Wird die Dießener Mehrzweckhalle zum Millionengrab?

Dießen – „Schnappatmung“ bekam Hanni Baur bei ihrer letzten Sitzung als Dießener Gemeinderätin, als sie die Kostenschätzung für die Sanierung der Mehrzweckhalle am Baumschulweg hörte: 14 Millionen Euro zuzüglich einer neuen Heizungsanlage. Bei dieser Summe lief die lebhafte Diskussion auf einen Abriss und Neubau hinaus.
Dass für die über 40 Jahre alte Halle wegen unzureichendem Brandschutz und diverser Mängel am Baukörper eine Totalsanierung ansteht, war den Gemeinderäten spätestens seit September 2020 bekannt. Sie wurden darüber informiert, dass Brandschutz sowie Lüftungs- und Heizungsanlegen nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen.
Obwohl laut einem Gutachten die Raumluft nicht belastet war und keine akute Gesundheitsgefährdung bestand, zog die Marktgemeinde vor allem wegen der Brandschutzmängel die Notbremse und erließ eine Nutzungsbeschränkung. Schul- und Vereinssport sind demnach weiterhin möglich, auch Veranstaltungen bis maximal 200 Personen. Allerdings mit einer Sicherheitswacht in der Größe einer Feuerwehrstaffel. Mammutevents wie früher der Rosenmontagsball, Skibasar, Kleidermarkt oder auch die Podiumsdiskussion vor den Kommunalwahlen sind nicht mehr erlaubt.
Das von der Rathausverwaltung in Auftrag gegebene Sanierungskonzept wurde in der jüngsten Gemeinderatsitzung vom Brandschutzsachverständigen Wolfgang Maurer vorgestellt. Er sprach von „katastrophalen Schwachstellen“ im gesamten Komplex. Zwar wurden inzwischen für 140.000 Euro die asbesthaltigen Brandschutzklappen ausgebaut, wegen „brandschutztechnischen Gründen“ und weiterer massiven Mängeln müsse es aber bei der Nutzungseinschränkung bleiben. Wie Bürgermeisterin Sandra Perzul ergänzte, fordere das Landratsamt als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde inzwischen konkrete Informationen, wie man mit dem Problemfall weiter verfahren werde.
Wegen den geschätzten Gesamtkosten der Sanierung – allerdings noch ohne neue Heizungsanlage – betonte Maurer, zu erwartende Preissteigerungen seien mit einkalkuliert. Dr. Holger Kramer (Grüne) brachte als erster „Abriss und Neubau“ in die Diskussion. Eine neue Halle sei sicherlich in der gleichen Größenordnung zu bekommen. Thomas Höring (Freie Wähler) pflichtete ihm bei, denn die Sanierung der maroden Halle sei nur „Flickwerk“. Hanni Baur (SPD) bedauerte, dass man in den letzten Jahren viel Geld in diverse Reparaturen der Halle versenkt hat, anstatt gleich ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Ihr Vorschlag, die jetzige Halle für den Sport zu erhalten und für Veranstaltungen eine neue zu bauen, landete gleich in der Ablage. „Wir müssten die alte Halle trotzdem brandschutztechnisch auf Vordermann bringen“, konterte Wolfgang Maurer.
Eine Kostenschätzung für den kompletten Neubau einer Mehrzweckhalle lehnte der Sachverständige ab. Diese wird jetzt nach dem mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss die Verwaltung über ein Fachbüro einholen und auch eventuelle staatliche Förderungen prüfen.
Die Gemeinde wird übrigens zeitnah Trainer, Übungsleiter, Lehrkräfte und Veranstaltungsplaner zu einem Informationsabend einladen. Hier sollen sie aus erster Hand erfahren, wie die Halle bis zu den finalen Entscheidungen nutzbar ist.