Wahrzeichen in neuem Glanz

Landsberg – Manchmal dauert es eben etwas länger: Seit letzter Woche ist das Bayertor wieder begehbar. Dabei fielen erste Anstrengungen zur Sanierung bereits in die Anfänge von Stadtbaumeisterin Annegret Michlers Amtszeit. Bis zu den ersten Arbeiten am Bayertor dauerte es aber noch bis 2015. Nun ist das Tor wieder offen und gerüstfrei. Selbst wenn das Kreuzigungsrelief samt Wappen an der Nordseite immer noch nicht neu gefasst ist.
„Es ist sehr schwer, Angebote für die Restaurierung des Reliefs zu bekommen“, erklärt Architektin Ulla Höß vom Bauamt. Lange sei sich das Landesamt für Denkmalschutz nicht sicher gewesen, in welcher Farbgebung das Relief wiederhergestellt werden soll. Weshalb Firmenangebote erst spät eingeholt wurden. Dass das Relief noch heuer in neuer Farbigkeit erstrahlt, ist deshalb unwahrscheinlich. „Das Gerüst wird eventuell auch wieder abgebaut, wenn sich jetzt keine Firma findet“, meint Höß. Denn es leite Regen und Schmutz an die frisch bemalte Fassade.
Die erste Sanierung des Tores fand in den 70er Jahren statt und resultierte in bunten – vielleicht allzu bunten – Farben. Schon in Michlers Amtszeit ab 2004 gab es die Idee zu einer zweiten Sanierung. Alle Schäden wurden aufgenommen und kartiert. Aber andere Projekte standen im Vordergrund: Zum Beispiel die jetzigen Räume der VHS oder das ehemalige Ursulinenkloster. „Aber die großen Lösungen waren halt nicht gewollt“, sagte Michler am Ende ihrer Amtszeit.
Auch bei Oberbürgermeister Mathias Neuner musste die Restaurierung hinten anstehen. Denn eine andere Sanierung hatte Vorrang: die des städtischen Haushalts. 2014 wurde die Sanierung des Bayertors erneut beantragt. Zuschüsse waren da, Pläne lagen vor. Begonnen wurde schließlich 2015.
Als erstes bauten die Stadtwerke den Wasserbehälter im Turm aus. Dann wurde das Fundament des Tores drainagiert und mit Lehm gegen Feuchtigkeit gesichert. Erst dann ging es an die eigentliche Restaurierung: Opferputz kam auf die unteren Meter, um die Salze aus den Mauern zu ziehen. Schließlich wurde die Fassade eingerüstet und neu bemalt. Bereits erneuert ist die Weinstube im südlichen Teil des Tores – „aber einen Pächter suchen wir noch“, gibt Neuner zu.
Jetzt ist alles bis aufs Relief fertig. Breite Holztreppen erleichtern den Aufstieg, sodass nur noch der Schlussteil auf der steilen Wendeltreppe zurückzulegen ist – bis ins „Stübchen“. Dieses hat eine weitere Funktion: Im Fall eines Brandes dient es als Fluchtraum, in den eine Leiter von der Turmspitze herabführt. „Hier kann man warten, bis die Feuerwehr einen rausholt“, so Höß. Die Innengestaltung nehmen sich Bayertorverein und historischer Verein noch vor.
Am ersten Tag waren bis 16 Uhr 16 Besucher auf dem Turm. Bis Ende Oktober können Interessierte täglich außer montags die Spitze erklimmen. Die Tourist Info bietet zudem Führungen an. OB Neuner träumt schon vom Einweihungsfest im kommenden Jahr. Dann soll auch das Relief fertig sein.
Susanne Greiner