Aber gemeinsam gewinnen sie schließlich Erkenntnisse, etwa: Du kannst weiblich und männlich gleichzeitig sein, du musst dich nicht entscheiden. Auch ihren Schulfreund Aron, der mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hat, trifft Lola wieder. Gemeinsam versuchen sie, der Angst zu begegnen. „Ich bin dein Inneres, deine Eigenschaften, deine Talente, deine Stärken und Schwächen“, sagt der Spiegel zu Aron, der sich darin plötzlich nicht mehr als zu dick sieht. Er fühlt sich schön. Und so können sich die Freunde allmählich aus der Vorurteilswelt befreien: Auf einem leuchtenden Teppich schweben sie davon.
Musik gibt dem Hörspiel den Rahmen, die Songtexte sind inhaltlich auf das Stück abgestimmt. Die sich verdichtenden Arrangements sind am Computer entstanden. Verantwortlich für den musikalischen Style ist Musicaldarsteller und Sozialpädagoge Emanuel Kasprowicz. Percussion und Soundeffekte, genauso wie die Simulation klirrender oder krachender Geräusche runden das Hörspiel ab und ergeben ein stimmiges Gesamtwerk.
Sexuelle Orientierung, Identität, psychische Probleme: Ausgrenzung und ihre Überwindung sind die Themen des Hörspiels, zu dem es schon 2020 die ersten Ideen gab, berichtet Maximilian Huber, der das Hörspiel gemeinsam mit Julian-Maximilian Pietsch initiiert hat. Beide sind auch die Mitbegründer von Viva Randerscheinungen. „Wir wollten ein partizipatives Projekt erschaffen, an dem sich jeder einbringen und beteiligen kann. Ein soziales Projekt, das sich dem Thema Inklusion widmet. Es ist uns wichtig, auf gesellschaftliche Verhältnisse hinzuweisen, die Ausgrenzung schaffen, und zugleich Möglichkeiten aufzuzeigen, diese zu überwinden“, sagt Huber.
Dass es ein Hörspiel wurde, habe mit Corona zu tun. Gemeinsam mit der Lebenshilfe Landsberg und mit Hilfe der Stadt und dem Landkreis sowie weiteren Unterstützern konnte es realisiert werden. Ein gemeinsames Schaffen: Menschen ohne und mit Behinderung (aus den Wohngruppen der Lebenshilfe) haben zusammen gearbeitet.
Je nach Lust und Talent konnten sich die insgesamt 30 Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen einbringen: Im Bereich „Creative Writing“ wurde der Text des Hörspiels entwickelt, „Songwriting“ beschäftigte sich mit Liedtexten und Arrangements, im Bereich „Gesangstraining und Vertonung“ wurden die Songtexte mit einer Gesangstrainerin eingeübt und im Studio aufgenommen, die Gruppe „Sprechtraining und Vertonung“ hat die Texte des ersten Teams zum Leben erweckt und im Studio mit Musik, Geräuschen und Stimmen zu einem Hörspiel vertont. Das Schaffen jeder Gruppe wurde sozialpädagogisch begleitet.
„Wir wollten Leute zusammenbringen, die sich für eine soziale Vielfalt einsetzen“, sagt Huber. „Jeder hat da vielleicht seinen eigenen Hintergrund, das fragen wir ja nicht ab.“ Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, habe gut funktioniert. Jeder habe eigene Themen mit eingebracht. Dadurch sei eine kreative Geschichte entstanden. Und allen habe es unglaublich gut gefallen, dabei zu sein, so Huber. Die Techniken zu erlernen, etwas gemeinsam zu erschaffen, zu gestalten und zu transformieren.
Zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins im kommenden Jahr soll das Hör- als Schauspiel umgewandelt und auf die Bühne des Stadttheaters gebracht werden. Es solle eher eine Performance als ein klassisches Theaterstück werden, sagt Huber. Mehr möchte er jedoch noch nicht verraten. Aber jeder könne mitmachen und sei willkommen. Das Hörspiel „Leuchtender Teppich“ ist derweil seit dem 1. Dezember abrufbar: auf der Homepage viva-randerscheinungen.de, auf youtube oder auch auf Soundcloud.