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Brink verlässt Gemeinderat

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Liebevoll und detailgetreu hat Martin Brink die Traditionsgaststätte Unterbräu in Dießen renoviert. Sein Mandat im Marktgemeinderat legte er jetzt wegen der Parkplatzproblematik und persönlicher Anfeindungen nieder. © Roettig

Dießen – Kein stiller Rückzug, sondern ein Abgang mit Pauken und Trompeten: Martin Brink, Marktgemeinderat der Freien Wähler (FW), legt mit sofortiger Wirkung sein ehrenamtliches Mandat nieder. In seinem Rücktrittsschreiben an Bürgermeister Herbert Kirsch bittet er um Verständnis für diese Entscheidung. Seit geraumer Zeit habe sich ein „nachteiliges und ungutes Klima“ seinem Unternehmen und seiner Familie gegenüber entwickelt. Der Wirt der Traditionsgaststätte „Unterbräu“ führt weiter aus: „Die inzwischen ausgeartete Impertinenz, mit dem Ziel unserem Unternehmen nachhaltig zu schaden und Nachteile zuzufügen, erreichen leider eine Qualität, die mich zu diesem Schritt zwingen.“

Das Fass zum Überlaufen habe der Beschluss des Gemeinderates gebracht, die seit mehr als 20 Jahren gültige Praxis der Sonderparkausweise für Übernachtungsgäste ausschließlich zum Nachteil der Unterbräu-Gäste zu verändern. Trotz anderslautender Vorschläge und Versprechungen, was „das zielgerichtete Übelwollen und die Willkür“ belege. Bislang bekamen die Übernachtungsgäste einen Parkschein, der das Parken während der Dauer ihres Aufenthaltes am Untermüllerplatz erlaubte. Mit der neuen Regelung dürfen die Unterbräu-Gäste nur noch an den Ankunfts- und Abreisetagen zwei Stunden parken. Anders sehe es aber bei einem Café mit Fremdenzimmern um die Ecke aus. Hier können die Gäste laut Brink wochenlang ihr Auto stehen lassen. Es würden also Genehmigungen mit zweierlei Maß erteilt.

Parkscheine legal

Die leidige Parkplatz-Thematik ging laut Martin Brink bereits im April 2016 los, als seine Frau ­Anna bei der Gemeinde die bislang genehmigten Sonderparkausweise für den Unterbräu beantragte. Wegen Personalnot habe man ihr gesagt, dies sei gerade nicht möglich und sie solle die alten Ausweise fotokopieren. Daraufhin habe Gemeinderat Franz Kubat (Dießener Bürger DB) kolportiert, der Unterbräu verwende „illegal kopierte“ Parkscheine. Erst viele Monate später habe die Verwaltung im Marktgemeinderat richtiggestellt, dass die Kopien rechtens waren. Martin Brink, von Franz Kubat als der „Napoleon vom Untermüllerplatz“ bezeichnet, sieht das als bewusst in Kauf genommene Rufschädigung. Brink bedauerte bei einem Pressegespräch zu seinem Rücktritt, dass Kubat im Gemeinderat zu viele Freiheiten genieße: „Hier werden Grenzen überschritten, Personen beleidigt und ins falsche Licht gerückt.“ Auch Gemeinderat Alban Vetterl (CSU) mache Stimmung gegen den Unterbräu. So werde Brink als „Gastronom 1. Klasse“ bezeichnet, weil er angeblich wegen seiner Mitgliedschaft im Marktgemeinderat bevorzugt behandelt werden wolle und im Eigeninteresse handle.

Das sieht Martin Brink ganz anders. Er spricht auch für die anderen Gastronomiebetriebe, Geschäfte und Gewerbetreibende am Platz. Mit dem leidigen Parkplatzproblem würde man Gäste und Kunden gerade zu abschrecken. Nur 13 Plätze mit einer Stunde Parkzeit stünden zur Verfügung – viel zu wenig für einen Spaziergang in den Seeanlagen, einem Einkaufsbummel oder einer Brotzeit. Das angestrebte Bürgerbegehren, die Parkplätze ganz abzuschaffen, sei gottlob aus der Welt, so Brink.

In vierter Generation

Die Gaststätte Unterbräu, seit über 100 Jahren und in vierter Generation im Familienbesitz, sehen die meisten Dießener, Tagestouristen und Feriengäste als ein echtes Juwel am Untermüllerplatz. Das Traditionshaus wurde in den letzten Jahren aufwendig, liebevoll und mit viel Aufwand renoviert, was man laut Brink entsprechend würdigen sollte. Allein er beschäftige 18 Angestellte und sei ein zertifizierter Ausbildungsbetrieb für Köche und Fachkräfte im Gastgewerbe. Sollte Dießen zu einem Saisonort mit im Winter geschlossener Gastronomie verkommen, würden Arbeitsplätze wegfallen und im Sommer durch ­Saisonkräfte aus dem Ausland ersetzt werden. Allein in Bayern hätten im letzten Jahr über 1.500 Wirtshäuser dicht gemacht, so Brink.

Sein Rücktritt als Marktgemeinderatsmitglied bedeutet für Martin Brink nicht das Ende in der Kommunalpolitik. Als Vorsitzender der Freien Wähler will er weiterhin aktiv die Politik mitgestalten.

Dieter Roettig

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