Der Vorgang ist so skurril, dass ihn die Epfacher Faschingsgesellschaft jetzt aufs Korn genommen hat. Der Hausverbots-Gaudi widmete sie einen ganzen Wagen gewidmet. Ganz vorne am Zugfahrzeug der Epfacher Faschingsgesellschaft: zwei Schilder. Eines zeigt einen Hund, rot umkreist und rot durchgestrichen. Das andere das Konterfei von Bürgermeister Braunegger – ebenfalls rot umkreist und durchgestrichen. „Wir müssen draußen bleiben“, prangt in roten Lettern darunter. Die Faschingsgesellschaft schlägt eine „Paar-Therapie“ für Wirt und Bürgermeister vor.
Bürgermeister Braunegger soll Personal von der Dorfkneipe fürs Bürger- und Vereinszentrum (BVZ) in Denklingen abgeworben haben, das sei der Grund für das Hausverbot, so die Faschingsfreunde.
Doch was ist jetzt wirklich dran am Wirtshaus-Hausverbot für den Gemeindechef? Wir fragen nach bei Markus Forschner, Chef der Epfacher Traditions-Gaststätte „Zur Sonne“. Er zeigt sich wortkarg, spricht von Angelegenheiten, die „schon ewig“ her seien, von „neu aufgewärmten“ Schoten. „Das ist alles vorbei.“ Und überhaupt: Fasching mag er eh nicht, zum Thema will er sich – so ganz offiziell in der Zeitung – nicht äußern.
Alles vorbei? Rathauschef Andreas Braunegger weiß auf Anfrage der Schongauer Nachrichten mit KREISBOTE anderes zu berichten. „Ja, ich habe Hausverbot in der Sonne“, erklärt er. Und das seit Monaten. Vom Abwerben von Mitarbeitern für das Vereinszentrum im Hauptort will der Rathauschef nichts wissen. „Ich bin weder der Wirt noch sonst was vom Vereinsheim.“
Also hat er keine Leute von der „Sonne“ in Epfach abgeworben, um in Denklingen das Vereinsheim zu schmeißen? Natürlich nicht, sagt er. Nicht sein Job, „fürs Personal dort bin ich nicht zuständig“. Die Situation ist belastend. „Es wäre andersrum sicher schöner, ich kann es nicht nachvollziehen.“
Informationen der Redaktionen in Schongau und Landsberg zufolge soll Service-Personal von der „Sonne“ zum Wirt der neuen Vereins-Gaststätte, Magnus Ostenrieder, gewechselt haben. Abgeworben habe er niemand, betont er. An sich wolle er sich zu dem Thema allerdings nicht äußern.
Das Gespräch gesucht hat Andreas Braunegger laut eigener Angabe nicht nur einmal mit „Sonnen“-Wirt Forschner. Ohne Erfolg: „Da war nix zu machen.“ Die Situation ist verfahren. Und hat ganz konkrete Folgen für den beschaulichen Ort am Lech: Bereits im Herbst musste die Hauptversammlung der Epfacher Feuerwehr verlegt werden. Die hätte eigentlich in der „Sonne“ über die Bühne gehen sollen.
Weil Braunegger als Bürgermeister hier anwesend sein muss – was mit Hausverbot freilich schwierig werden dürfte – musste die Versammlung kurzerhand ins Feuerwehrhaus verlegt werden. Auch bei einer Jagdverpächterversammlung fehlte Andreas Braunegger jüngst – er musste draußen bleiben.
Die „Sonne“ ist eine beliebte Dorf-Wirtschaft in Epfach. Viele Vereine halten hier ihre Hauptversammlungen ab. Oder haben es zumindest. Denn der Bürgermeister ist eben ein gern gesehener Gast bei Jahresversammlungen. Und weil Andreas Braunegger draußen bleiben muss, würden einige Vereine jetzt die Lokalität wechseln, erzählt der Gemeindechef. Die nächste Versammlung, die bei diesen ansteht, gibt’s in der Denklinger „Hex“ und nicht in der „Sonne“.