Ein Blick über den Tellerrand

Dießen – „Wenn ich an seinem Ufer steh weiß ich, ich liebe ihn, den Ammersee“ – mit einer Hymne auf Dießen und den Ammersee, gesungen und gespielt von elf Kindern der „Karacho“-Band des SOS-Kinderdorfes begann am Samstag der Neujahrsempfang der Marktgemeinde Dießen. Die rockige und fröhliche Musik der Kinder-Band, vertraute und neue Gesichter auf der Bühne und im Publikum, ein gut gelaunt moderierender Bürgermeister, schöne Programmpunkte und ein wundervolles Buffet zum Abschluss machten den traditionellen Neujahrsempfang einmal mehr zu einem rundum gelungenen Ereignis, das Gemeinschaft spürbar machte und optimistisch stimmte.
Zu den Ehrengästen, die Bürgermeister Herbert Kirsch im Traidtcasten begrüßen konnte, gehörten neben dem Hausherrn Pfarrer Josef Kirchensteiner, auch der 90jährige Josef Seefelder aus Obermühlhausen, dem für sein karitatives, soziales und künstlerisches Wirken erst vor wenige Wochen der goldene Ehrenring der Gemeinde an den Finger gesteckt wurde.
Eine ganz besondere Krawatte mit dem Logo des SOS-Kinderdorfes trug der Bürgermeister, um an ein ganz besonderes Jubiläum zu erinnern: Das erste Kinderdorf weltweit wurde 1956, vor genau 60 Jahren, von Hermann Gmeiner in Dießen gegründet. „Der Beginn einer geradezu beispiellosen Erfolgsgeschichte“, wie Kirsch betonte. Heute gibt es über 550 SOS-Kinderdörfer in 132 Ländern.
Wichtig war dem Bürgermeister auch ein Blick über den Tellerrand hinaus: Der Brexit, die Wahl in den USA, kurz das Erstarken der populistischen Strömungen seien schmerzhaft. Mit Blick auf das Wahljahr 2017 appellierte Kirsch an die Dießener, sich für die gemäßigten Parteien zu entscheiden. „Wer sich für Populisten entscheidet, straft nicht die Politiker ab, sondern die Bevölkerung“.
„Unsere Probleme sind lösbar, wir werden 2017 meistern“, betonte Kirsch mit Blick auf Dießen. Das gelte auch für die viel diskutierte Neuplanung des Seekiosk. „Bald werden Sie sagen, so einen Kiosk wollte ich schon immer“, meinte Kirsch mit einem Augenzwinkern. Ausdrücklich rief er zur regen Beteiligung am bevorstehenden Bürgerbeteiligungsprozess für die Seeanlagen auf: „Machen Sie mit, damit das Ergebnis transparent wird. Wenn man den Willen für eine gemeinsame Lösung hat, dann funktioniert das auch. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen“.
Im Anschluss an die Sportlerehrung stand das Ehrenamt im Vordergrund. „Ohne Sie wäre Dießen um vieles ärmer“, betonte Kirsch. Zwölf Mal wurde die Bronzemedaille für ehrenamtliche Tätigkeiten vergeben, die Medaille in Silber wurde viermal verliehen. Eine Medaille in Gold wird es voraussichtlich erst nächstes Jahr wieder geben. Für eine schöne Überraschung sorgte Hannah Moreth: Die junge Frau aus Riederau erhielt im Herbst den Kulturförderpreis des Landkreises Landsberg in der Sparte Schauspiel und beeindruckte die Gäste des Dießener Neujahrsempfangs mit einem Ausschnitt aus Arthur Schnitzlers Monolognovelle „Fräulein Else“. Für das nächste Jahr, so Kirsch, habe sich bereits Sofia Kiemer angekündigt. Die junge Geigerin wurde vom Landkreis ebenfalls mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet, konnte aber heuer nicht am Neujahrsempfang der Marktgemeinde teilnehmen. 2018 möchte sie deshalb für die musikalische Gestaltung des Abends sorgen.
Großen Applaus gab es für das Buffet-Team der Landfrauen, das heuer von jungen Flüchtlingen unterstützt wurde. Die jungen Männer leben im ehemaligen Gasthof „Drei Rosen“ und werden vom SOS-Kinderdorf betreut. Unter fachkundiger Anleitung haben sie Spezialitäten aus ihrer Heimat für das Neujahrsbuffet vorbereitet.
Ursula Nagl