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Vom Sehnen und Suchen

Erstellt:

Von: Andrea Schmelzle

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Schellenberger Gedankenfreiheit Landsberg
„Gedankenfreiheit“ von Katharina Schellenberger – eine Arbeit mit einem alten Porzellan-Puppenkopf. © Schmelzle

Landsberg – Verlangen, Streben nach dem Unendlichen, Sinnsuche: „Sehnsucht“ ist existentiell, aber auch individuell. 21 Künstlerinnen und sieben Künstler des RBK (Regionalverband Bildender Künstler Oberbayern) zeigen im Rahmen der Kreiskulturtage in der Zedergalerie ihren Zugang zum Thema „Sehnsucht“. 

Um den Begriff zu erfassen, schlägt Bert Praxenthaler, selbst ausstellender Künstler und zweiter Vorsitzender des Galerievereins Landsberg, bei der Eröffnungsrede einen großen Bogen: von Thomas von Aquin im 14. Jahrhundert bis zu Rammstein, 1997 mit ihrem Album „Sehnsucht“ die Stars der „Neuen Deutschen Härte“. Umgangssprachlich heiße „Sehnsucht“ meist, dass etwas, was in der Ferne liegt, näherrücken möge, sagt Praxenthaler.

Ob Sehnsucht im pathologischen Sinne wie bei den Gebrüdern Grimm als „Krankheit des schmerzlichen Verlangens“ definiert oder emotional und mit großen Gefühlen in der frühromantischen Dichtkunst umschrieben; ob Sehnsucht nach der Ferne, der Wanderschaft oder das große, „metaphysische Streben nach dem Unendlichen“; ob, wie im Mittelalter, die menschliche Sehnsucht nach Gott, die ständige Sehnsucht nach Sinn, oder nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts die laut Albert Camus einzig verbleibende Sehnsucht nach dem Verstehen: Sehnsucht ist ein weites Feld.

28 Künstler setzen sich in der Zedergalerie damit auseinander. Manche haben neue Arbeiten erstellt, andere haben etwas aus ihrem Fundus gewählt, das passend erschien. Malerei verschiedenster Stilrichtungen sowie Objekte und Skulpturen – wenn man sich Zeit nehme für die Arbeiten, könne man die große Bandbreite der Wünsche und Sehnsüchte erkennen, so Praxenthaler. Sehnsucht nach Sommer, nach Leben, nach (Gedanken-)Freiheit, Sehnsüchte, die im „Covid-Atelier“ entstanden sind, Sehnsucht als Ausblick, als Erleuchtung oder als „eigene Folter des Herzens“ – auf jeden Fall etwas „zwischen Sehnen und Suchen“.

„Sehnsucht selbst kann man nicht malen, nur die Bedürfnisse der Menschen, aus denen sie entsteht“, meint Malerin Margarete Bartsch. Lyrik oder Gedanken dazu sind teils neben den Werken zu lesen, teils soll das Werk für sich sprechen. Der Betrachter solle sich einlassen, sich selbst Gedanken machen und sich auf seine „Kompetenz des Anschauens“ verlassen. Bis zum 30. Juni wird zumindest unsere Sehnsucht nach Kunst in der Zedergalerie gestillt.

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