möglich, so Scheible. „Man muss da abwägen, was sinnvoll ist.“ Die Lüftung der Räume erfolgt im Rundbau nach wie vor über „Naturlüftung“, sprich: Fenster auf.
Der Neubau der FOS/BOS sei energetisch auf dem neusten Stand der Technik. Hier, wie auch später bei der sanierten Berufsschule, käme eine zentrale mechanische Lüftungsanlage mit einer hocheffizienten regenerativen Wärmerückgewinnung aus der Abluft (Wärmerückgewinnungsgrad 78 Prozent) zum Einsatz. „Sensoren messen kontinuierlich den CO2-Gehalt der Raumluft und sorgen für die optimale Frischluftzufuhr. Zudem haben wir dank einer modernen Technik, die meines Wissens einzigartig ist in der Region, die Möglichkeit, die Außenluft etwas abzukühlen, ehe wir sie wieder ins Gebäude einblasen. Anstatt eine energieintensive Kühlanlage zu verwenden, wird kaltes Wasser in die Abluft versprüht. Somit sei eine Abkühlung der Außenluft von z.B. 32 auf 25 Grad möglich“, erklärte Scheible. Insgesamt befände man sich bei allen Maßnahmen unterhalb der geltenden ENEF (gesetzliche Vorgaben zur Energieeffizienz).
„Wir legen immer höchste Standards an, in die wir auch viel Geld stecken“, betonte Thomas Baier-Regnéry, Referent für Schule, Jugend und Soziales. Er nannte die Kritik der beiden Stadträte „sehr befremdlich“. Man sei überrascht über den Brief gewesen, so die einhellige Aussage. „Man müsste im Stadtrat eigentlich wissen, was man in den letzten 15 Jahren hier alles gemacht hat.“ Kiechle: „Wir werden in der in der Zweckverbandsversammlung in dieser Woche über den Verlauf des heutigen Termins berichten und das Thema diskutieren. Danach erfolgt die Weitergabe der Informationen an den Stadtrat.“ Das gesamte Gremium werde dann zu einer ähnlich gelagerten Informationsveranstaltung eingeladen.