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Straßenausbau ohne Bürgermeister-Anteil

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In einem wirklich maroden Zustand befindet sich die Dießener Wolfsgasse, die jetzt endlich ausgebaut werden kann. Mit seinem Beschluss beendete der Markgemeinderat den jahrelangen Zwist mit den Anliegern. © Roettig

Dießen – Aller Widerstand der Anlieger gegen einen Ausbau der Wolfsgasse hat letztendlich nichts gebracht. Sie müssen sich jetzt endgültig damit abfinden, dass die Wolfsgasse zwischen der Einmündung an der Schatzberg­straße und Am Martinsfeld ausgebaut wird und sie dafür zur Kasse gebeten werden. Zwischen 6.000 und 13.000 und in zwei Fällen gar 20.000 beziehungsweise 60.000 Euro kommen nun auf die Anlieger zu.

Der Marktgemeinderat hat den Ausbau in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause einstimmig beschlossen. Hannelore Baur (SPD) schlug drei Kreuze, dass das Thema Wolfsgasse nun endlich abgehakt werden kann, nachdem man vor einem Jahr auch schon soweit war. Sie sprach die Hoffnung aus, dass es bei künftigen Straßenbaumaßnahmen in Dießen schneller voran gehe.

Vorausgegangen war ein zäher Kampf der Anlieger der nur 270 Meter langen Wolfsgasse. Sie waren der Meinung, Sanierung oder Ausbau seien nicht notwendig, da die Straße wenig befahren werde und der dörfliche Charakter erhalten bleiben solle. Mit teils provokanten Schildern protestierten sie auch gegen Bürgermeister Herbert Kirsch, dessen Anwesen am unteren Ende der Wolfgasse knapp im Außenbereich liegt. Er sei „Nutznießer des Ausbaus“, müsse sich aber nicht an den Kosten beteiligen.

Das ganze gipfelte dann in einer nächtlichen Gift-Attacke auf die Hecke am Grundstück des Gemeindeoberhaupts, deren Verursacher freilich auch die Polizei nicht ermitteln konnte. Die Anlieger stritten eine Beteiligung vehement ab. Die Posse um die kleine Wolfsgasse lockte auch das Fernsehen nach Dießen. „Stern TV“ auf RTL berichtete über die Anliegerproteste und überreichte Vize-Bürgermeister Peter Fastl den „Stern der Woche“.

Als demokratisches Mittel ini­tiierten die Anlieger schließlich eine Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren: „Sind Sie dafür, dass der Ausbau (Erschließung) der Wolfsgasse gestoppt wird und alle dazu bestehenden Beschlüsse aufgehoben werden?“. Der Marktgemeinderat lehnte den Antrag auf das Bürgerbegehren ohne Gegenstimme ab, was das Münchener Verwaltungsgericht später bestätigte.

Inzwischen ist viel Wasser den Ammersee rein- und rausgeflossen und die aufgeheizte Stimmung der Anlieger hat sich etwas beruhigt. In zwei Versammlung vor der entscheidenden Ratssitzung trafen sich Vertreter von Marktgemeinderat und Verwaltung nochmals mit der Interessengemeinschaft der Anlieger und diskutieren „sehr sachlich“ über Details des geplanten Ausbaus.

Vize-Bürgermeister Peter Fastl, der den Tagesordnungspunkt Wolfsgasse im Gemeinderat behandelte – Herbert Kirsch zog sich „als befangen“ auf die Zuschauerplätze zurück – erläuterte zunächst den aktuellen Straßenzustand. Die Wolfsgasse ist demnach derzeit lediglich mit einer drei bis vier Zentimeter starken Asphalt-Spritzdecke provisorisch befestigt, wobei die Decke starke Aufbrüche aufweist. Das Verbindungsstück zur Straße Am Martinsfeld ist nicht befestigt und als Kiesstraße ausgebildet. Eine geordnete Straßenentwässerung ist nicht vorhanden, so dass das anfallende Oberflächenwasser über die Ränder in die benachbarten Grundstücke fließt.

Schlaglöcher adé

Nach Starkregen kommt es aufgrund des starken Längsgefälles der Gasse – teilweise über zwölf Prozent – zu Ausspülungen der unbefestigten Bereiche und zu weiteren Ausbrüchen in dem provisorisch asphaltierten Abschnitt. Durch die Schlaglöcher wird die Verkehrssicherheit insbesondere für Fußgänger und Radler beeinträchtigt. Fastl betonte, dass die in der Fahrbahn verlaufende Wasserleitung über 60 Jahre alt und entsprechend marode sei. Auch sie bedürfe dringend einer Sanierung.

Einstimmig folgten die Gemeinderäte der Beschlussempfehlung, die Wolfsgasse auf der Basis folgender Planungsparameter herzustellen: Die Fahrbahnbreite wird 3,80 Meter betragen – da kommt auch der große Schneepflug durch – und rückt damit von den ursprünglich geplanten 4,50 Meter ab. Hier kam man den Anliegern entgegen, die eine Breite von nur drei Metern gefordert hatten. Im Abstand von etwa 50 Metern werden Ausweichstellen mit einer Asphaltbreite von 4,25 Metern angeordnet.

Die Fahrbahn wird beidseitig mit einem Randzeiler eingefasst. Dem von den Anliegern gewünschten Verzicht auf eine Randeinfassung gab der Gemeinderat nicht statt, da diese für eine geordnete Straßenentwässerung wichtig sei. Die Randstreifen zwischen Fahrbahn und Grundstückseinfriedungen werden mit Schotterrasen erstellt.

Im Bereich von Zufahrten und Zugängen wird der öffentliche Verkehrsraum zwischen Fahrbahn und Grundstücksgrenze mit Granitsteinpflaster befestigt. Hier hatten sich die Anwohner mehrheitlich eine Oberflächengestaltung mit Mineralbeton gewünscht. In der Versammlung am 4. September konnten sie allerdings vom Pflaster überzeugt werden. Als Straßenbeleuchtung werden im Abstand von rund 50 Meter auf Wunsch der Anlieger nur sechs Leuchten statt zehn installiert, da die Wolfsgasse keine Durchfahrtsstraße ist.

Nach dem endgültigen Beschluss des Marktgemeinderats soll nunmehr noch im Herbst die Ausschreibung für den Ausbau erfolgen, damit im Frühjahr 2018 die Arbeiten beginnen können.

Dieter Roettig

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