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Voreiliger Kahlschlag?

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Der Wald ist weg: Die Stadt hat diese Fläche im Frauenwald bereits roden lassen, auf der die Firma Rational erweitern will. © Tobisch

Landsberg – In Kaufering und Igling ist man verstimmt. Der Grund: Die beiden Kommunen sind im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung von der Stadt Landsberg ins Bauleitplanverfahren zur zweiten Änderung des Bebauungsplans „Frauenwald-Rational“ zwar miteinbezogen worden. Doch ein Einspruch der beiden Gemeinden stellte sich ohnehin nur noch als Formsache heraus, da die Stadt vorab Fakten geschaffen hat: Die Fläche, auf der das Landsberger Vorzeigeunternehmen erweitern will, ist bereits vollständig gerodet.

Da Rational wächst und wächst, will das Unternehmen seinen Firmensitz im Frauenwald erweitern. Nördlich von Werk 3 steht hierfür eine Fläche von rund 15,5 Hektar zur Verfügung (der KREISBOTE berichtete). Der bisherige Bebauungsplan weist hier 9,5 Hektar Baurecht aus. Weitere 4,5 Hektar Wald sollen in Gewerbegebiet umgewandelt werden.

Dass die Gemeinden Igling und Kaufering das Gefühl haben, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein, das kann Stadtbaumeisterin Birgit Weber durchaus verstehen. Und mehr noch: „Sie haben recht mit ihrer Enttäuschung“, betont Weber. Dennoch sei dies vom planungsrechtlichen her nicht ungewöhnlich. Die so genannten Fachdienststellen – in diesem Fall die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt und das Amt für Landwirtschaft und Forsten – erteilen die Erlaubnis zur Rodung. „Und dem müssen wir folgen“, so die Stadtbaumeisterin.

Wegen des Vogelschutzes dürfe die Rodung auch nur im Winter erfolgen. Nächstes Jahr im Winter wäre es allerdings zu spät, sagt Weber. Dem gesetzlichen Vogelschutz zufolge ist am 1. März Schluss mit derlei Arbeiten, dann beginnt die Schonzeit. Zwischen März und September darf nicht gerodet werden, bestätigt auch stellvertretender Forstbetriebsleiter Peter Graser. Eine Ausnahme von dieser Regel müsste, laut Graser, „gravierende Gründe“ haben. Der Bebauungsplan im Rahmen der „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ liegt noch bis 31. Januar im Bürgerbüro aus. Einen Billigungsbeschluss kann der Stadtrat ohnehin erst im März oder April fassen – dann wird der Plan erneut ausgelegt.

Eine ähnliche Situation ergab sich vor rund einem Jahr. Damals hatte man noch vor einer Stadtratsentscheidung über den Bau von 16 Reihenhäusern am Wiesenring rund 100 Bäume bereits gefällt.

Laut Birgit Weber gehe man hier aber in Sachen Frauenwald nicht besonders schnell vor. „Kontinuierlich bzw. zügig“ ja, aber nicht übereilt. „Der Stadtrat hat uns beauftragt für das wichtigste Unternehmen, das wir haben, ins Bebauungsplanverfahren zu gehen“, so Weber. Das ist seit Oktober der Fall. Seit Anfang November hat man die Erlaubnis zur vorzeitigen Rodung.

Als Träger öffentlicher Belange wurden auch die Nachbargemeinden Igling und Kaufering um Stellungnahme gebeten. Kaufering hat Einspruch erhoben, wohl wissend, dass an den Fakten eh nichts mehr zu ändern ist: „Der Wald hat Klimaschutzfunktion und jeder Baum hat Bedeutung für das Kleinklima“, so Kauferings Bürgermeister Erich Püttner. Dass dieser Einspruch nur reine Formsache ist, ist ihm dabei bewusst.

Anders Iglings Bürgermeister Günter Först: „Eine Stellungnahme macht keinen Sinn mehr. Der Wald ist weg.“ Die Stadt habe hier zum Bedauern Försts bereits Fakten geschaffen. Man habe nichts gegen die Erweiterung von Rational, betont Iglings Bürgermeister, aber: „Das Bauleitverfahren sollte man auch durchziehen.“

„Wir wollen niemanden vor den Kopf stoßen“, betont Birgit Weber und verweist auf die geplanten Ausgleichsflächen, die man für Naherholung aufwerten wolle. Zudem habe es sich bei der Fläche nicht um einen schützenswerten Wald gehandelt, sondern um einen reinen Nutzwald. Diese Rodung wirkt sich jetzt auch positiv auf den Haushalt aus: Der Verkauf des Holzes spült 3.000 Euro zusätzlich in die Kassen der Stadt.

Astrid Neumann

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