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Spuren aus der Bronzezeit am Geltendorfer Bahnhof

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Kleinarbeit: Noch mindestens bis in den Spätherbst hinein werden die Archäologen unter der Leitung von Lutz Kunstmann auf dem Gelände am Guggenbergweg beschäftigt sein. © Osman

Geltendorf – Spuren aus der Bronzezeit verbergen sich in einem Gelände in der Nähe des Geltendorfer Bahnhofs. Ein Archäologen-Team ist dort mit Ausgrabungen beschäftigt. Gefunden wurden bereits Hinweise auf Besiedlung und ein Gräberfeld.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche am Guggenbergweg nördlich der Bahnlinie wurde im Zuge der Gleisarbeiten zwischen Grafrath und Geltendorf von der Deutschen Bahn zur Lagerung von Schotter verwendet. Kurz bevor es renaturiert werden sollte, wurde das Landesamt für Denkmalpflege aufmerksam. Denn in unmittelbarer Nähe ist ein Bodendenkmal registiert. Daraufhin erteilte das Landratsamt der Bahn die Auflage, die Fläche untersuchen zu lassen.

Damit sind aktuell der Diplom-Archäologe Lutz Kunstmann und sein Team von der Firma Archbau beschäftigt. Kleine Fähnchen im Boden weisen darauf hin, dass sie bereits Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung gefunden haben. „Man kann Pfostenreihen rekon­struieren“, erklärt Kunstmann. Anhand dieser können die Fachleute bestimmen, wo einst Gebäude gestanden haben. „Sie waren in Nord-Süd-Richtung angeordnet.“

Dass die Siedlung in der Hanglage des Guggenbergs stand, überrascht den 50-Jährigen nicht. Das Gelände weiter südlich war sumpfig und wurde erst im 20. Jahrhundert für landwirtschaftliche Zwecke trockengelegt. Die Menschen in vorgeschichtlicher Zeit hätten sich dort nicht niedergelassen. „Dass die Nässe im Sumpf der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich ist, wusste man auch schon in der Bronzezeit“, sagt Kunstmann. Er schätzt, dass die Siedlungsspuren aus der Zeit zwischen 1300 und 1200 vor Christus stammen.

Ungewöhnlich ist, dass ganz in der Nähe Überreste von Brandgräbern gefunden wurden. Möglicherweise stammen die Spuren jedoch nicht aus derselben Zeitepoche. Näheres wird die noch ausstehende wissenschaftliche Untersuchung und Datierung ergeben. „Wir stehen noch am Anfang“, betont der 50-Jährige.

Tiefer ins Erdreich

Gefunden wurden außerdem Keramikscherben. Sie lagerten in der obersten Schicht des Grabungsareals. „Und wir gehen noch tiefer“, kündigt Kunstmann an. Bis Ende des Monats werde das sicher dauern. Anschließend soll der abgeschobene Humus, der in einer bewachsenen Halde am Rande der Fläche lagert, versetzt und das darunterliegende Erdreich ebenfalls untersucht werden.

Unter Zeitdruck stehen die Grabungsarbeiten nicht. Das Land ist nicht für eine Bebauung vorgesehen, sondern soll lediglich renaturiert werden. Dazu gehört auch eine Bodenlockerung, denn im Zuge der Gleisarbeiten wurde das Gelände mit schweren Lastwagen befahren – ganz zu schweigen von den Tonnen an Schotter, die hier lagerten. Dass das Denkmalamt noch vorher aufmerksam wurde, war ein Glück, denn durch die Bodenlockerung wären archäologische Spuren unwiederbringlich zerstört worden. 

Ulrike Osman

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