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Die Nachbarschaftshilfe Landsberg ist stark gewachsen

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Helfen, wo Hilfe nötig ist. Zum Beispiel bei der Gartenarbeit. Was früher zwischen Nachbarn selbstverständlich war, übernimmt heute unter anderem die Nachbarschaftshilfe Landsberg. © Osman

Landsberg – Jemanden zum Arzt fahren, ihm bei kleinen Arbeiten helfen oder einfach nur Gesellschaft leisten – diese Dinge taten Nachbarn früher ganz selbstverständlich füreinander. In Zeiten von mehr Anonymität und hohem Druck im Berufsleben ist das anders geworden. Darum gibt es die Nachbarschaftshilfe in organisierter Form in vielen Kommunen – seit zweieinhalb Jahren auch in Landsberg. In dieser Zeit ist die Zahl der Helfer stark gestiegen, und die Zahl ihrer Einsätze ebenfalls.

Angefangen hat die Nachbarschaftshilfe in der Lechstadt mit vier Leuten. Inzwischen sind 25 Mithelfer – so die offizielle Bezeichnung – im Einsatz. Bis Ende Mai hatten sie 155 Stunden aktive Hilfe geleistet – so viel, wie im ganzen Jahr 2018. Hinzu kommen etliche Stunden am Telefon. Helfereinsätze müssen koordiniert und Kontakte zu anderen Organisationen hergestellt werden. Denn neben der praktischen Hilfeleistung hat sich die Nachbarschaftshilfe zur Aufgabe gemacht, Menschen an die richtige Anlaufstelle zu verweisen, wenn die Situation des Betreffenden den Rahmen des Ehrenamtes sprengt. „Wir sind inzwischen gut vernetzt“, sagt Koordinatorin Traudl Melloh.

Die meisten Hilfesuchenden sind ältere Menschen. Am häufigsten werden Begleitdienste nachgefragt – Fahrten zum Arzt, oft verbunden mit langen Wartezeiten für die Helfer. Manche bringen Hilfsbedürftige sogar nach Weilheim oder Großhadern. Übernommen werden die Touren aber nur, wenn sie nicht von der Krankenkasse gezahlt werden und damit für Taxi-Unternehmen interessant sind. Man will niemandem sein Geschäft streitig machen. Aus demselben Grund übernehmen die Helfer keine Handwerksarbeiten.

Zum Angebot gehören auch die Begleitung zum Einkaufen oder zu Veranstaltungen, Spaziergänge und Gesellschaft, Hilfe im Behördendschungel, die kurzfristige Betreuung von Kindern und älteren Menschen, um Alleinerziehende beziehungsweise pflegende Angehörige in Notfällen zu entlasten, sowie kleine Arbeiten in Haus und Garten, wenn jemand sie zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder selbst erledigen kann.

Für Anfragen nach wöchentlichen Putzdiensten oder regelmäßiger Hilfe im Garten ist die Nachbarschaftshilfe die falsche Adresse. Überzogene Ansprüche dieser Art seien aber selten, betont Ilga Ahrens. Sie ist bei der Caritas, die als Träger der Nachbarschaftshilfe fungiert, für gemeindeorientierte soziale Arbeit zuständig. „Das Problem sind eher die Leute, die sich nicht trauen zu fragen.“

Frust loswerden

Bei monatlichen Treffen haben die Helfer Gelegenheit, sich auszutauschen, auch mal Frust loszuwerden und von den Erfahrungen der anderen zu lernen. Ganz wichtig ist das Thema Abgrenzung. Zwar kommt es durchaus vor, dass sich ein Helfer längerfristig um eine Person kümmert - doch seine private Telefonnummer sollte er trotzdem nicht herausgeben. „Sonst kommen Anrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit“, weiß Traudl Melloh aus Erfahrung.

Geld bekommt übrigens keiner der Helfer. Bei Begleitungen zahlt der Kunde lediglich die Fahrtkosten.

Ulrike Osman

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