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Dießens elfter Ehrenringträger

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Von: Dieter Roettig

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Prof. Dr. Thomas Raff mit Urkunde und Goldenem Ehrenring nach der Überreichung durch Bürgermeisterin Sandra Perzul. Im Sitzungssaal des Rathauses hatte man einen Teil von Raffs Büchern ausgestellt. © Roettig

Dießen – Wenn man in Dießen eine Person sucht, die am meisten über Kultur, Kunsthistorie und Heimatgeschichte weiß, gibt es nur einen: Prof. Dr. Thomas Raff. Dieses Kompliment machte Bürgermeisterin Sandra Perzul dem 75-jährigen Kunst- und Kulturhistoriker anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenrings der Marktgemeinde. Kein anderer habe sich in den vergangenen Jahrzehnten mit soviel Herzblut und Liebe für Dießen eingesetzt und Erinnerungen für die Nachwelt geschaffen.

Unter anderem habe er 35 Jahre die Geschicke des Heimatvereins geleitet und damit Dießen seinen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt. Ihm sind beispielsweise Erhalt und Renovierung des Taubenturms, des Blauen Hauses und des Traidtcastens zu verdanken. Er hatte auch die Idee, Dießens Straßenschilder mit Zusatzschildchen über die Geschichte der Straße zu versehen. Auch die jährliche Auszeichnung als „Haus der Jahres“ für besonders gelungene Renovierungen geht auf ihn zurück.

Dank Dr. Raffs umfassendem Wissen über die Kultur- und Kunstszene Dießens konnte zuletzt der repräsentative Bildband „Kunst im Rathaus“ veröffentlicht werden, der mit seinen Texten das Schaffen von 107 namhaften Künstlern und Kunsthandwerkern aus der Region belegt. Weitere lokale Bücher von Dr. Raff: „Spaziergänge durch Dießen“, „Der Taubenturm zu Dießen“, „Dießen in alten Ansichten“ oder „Dießen in alten Darstellungen und Schilderungen“. Dieses Buch hat Ex-Bürgermeister Herbert Kirsch, Gast bei der Verleihung, als erstes gelesen, als er Anfang der 80er-Jahre nach Dießen kam. Mit Kirsch habe Prof. Dr. Raff bestens zusammengearbeitet, in der Regel über den kurzen Dienstweg. So wurde 1998 auf Raffs Anregung hin eine Archivstelle bei der Marktgemeinde eingerichtet.

Auch mehr als 40 geschichtsträchtige Aufsätze über Dießen hat Prof. Dr. Raff geschrieben. In einem erklärt er, warum das Dießener Wappen „Fischermartl“ genannt wird. Das geht auf einen Dießener Fischer namens Martin zurück, der sich 1322 in der Schlacht von Mühldorf durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatte. Als Anerkennung ernannte Kaiser Ludwig Dießen zum Bannmarkt und verlieh das Wappen mit dem Hl. Georg und dem Fisch, das seitdem „Fischermartl“ heißt. Ein Beispiel, wie aus einer Frage eine Forschungsarbeit mit viel Recherche entsteht, wie Raff ergänzte.

Laudatorin Sandra Perzul zitierte Weggenossen von Prof. Dr. Raff, die ihn als Spaziergänger durch die Dießener Kulturgeschichte bezeichnen: „Er wühlt, gräbt aus, plaudert, bringt zusammen, setzt Dinge und Menschen in Bewegung und begeistert mit seiner offenen, liebenswürdigen und großzügigen Art“. Die bewies er gerade wieder, als er der Gemeinde seine private Bibliothek „von zwanzig laufenden Regalmetern“ für das Archiv stiftete.

Prof. Dr. Thomas Raff wurde 1947 in München geboren und besuchte ab 1958 das Internat im Schondorfer Landheim Ammersee, weil seine Eltern in Bierdorf ein Ferienhaus besaßen. Nach dem Abitur studierte er erst Jura, danach Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Europäische Ethnologie. 1979 begann seine berufliche Laufbahn als Kunsthistoriker in der Redaktion „Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte“. Später war er Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Uni Augsburg und nach seiner Habilitation Professor.

Gemeinderat Michael Lutzeier dankte Prof. Dr. Raff in Vertretung der drei Kulturreferenten für sein unermüdliches und ehrenamtliche Wirken für Dießen. Der Geehrte betonte, dass er sein Schaffen nie als Arbeit, sondern als Spaß angesehen habe. Neben Lutzeier (Die Partei) kam viel Beifall auch von den Gemeinderäten Roland Kratzer (CSU), Antoinette Bagusat (Dießener Bürger), Michael Hofmann (Bayernpartei), Marc Schlüpmann (Die Grünen) und Johann Rieß (Freie Wähler)

Vor Prof. Dr. Raff haben erst zehn herausragende Persönlichkeiten seit der Einführung im Jahr 1965 den „Goldenen Ehrenring“ der Marktgemeinde Dießen erhalten. Das bezeugt die Wertigkeit dieser Auszeichnung für handverlesene Bürger, die ihre Kraft und Energie dem öffentlichen, kulturellen und sozialen Interesse der Gemeinde gewidmet haben.

Der erste Ehrenring der Gemeinde Dießen wurde an Schwester Johanna Kreuzer verliehen, die 47 Jahre lang als Lehrerin in Dießen gewirkt hatte. Weitere Ehrenringträger waren unter anderem Monsignore Heinrich Winterholler für seine Verdienste um die Erneuerung von Marienmünster mit Turm und der Winterkirche, Keramiker und Heimatforscher Ernst Lösche oder Liselotte Orff, die das Erbe ihres Gatten Carl Orff für Dießen gesichert hat.

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