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Dans Dans im Stadttheater Landsberg

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Von: Susanne Greiner

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Dans Dans im Stadttheater Landsberg 2022
Ein Beweis für die spannende belgische Musikszene: Dans Dans aus Antwerpen mit Gitarrist Bert Dockx (links), Bassist Frederic Jacques (rechts) und Steven Cassiers am Schlagwerk. © Greiner

Landsberg – Es gibt nicht nur süß, sauer, salzig und bitter, sondern auch ‚umami‘. Das japanische Wort bedeutet ‚köstlich, ‚schmackhaft‘ – sozusagen eine neue Schublade in punkto Geschmacksrichtung. So eine Schublade bräuchte es auch für die belgische Band Dans Dans. Wenn man denn meint, dass Schubladen nötig sind. Das Publikum am Sonntagabend im Stadttheater genoss die Musik der Antwerpener auf jeden Fall auch ohne Kategorienbedürfnis.

Dass ihre Musik nicht so recht in irgendetwas reinpasst, wissen die drei Mitglieder von Dans Dans, Gitarrist Bert Dockx, Bassist Frederic Jacques und Steven Cassiers am Schlagwerk, nur zu gut. Sie selbst beschreiben ihre Songs als „Jazz without stuffiness, rock without blinkers and avantgarde without pretentiousness“, ungefähr „Jazz ohne Spießigkeit, Rock ohne Scheuklappen und Avantgarde ohne prätentiöses Gehabe“.

Im Stadttheater starten die drei Belgier mit vier Songs aus ihrem aktuellen Album (leider in Deutschland noch nicht angekommen). Die zwei weiteren Drittel des Konzertes widmen sich dem sechsten Album „Zink“, das die Band 2021 herausgegeben hat. Ihre Songs können im Punk mit treibendem Rhythmus und viel Schrägem verortet sein. Dann wiederum bilden simple, sich wiederholende Synthi- und Gitarren-Linien gepaart mit hypnotischen Drums die Basis für Meditatives. Rock, gerne psychedelisch, ist zu hören, nachtschattiger Blues, am Rand ein bisschen Country-Anriss. Und dann meint man, mitten im Film zu stehen, zu dem Morricone seine einprägsame, teils bombastische Musik komponierte. Dabei verharrt kein Song im Modus seines Beginns. Triolen setzen sich gegen stapfende Schrittrhythmen durch, ein lärmender Akkord kann sich in einer liedhaften Melodie auflösen und Meditatives zum schrillen Tanz ausufern.

Die Melodien wickeln sich um Cassiers präzises, manchmal auch treibendes Schlagwerkwirken. Jacques trägt mit ruhigen Basslinien und wirft mit dem Minisynthi Zitate ein. Und Dockx tobt sich aus. Der Tremolohebel an seiner Gitarre ist ständig im Einsatz, immer wieder kniet er am Boden, um Tonverfremdungen zu perfektionieren, um verzerrte Stimmen einzuspielen. Die Drei stehen im Dreieck, einander zugewandt, damit jeder jeden im Blick hat. Das Zusammenspiel funktioniert aber sicher auch aufgrund der ersichtlich unbändigen Spielfreude der Bandmitglieder hervorragend. Musik wird bei ihnen zum großen Spiel, zur schwerelosen Leidenschaft. Wohlgemerkt einer nahezu wortlosen. Sätze kommen den Musikern nicht über die Lippen, auch nicht als Ansagen. Sie überlassen ihrem Publikum das Komponierte – ‚nimm und schau, was du damit machen magst‘.

Dass er sich mit Dans Dans keine ‚sichere Bank‘ als Saison­eröffner eingeladen hat, weiß auch der fürs Musikprogramm Verantwortliche im Stadttheater Edmund Epple. „Aber wir suchen eben das Abenteuer.“ Eine Haltung, die das Stadttheater-Musikpublikum zu schätzen weiß und deshalb auch in Pandemiezeiten Konzert-treu bleibt. Die Musik von Dans Dans am Sonntagabend belohnen die Fans des Außergewöhnlichen mit Bravorufen und erklatscht sich zwei Zugaben. Epples Abenteuer-Konzept geht wieder einmal auf – und wie.

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