Architekt im Kreuzfeuer

Denklingen – Deutliche Kritik musste Architekt Benedikt Sunder-Plassmann (Greifenberg) einstecken, als in der letzten Sitzung des Denklinger Gemeinderates weitere Vergaben zum Gasthof Hirsch anstanden, der zum Rathaus umgebaut wird. Am meisten entzündete sich der Unmut an den Mehrkosten beim Gewerk Putz- und Stuckarbeiten. Aber auch die Kosten für die Möblierung wurden zum Streitthema.
Zweiter Bürgermeister Norbert Walter zeigte sich „enttäuscht“, dass bei den Putz- und Stuckarbeiten 60.000 Euro mehr fällig sind gegenüber der Kostenberechnung. Er vermisste einen „Puffer“ für Unwägbarkeiten.
Gemeinderat Stephan Egner griff zu deftigem Vokabular. Er habe „den Glauben verloren“. Das Ergebnis der Ausschreibung im Vergleich zur Kostenberechnung kommentierte er mit „völlig daneben“ für einen Fachplaner, der sich beruflich mit historischer Substanz befasse.
Gemeinderätin Regina Wölfl stieß ins selbe Horn. Die Vorgehensweise sei nicht in Ordnung. Am besten wäre es, die Ausschreibung aufzuheben und eine neue Runde zu starten. Ein solches Vorgehen sei rechtswidrig, antwortete Bürgermeister Michael Kießling.
Architekt Benedikt Sunder-Plassmann räumte im Gemeinderat ein: „Ich gebe zu, dass ich das mit dem Putz falsch eingeschätzt habe.“ Er hätte früher mit dem Hammer drauf klopfen sollen, ergänzte der verantwortliche Planer.
Hinter der äußeren harten Schale brösele das gesamte Material weg, erklärte Sunder-Plassmann. Die Ursache dafür sei ein hoher Salzgehalt. Dies sei im Labor festgestellt worden – freilich erst nach der Kostenberechnung. Die Konsequenz sei, dass beim Putz im unteren Bereich des Bauwerks wesentlich mehr Masse entfernt und danach neu aufgetragen werden müsse.
Bei vier Gegenstimmen entschied der Denklinger Gemeinderat, das Gewerk Putz- und Stuckarbeiten an eine Firma in Moorenweis zu vergeben. Diese hatte mit 179.000 Euro das günstigste Angebot unter vier Bietern vorgelegt.
Mehrkosten steigen
Damit klettern die bisherigen Mehrkosten samt der im Juli genehmigten Nachträge, die vor allem auf die marode Substanz des Mauerwerks und der Balken zurückzuführen waren, auf knapp 250.000 Euro. Insgesamt wird der Umbau des ehemaligen Gasthofs zum Rathaus etwa 4,5 Millionen Euro verschlingen.
Mit elf zu vier Stimmen wurde beschlossen, dass eine Firma aus Kaltenberg die drei Küchen installiert: eine größere Zeile für den Sozialraum im Erdgeschoss, eine Teeküche für das Besprechungszimmer im ersten Stock und eine weitere Teeküche für den Sitzungssaal im Dachgeschoss. Kostenpunkt: 22.000 Euro.
Kritik daran brachten Anita Gropp, Regina Wölfl und Stephan Egner vor. Gropp und Wölfl stellten die Frage, warum es denn Schreinerküchen sein müssten. Ihr sei das „zu hochwertig“, bekundete Wölfl.
Bürgermeister Michael Kießling entgegnete, eine Schreinerküche sei stabil und halte lang. Die Küchen im Rathaus sollten außerdem zur Wertigkeit des denkmalgeschützten Bauwerks passen; außerdem seien Schreinerküchen nicht viel teurer als solche „von der Stange“. Man wolle schließlich auch das heimische Handwerk fördern.
Architekt Sunder-Plassmann sagte, der Preis von 22.000 Euro für eine Küche und für zwei kleine Teeküchen sei nicht besonders hoch. Im Übrigen seien bei der Ausschreibung auch Küchenstudios angeschrieben worden, aber da habe sich keiner beteiligt.
Bei zwei Gegenstimmen ist anschließend beim Gewerk Schreiner-Möbel die Vergabe an eine Firma aus Kaltenberg gebilligt worden. Die Kosten machen 118.000 Euro aus. Mit zehn zu fünf Stimmen abgelehnt wurde es, eine Firma aus Augsburg für den Bereich Besucherstühle, Garderobe und Stahlschränke zu beauftragen. Was die Gemeinderatsstühle und einen eigenen Pressetisch anbelangt, war Bürgermeister Kießling gar der einzige, der für die Vergabe stimmte. Alle 14 Räte votierten hingegen mit Nein.
Einigkeit herrschte am Schluss dann bei zwei weiteren Vergaben. Dies betraf Arbeitstische, Sideboards und einen Besprechungstisch (40.000 Euro), aber auch Stühle, Besprechungstisch und Stehtische (10.000 Euro). Beide Aufträge übernimmt eine Firma aus Pürgen.
jj