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Wo Anwohner sich noch fürchten

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Die Anwohner der Jahnstraße überreichten Bürgermeister Erich Püttner (rechts) in der vergangenen Woche einen Protestnote mit 96 Unterschriften gegen die geplanten Container für Asylbewerber in ihrer Straße. © Spörer

Kaufering – Die Unterbringung von Asylbewerbern polarisiert. Das haben Kaufe- rings GAL-Gemeinderatsmitglieder jetzt am eigenen Leib erfahren müssen. „So viele Besucher unseres Bürgertreffs in der Trattoria La Piccola Cena hatten wir im ganzen letzte Jahr nicht“, meinte Ratsmitglied Andreas Keller nach dem Stammtisch. Es waren vor allem die Anwohner der Jahnstraße, die in größerer Zahl ihren Unmut über die Entscheidung des Marktgemeinderates kund tun wollten. Wie im KREISBOTEN berichtet, sollen die Asylbewerber aus der Schlesierstraße zukünftig in Containern an der Jahnstraße wohnen, da die bisherige Unterkunft nicht mehr renovie- rungsfähig ist und abgerissen werden muss.

Im Ergebnis wollen die Anwohner eine neue Standortsuche. Der Standort Jahnstraße sei unverhältnismäßig, betonten sie. Sabine Wullich formulierte ihre Ängste klipp und klar. In ihren Augen entstehe in der Jahnstraße ein „neuer sozialer Brennpunkt mit permanenten Polizeieinsätzen“. Die Zustände auf den griechischen Inseln dienten ihr als Beispiel. Dieser Argumentation konnten und wollten viele Besucher des Bürgertreffs nicht folgen. GAL-Fraktionschef Dr. Patrick Heißler und auch Kauferings 2. Bürgermeisterin Gabriele Triebel wiesen darauf hin, dass es mit den Bewohnern der Schlesierstraße, um die es hier geht, bisher nie Probleme gegeben habe. Ein anderer Besucher meinte, „ich weiß nicht, warum man hier Probleme strickt, die nicht vorhanden sind“.

Am liebsten, so war herauszuhören, hätten die Anwohner der Jahnstraße alle in Kaufering lebenden Asylbewerber auf der Wiese zwischen Kaufering und dem Landsberger Gewerbegebiet untergebracht. Gegen eine solche Zentralisierung wehrte sich Triebel vehement. „Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren“.

Wertminderung

Ohnehin war die grüne Gemeinderätin für die Anwohner der Jahnstraße offensichtlich ein rotes Tuch. Gabriele Triebel hatte sich für mehrere kleinere dezentrale Standorte und somit auch für die Jahnstraße ausgesprochen. „Können Sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass unsere Grundstücke wertgemindert werden“, fragte Sabine Wullich.

Auch Bürgermeister Erich Püttner bekam eine volle Breitseite. Die Anwohner kritisierten seine Informationspolitik und sprachen von einem „abgekarteten Spiel zu ihren Lasten“. Zur Lichtgestalt avancierte dagegen Manfred Nieß (CSU). Er hatte sich auf einer Informationsveranstaltung bereit erklärt, das Thema erneut in den Gemeinderat einzubringen. Sollten die Ratsmitglieder aber bei ihrer Entscheidung, die demokratisch mit 16:4 Stimmen für den Standort Jahnstraße gefallen war, bleiben, drohten die Anwohner schon mal mit einer Klage. Besucher Peter Grumann fand das „empörend“.

Undemokratisch

Die von den Standortgegnern vorgebrachten Argumente waren alle nicht neu. Negative Einzelbeispiele lärmender Asylbewerber standen im Mittelpunkt, sogar der am vorvergangenen Wochenende beim Baden im Lech am Landsberger Inselbad ertrunkene 17-jährige Asylbewerber musste als Negativbeispiel herhalten. Die Entschei- dung für den Containerstandort Jahnstraße sehen die Anwohner als „undemokratisch“ an, weil sie „vorher nicht gefragt“ worden seien.

Wie im KREISBOTEN berichtet, hatten die Anwohner bereits in der vergangenen Woche eine Liste mit 96 Unterschriften gegen den Standort Jahnstraße an Bürgermeister Püttner überreicht und damit ihren Unmut zum Ausdruck gebracht.

Siegfried Spörer

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