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Schondorf – Ein Satz in der Muttersprache lässt die eigene Heimat näherrücken. Und zeigt den Anderssprachigen die gesellschaftliche Vielfalt. Diese Idee hat der Künstler Andreas Kloker am Schaukasten seines Skriptoriums umgesetzt. Dort sind abwechselnd Sätze in unterschiedlichsten Sprachen zu sehen – die alle von Menschen stammen, die am Ammersee leben.
Die Botschaften in diversen Sprachen füllen nun schon seit mehreren Wochen den Schaukasten vor Klokers kleinem Kunstraum. „Mich fasziniert dabei auch das Geheimnis des Zeichens“, sagt der Künstler. Deshalb habe er selbst auch Arabisch schreiben gelernt und versuche das momentan mit Chinesisch. „Das Unsinnigste, was ich lernen kann, weil ich diese Sprachen niemals sprechen können werde.“ Aber zumindest teilweise lesen.
Er selbst freue sich im Ausland immer, wenn er einen Satz in der eigenen Sprache lese, „zum Beispiel ein Zitat von Goethe. Da springt einen etwas an.“ So ähnlich gehe es sicher auch den Menschen, die hier lebten, aber eine andere Muttersprache hätten.
Viele der ‚Autoren‘ der Botschaften in fremden Sprachen hat Kloker bei der Aktion auch direkt vor Ort getroffen – mit ein Grund für ihn, das Projekt zu starten. Dabei sei ihm das Problem der Übersetzung immer wieder bewusst geworden. Ein Mann aus Eritrea habe zum Beispiel eine Übersetzung Klokers mit dem Wort ‚Liebe‘ angezweifelt. „Das Wort ‚Liebe‘ meinte er anders“: eine Bedeutung, die es im Deutschen nicht gibt – zumindest nicht in einem oder zwei Worten.
Das ehemalige Verkehrsbürohäuschen wird schon seit 25 Jahren von Kloker bespielt. Wer seine Worte im Schaukasten an der Hauswand des Skriptoriums lesen möchte, hat dazu noch zwei bis drei Wochen Zeit.
ks