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Keine rote Karte für Jäger

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Gute Laune nach der Veranstaltung: Behördenleiter Hans-Jürgen Gulder, Vize-Landrat Peter Ditsch und Jagdvorstand Georg Duschl (v. links). © Roettig

Schwifting – So niedlich Rehe auch anzuschauen sind, so schädlich können sie für unsere Wälder werden. Ein 20 Kilogramm schweres Reh frißt täglich zwischen zwei und vier Kilogramm Grünmasse wie Knospen und Triebe junger Bäume. Ein ausgewachsener Hirsch kommt auf bis zu 20 Kilogramm am Tag. Dabei sind seltene Baumarten wie Weißtanne, Eiche oder Ahorn besonders schmackhaft.

Um einen Kahlfraß zu verhindern, müssen Waldbesitzer, Jäger und Förster gemeinsam dafür sorgen, dass der Wildbestand nicht überhand nimmt und so die Voraussetzung für Erhalt und Aufbau stabiler und klimatoleranter Mischwälder geben ist.

Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei Jahre ein Gutachten zur Situation der Waldverjüngung, auch Vegetationsgutachten genannt. Die Ergebnisse für die sechs Hegegemeinschaften des Landkreises Landsberg am Lech – Lechfeld, Paartal, Windach, Ammersee, Süd und Fuchstal – wurden jetzt beim Dorfwirt in Schwifting vorgestellt. Diese Hegegemeinschaften umfassen 130 Jagdreviere auf einer bejagbaren Fläche von 66.137 Hektar.

Der Einladung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck waren rund 150 Revierinhaber, Jagdvorstände und Jäger gefolgt. Das zentrale Thema des Abends war der Einfluss des Rehwildes auf den Zustand der Waldverjüngung.

Um in dieser Frage eine objektive und verlässliche Datengrundlage zu erstellen, wurde heuer bereits zum elften Mal seit 1986 eine systematische Verjüngungsinventur in allen Wäldern des Landkreises Landsberg durchgeführt. Dabei untersuchten Mitarbeiter der Forstverwaltung, ausgerüstet mit Messlatten und Datenerfassungsgeräten, an Hunderten von Aufnahmepunkten die Verbisshöhe und den Zustand von Trieben und Knospen. Speziell von Fichte, Tanne, Buche, Edellaubholz und sonstigem Laubholz wurden penibel die Daten aufgenommen. Dieses nur in Deutschland praktizierte Verfahren zur Erstellung von „Bissgutachten“ ist ausgerichtet auf Transparenz und enge Einbindung von Waldbesitzern und Jägern.

Behördenleiter Hans-Jürgen Gulder stellte die Messergebnisse in Diagrammen auf einer Powerpointpräsentation vor. Diese Daten sind die Basis für die demnächst erscheinenden „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, das den sechs Hegegemeinschaften des Landkreises Aufschluss gibt, ob der Verbiss für unsere Wälder tragbar ist oder nicht. Aufgrund dieser Entscheidungshilfe kann die jeweilige Abschussplanung erstellt werden.

In diesen Abschussplänen wird geregelt, wie viele Tiere geschossen werden sollen. Das ist notwendig, damit das Wild und sein Lebensraum Wald in einem ausgewogenen Verhältnis bleiben. Nur so kann das gesetzlich festgeschriebene „Waldverjüngungsziel“ erreicht werden. Demnach sollen sich die standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen gegen Wild, wie zum Beispiel Zäune, natürlich verjüngen können.

Wie Behördenleiter Gulder betonte, habe sich der Landkreis Landsberg in den Jahren 1991 bis 2015 in Sachen Waldverjüngung positiv entwickelt. Keine der sechs Hegegemeinschaften werde in den demnächst bekanntgegebenen Gutachten eine „Rote Karte“ bekommen. Wie in der Schule gibt es für die Verbissbelastung Zensuren, die als „günstig“ und „tragbar“ (grün), „zu hoch“ oder „deutlich zu hoch“ (rot) bezeichnet werden.

Die Versammlungsteilnehmer nahmen diese vorgezogene gute Beurteilung positiv auf, darunter Georg Duschl, der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Landsberg, Kreisgruppe im Bayerischen Jagdverband. Erfreut zeigte sich ob dieser Gesamtbeurteilung auch Peter Ditsch, stellvertretender Landrat und Bürgermeister von Prittriching, der als Ehrengast an der Veranstaltung teilnahm.

Dieter Roettig

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