Der Landkreis ist für Foresti durch das Format ‚Kreiskulturtage‘ ein „Ermöglicher“: Künstlern des Landkreises soll durch organisatorische und ‚werbende‘ Unterstützung das Zeigen des eigenen Tuns nach außen erleichtert werden. Dieses Jahr unter dem Motto Sehnsucht, treffender denn je. Starteten die ersten Kreiskulturtage mit „Heimat“, ging es 2019 um „Mut“: „Zeiten, nach denen wir uns jetzt sehnen, auch nach dem Mut“, vermutete Landrat Thomas Eichinger in seiner Ansprache. Sehnsucht beinhalte aber auch eine Nuance Glück, das zusammen mit dem Schmerz des Vermissens erst dieses wehmütige Gefühl komplettiere.
Die Kombination aus Glück und Schmerz zeigte sich auch im Programm, das nahezu alle Bereiche der Kunst abdeckte – sogar die bildende. Den Anfang machte Nils Hegner von der Ballettschule Beatrix Klein, der in Rot zu Klavier-Cello-Musik über die Bühne schwebte, im Anschluss begleitet von drei weiteren Ballett-Elevinnen: Dieses Jahr keine Rüschen, sondern beeindruckende Modernität. Das dritte der Petrarca-Sonette von Franz Liszt präsentierte Xuan Shao unaufgeregt und präzise, ohne das „besonders leidenschaftliche Suchen“ dieser Sonette zu zerstören. Die Musikpädagogin habe eine ganz direkte Verbindung zum Landkreis, erläuterte Eichinger: Shao ist die Frau des persönlichen Landrats-Referenten Philippe-Maurice Optenhövel.
Das Thema Inklusion setzte „Viva Randerscheinungen“ in einem mythisch-visuell-artistischen Projekt samt Sängerin Souhaila Amade um – im starken Kontrast zum klassischen Auftritt des Duos Franziska Rappay (Geige) mit Erik Müller (Gitarre), das die Dynamik eines Dsárdás präsentierte. Die Akrobatik am Boden und am Vertikaltuch der Schwestern Theresa und Simone Schäfer wurde vom Publikum mit besonders großen Begeisterungsrufen quittiert – zurecht, zeigten die beiden doch perfekte Körperbeherrschung in einer ungemein poetischen Choreographie. Atmosphärisch-psychedelische, elektronische Musik ertönte bei Fallwander, bestehend aus den Musikerinnen Theresa Zaremba und Teresa Allgaier. Und den Abschluss krönte der Schondorfer Künstler Andreas Kloker mit einer seiner „Elementar-Zeichnungen“, dem ‚Malen‘ mit einem nassen Schwamm auf einer Tafel: Bilder eines Chors großmündiger Köpfe, die mit unserem Atem trocknen, verschwinden – ganz gemäß der glücklich-schmerzenden Sehnsucht.
Eichinger moderierte zügig mit Vorhang-Slapstick, die Umbauten liefen problemlos, DJ Rupen Gehrke aka Rupido ließ das Foyer unter tanzenden Füßen beben. Die Eröffnung der dritten Kreiskulturtage ist gelungen. Jetzt starten die Veranstaltungen und hoffen auf sehnsüchtige und viele Anschauer, Mitmacher, Genießer, die bis Anfang Juni Kultur komprimiert aufsaugen wollen und können. Wie wir inzwischen wissen, sollte man die Möglichkeiten nutzen. Wer weiß, was morgen ist. Die nächsten Kreiskulturtage zumindest sind erst wieder in drei Jahren.