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Luftwaffe live in Penzing

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Auch das Cockpit eines CH-53 Transporthubschraubers konnte besichtigt werden. Insgesamt hatte das LTG 61 rund 20 Flugzeuge und Hubschrauber für Besichtigungen freigegeben. © Spörer

Penzing – Es herrschte Kaiserwetter und mehrere zehntausende Besucher waren der Einladung des Lufttransportgeschwaders (LTG) 61 nach Penzing gefolgt. Das LTG 61 feierte mit diesem Tag im Rahmen des „Tages der Bundeswehr“ sein 60-jähriges Bestehen. Es war aber auch gleichzeitig das Abschiedsfest des Geschwaders, das noch in diesem Jahr endgültig aufgelöst wird. Die Ära der Transall geht zu Ende, das Nachfolgemuster Airbus A 400 M soll die Aufgaben übernehmen.

In Penzing sind die Hallen für die A400 M aber zu klein. Für die Besucher gab es ein spannendes Flugprogramm zu sehen, das die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe eindrucksvoll demonstrierte. Auf dem Boden konnten die Besucher die Transportflugzeuge und Hubschrauber auch von innen besichtigen. Die Erklärungen von Piloten und Fachleuten gab es dazu von der Bühne. Alles in allem eine super gelungene Veranstaltungen, organisiert von den Soldaten und Soldatinnen des LTG 61.

Der Tag begann mit einem ökumenischen Feldgottesdienst auf der Bühne. Danach starteten zwei Traditionsflugzeuge, mit denen das Luftwaffentransportgeschwader zu Beginn im Jahr 1957 ausgestattet war, einer amerikanischen C47 „Dakota“ und die aus französischer Produktion stammenden Noratlas. Im Verband mit der in historischer Sonderlackierung bemalten Transall überflogen die drei Flugzeuge fast lautlos die Landebahn des Penzinger Fliegerhorstes. Richtig laut wurde es dann danach, als ein Eurofighter seine Wendigkeit am Himmel demonstrierte. Mit eingeschaltetem Nachbrenner stieg der Eurofighter senkrecht in den azurblauen Himmel. Die G-Belastung für die Piloten ließ sich bei den engen Kurven, die der Jet flog, nur erahnen.

Derweil hatten sich schon am Boden lange Schlangen vor den verschiedenen Transportern und Hubschraubern gebildet. Wer einen Blick ins Cockpit werfen wollte, musste viel Geduld mitbringen. Die Wartezeiten betrugen mehr als eine halbe Stunde.

Für die interessierten Luftfahrtfans war der Blick in den neuen Transporter der Luftwaffe, der A400 M sehr spannend. Das Cockpit mit den großen Bildschirmen bot im Vergleich zur Transall einen „aufgeräumten“ Eindruck. Fachleute bezeichnen die mehrere hundert Instrumente im Cockpit der Transall oft spöttisch als „Uhrenladen“.

Die längsten Schlangen gab es zur Mittagszeit bei den Essens- und vor allem an den Getränkeständen. Die Gulaschkanone der Bundeswehr bot für 2,50 Euro Erbsensuppe mit Wurst und Brötchen an. Es sind mehrere tausend Liter Suppe über den Tresen gegangen, sagte Ober­stabsfeldwebel Udo Schuster dem KREISBOTEN. Mindestens 100 Meter lang war auch die Schlange vor dem Hähnchenstand. Die riesengroße Halle IV, in der sonst die Transallmaschinen gewartet werden, hatten die Organisatoren des Flugtages in ein riesiges Bierzelt verwandelt. Wer keinen Platz fand, setzte sich einfach auf die Wiesen- oder Betonflächen des Vorfeldes.

Die Besucher kamen von nah und fern. Noch nie zuvor hatte der Ort Penzing so viel Busverkehr gehabt wie an diesem Tag, denn die Luftwaffe hatte einen Bus-Shuttledienst mit 180 Bussen von verschiedenen Orten im Landkreis organisiert. Penzings Bürgermeister Johannes Erhard sieht den Abschied des LTG 61 mit einem weinenden und einem lachenden Auge, wie er betonte. „Es war eine Schrecksekunde, als wir im Oktober 2011 die Nachricht erhielten, dass der Standort aufgegeben wird“. Nun hofft Erhard auf eine rasche Entscheidung der Bundeswehr über die Nachnutzung.

Ein Riesenlob für die Organisation des Tages erhielten die Soldatinnen und Soldaten von ihrem obersten Chef, dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner. „Ich freue mich über die riesige Resonanz. Sie belohnt die monatelange Vorbereitung unserer Luftwaffe auf diesen Tag“, sagte Müllner gegenüber dem KREISBOTEN. Man muss den Organisatoren bescheinigen, dass sie an alles gedacht haben, sogar an die Ohrenstöpsel, an die Kinderrundfahrten mit der „Bimmelbahn“ oder an die Super-Informationen von der Bühne.

Daniel Draken, Kommodore des LTG 61, nutzte die Gelegenheit, seinen Dank an die Bevölkerung auszusprechen. „Danke für die tolle Zeit in Penzing, danke für den Ort, der uns 60 Jahre Heimat war“. Begeistert zeigte sich Draken auch über die Zusammenarbeit mit Behörden und Firmen, deren Kooperation letztlich der Schlüssel für den erfolgreichen Tag gewesen sei. „Da steckt viel Herzblut, Spaß und Freude drin“.

Für Landrat Thomas Eichinger war die hohe Besucherzahl ein Zeichen der Verbundenheit der Bürger mit ihrer Luftwaffe. Ähnlich äußerte sich auch Bundestagskandidat Michael Kießling. „Unsere Bürger zeigen mit ihrem Besuch ihre Wertschätzung für die Leistungsfähigkeit der Luftwaffe“. Auch Iglings Bürgermeister Günter Först war begeistert, traf er doch viele Iglinger auf dem Flugtag.

Martin Ziegler war eigens aus Nördlingen angereist. Der KREISBOTE traf ihn im Schleudersitz bei einer Trockenübung. „Ich kann mir das Gefühl gar nicht vorstellen, wenn man im Flugzeug den Schleudersitz auslöst und samt Sitz raketenartig in den Himmel geschossen wird“. Jens und Peggy Husche hatten dagegen ein Heimspiel. Mit ihren vier Kindern und Opa Rainer hatten die Penzinger nur eine kurze Anreise, wobei Opa Rainer eigens für diesen Tag aus Dresden angereist war.

In der der Mittagspause zwischen 12 und 14 Uhr ruhte der Flugverkehr, während immer noch tausende von Besuchern zum Fliegerhorst unterwegs waren. Der Nachmittag begann mit einer Demonstration einer Luftbetankung. Deutlich konnte man die Treibstoffausleger am Airbus A310 erkennen. Die beiden Tornados flogen bei dieser Demonstration nur einen Meter von den Auslegern entfernt. Normalerweise finden Luftbetankungen in größerer Höhe statt. Eskortiert wurden sie von zwei Eurofightern, gut zu erkennen an den Deltaflügeln. Danach folgten ein Absprung von Fallschirmspringern und Vorbeiflüge von verschiedenen Flugzeugtypen.

Insgesamt hatten, so die Luftwaffe, 51.155 Besucher den Weg nach Penzing gefunden. Die Zahl der Zaungäste, die sich das Spektakel von außen ansahen, schätzte das LTG 61 auf 3500. Gefeiert wurde der Tag der Bundeswehr an 16 verschiedenen Standorten, darunter an zwei weiteren Luftwaffenstandorten in Diepholz und Faßberg.

Siegfried Spörer

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