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Unterbringung als schwierigster Teil

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In der Schlesierstraße sollen Neubauten für den sozialen Wohnungsbau entstehen – die Asylbewerber müssen ausziehen. © Erhard

Kaufering – „In Kaufering gibt es gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern weiterhin eine positive Grundstimmung und eine Willkommenskultur“. Das konnte Bürgermeister Erich Püttner nach vielen Wortbeiträgen der Kauferinger Bürger am Schluss der gut besuchten Informationsveranstaltung des Landratsamtes zum Thema Asyl festhalten. 480 Stühle hatte die Gemeinde in der Lechauhalle aufgestellt. Sie waren fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Landrat Thomas Eichinger machte eindeutig klar, wer bei der Verteilung von Asylsuchenden und Flüchtlingen im Landkreis das Sagen hat. „Die Bürgermeister werden nicht gefragt. Wir bringen die Menschen so unter, wie wir das für richtig halten“. Natürlich wolle man das so gerecht wie möglich machen, um ein friedliches Nebeneinander sicherzustellen, betonte Eichinger. Wegen der steigenden Flüchtlingszahlen und des mangelnden Wohnraumes sei die Unterbringung der Menschen der schwierigste Teil. 

Bei unseren Planungen fahren wir auf Sicht, eine langfristige Vorausplanung sei nicht möglich, sagte Eichinger. Wenn die Zahlen so blieben, müsse der Landkreis bis zum Jahresende rund 1500 Flüchtlinge unterbringen. In Kaufering leben derzeit 117 Asylbewerber und Flüchtlinge. Bis Ende 2016 könnten unter den gegenwärtigen Entwicklungen nochmals 96 Menschen dazu kommen. Eichinger lobte die Marktgemeinde und die Asylsozialbeauftragte Elke Puskepelleit ausdrücklich für die gute ehrenamtliche Kultur und die Integrationsbemühungen, die im ganzen Landkreis als vorbildlich gelten. Vor allem die Deutschkurse der örtlichen Volkshochschule seien ein Schlüssel für gute Integration. Eichinger ging auch kurz auf die geplante Containerlösung in Kaufering ein. 

Die seit 2011 in der Schlesierstraße wohnenden Asylbewerber müssten in eine Wohncontaineranlage umziehen, da die dem Landkreis gehörenden Häuser wegen Baumängel abgerissen würden. Dadurch würden sich die Zahlen aber nicht verändern. „Es sei nur ein Umzug“ betonte der Landrat. In der Schlesierstraße sollen Neubauten entstehen, die dem sozialen Wohnungsbau gewidmet würden. Die würden aber frühesten im Jahr 2018 fertig und seien auch nicht für Asylbewerber vorgesehen. Sollte es keine Containerlösung geben, müssten notfalls Turnhallen beschlagnahmt werden, machte der Landrat deutlich. „Das wolle aber niemand“. Ich signalisiere ihnen auch, dass bei steigenden Flüchtlingszahlen vielleicht weitere Container in Kaufering geplant werden müssen“, betonte der Landrat. 

Um den geplanten Umzug der 60 Kauferinger Asylbewerber hatte es bekanntlich heftige Anwohnerproteste gegeben, die in der Drohung gipfelten, die Einstellung gegenüber den Flüchtlinge könnte sich ändern, bliebe es bei dem geplanten Standort in der Jahnstraße. In der anschließenden Frage- und Diskussionsstunde machten viele Kauferinger Bürger deutlich, dass die Menschen, die bei uns leben würden, auch willkommen seien. Dafür gab es viel Beifall in der Lechauhalle. Ein Anwohner schlug vor, die Marktgemeinde solle ein „Kennenlernfest“ organisieren. 

Der Rathauschef versprach, zusammen mit dem Marktgemeinderat dies zu prüfen. Es gab aber auch kritische Fragen und Bemerkungen. „Es gibt auch Leute, die keine Willkommenskultur haben wollen“ sagte ein Besucher. Eine Anwohnerin sagte, „ich ärgere mich, wenn hier auf die Tränendrüse gedrückt wird“. „Ich kann die Vorurteile nicht mehr hören“, konterte ein anderer Bürger. Es kristallisierte sich heraus, dass eine Mehrheit der Besucher in Kaufering der Meinung war, egal wie man zu dem Thema stehe, man müsse die Flüchtlinge menschlich behandeln. Beifall gab es für Aussagen wie „wenn wir Flüchtlinge hier haben, haben wir sie ordentlich zu behandeln“. 

Einige Kauferinger Asylbewerber hatten ebenfalls den Weg in die Lechauhalle gefunden. Einer von ihnen, ein Flüchtling aus Syrien, sagte aus ganzem Herzen „Ich danke euch“. Es passte so gar nicht ins Bild des Abends, dass Bürgermeister Erich Püttner verkünden musste, es habe Antiflüchtlings-Schmierereien an der Lechauhalle gegeben. „Wenn man anfängt zu zündeln, kann es schnell brennen“, mahnte ein besorgter Erich Püttner.

Siegfried Spörer

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