»Einklang« am Dampfersteg

Stegen – Wer zu einem Schiff der Ammerseeflotte über den Stegener Dampfersteg will, muss künftig vorbeigehen an einem nicht zu übersehenden Kunstwerk, das zum Innehalten, Bestaunen und Nachdenken einlädt. Die Skulptur „Einklang“, geschaffen für das Klassikfestival AMMERSEErenade, wurde jetzt in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit übergeben. Anselm Hoppe (25), der mehrfach preisgekrönte Bildhauer aus Thaining, zeigte sich glücklich über den nach langer Suche gefundenen optimalen Standort direkt am See. Für diesen Platz hatte sich eine Jury aus Vertretern von Wirtschaft, Medien, Kultur und Kirche ausgesprochen. Darunter Dr. Thomas Goppel, der Präsident des Bayerischen Musikrats, Benediktiner-Bruder Odilo Rahm von St. Ottilien und Gisela Detzer, die Kuratorin der Festivalausstellung Art & Music.
Hoppe dankte ausdrücklich Michael Grießer, dem Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, der es schließlich ermöglichen konnte, dass die Skulptur die nächsten zehn Jahre den Einklang von See und Landschaft künstlerisch krönen wird. Die aus einem 1,4 Tonnen schweren Jura-Kalkstein gearbeitete Skulptur zeigt zwei ineinander verschlungene Notenhälse mit wehenden Metall-Notenfahnen. In fast 200 Arbeitsstunden hat Anselm Hoppe im Jahr 2015 das pompöse, aber doch zart anmutende Kunstwerk geschaffen, gelobt von Doris Pospischil, der Initiatorin der AMMERSEErenade: „Um die Tiefe der klassischen Musik erfahrbar zu machen, trägt die kreative Formgebung von Klang in jeder Form bei.“ Dazu Hoppe: „Ich wollte aus dem schweren Stein die Leichtigkeit der Musik hervorheben und dem ganzen Werk auch eine gewisse Dynamik geben. Die Musiknote war die Grundlage meiner Werkidee. Denn Musik verbindet und ist eine einheitliche Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird.“ Ein Herz für die Kultur bewies die Inninger Firma Gandl-Natursteine, die den Jura-Kalkstein gespendet hatte.
Der Bildhauer, ein gelernter Steinmetz, ist Preisträger des renommierten deutschen Handwerkwettbewerbs „Die gute Form“. Das verriet in seiner Laudatio Helmut Pütz, der Vorstand von Europas führender Plattform für zeitgenössische dreidimensionale Kunst, Sculpture Network. Er plauderte auch aus, dass für Anselm Hoppe am Tag nach der Einweihung die Meisterprüfung im Steinmetz-Handwerk ansteht. Das Lob von allen Seiten hielt sein Lampenfieber vor der Prüfung in Grenzen. Daumendrücken und Glückwünsche kamen auch von Klaus-Dieter Groß, dem ersten Vorsitzenden der Vereins „Kultur am Ammersee“.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der zauberhaften Klara Lindner, einer Studentin der Musikhochschule München. Sie intonierte auf der Klarinette Werke von Carl Maria Weber und Wolfgang Amadeus Mozart. Sie freut sich übrigens auf die kommende AMMERSEErenade, die vom 27. August bis 2. September Weltklasse-Musiker und viel fachkundiges Publikum in die Region locken wird. Näheres dazu auf der Webseite www.ammerseerenade.de.
Einklang herrschte bei der Einweihung der Skulptur, wenn da nicht die vielen Mücken gewesen wären. So musste sich Klarinettistin Klara während ihres Spiels oftmals das Lachen verkneifen, wenn im Publikum vor ihr mit seltsam hastigen Verrenkungen versucht wurde, die Plagegeister zu verscheuchen. Es war deshalb gut geplant von Doris Pospischil, den anschließenden Empfang in den am Steg liegenden mückenfreien Ausflugsdampfer Augsburg zu verlegen. Auch hier wurde exzellente musikalische Kost geboten. Das Klavier-Querflöte-Duo „Fantasia“ mit Utum Yang und Julia Ito machte Appetit auf mehr beim kommenden Klassikfestival.
Dieter Roettig