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Das Pfitzner-Denkmal wird zum Mahnmal

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Von: Dieter Roettig

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Pfitzner-Denkmal Schondorf
Aus dem Pfitzner-Denkmal in den Schondorfer Seeanlagen wird ein Mahnmal. Der rechte Teil soll erneuert und mit einem aufklärenden Text versehen werden. © Roettig

Schondorf – Zum wiederholten Mal sorgte das heikle Thema „Hans Pfitzner“ für kontroverse Diskussionen im Schondorfer Gemeinderat, diesmal allerdings mit finalen Entscheidungen: Aus dem Denkmal wird ein Mahnmal und der Straßennamen bleibt bestehen. Allerdings werden erklärende Texttafeln angebracht.

Viel Aufwand für den wegen seiner Nähe zum Nationalso­zialis­mus umstrittenen Komponisten Hans Pfitzner (1869 – 1949), der von 1919 bis 1929 in der Ammersee-Gemeinde gelebt hat. In der Ära von Bürger­meister Gerd Hoffmann hatte man eine Straße nach ihm benannt und anlässlich seines 50. Todestags und 130. Geburtstags am 9. Mai 1999 ein Denkmal in den Seeanlagen enthüllt.

Nicht nur in Schondorf, auch in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands und Österreichs wurde der Komponist Pfitzner mit Denkmälern und Straßenbenennungen geehrt. Bei der aktuellen Aufarbeitung der deutschen Geschichte zur Nazizeit kam Pfitzners ausgeprägte nationalsozialistische Gesinnung und Freundschaft zu Adolf Hitler immer mehr zu Tage und viele Kommunen reagierten sofort. In Hamburg wurde aus der Hans-Pfitzner-Straße die Friedensallee, in Hamm die Lisztstraße, in Münster der Margarete-Moormann-Weg, in Lübeck die Clara-Schumann-Straße oder in Frankfurt die Lilo-­Günzler-Straße.

In Schondorf machte es man sich nicht so leicht, da Pfitzner – zweifellos einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit (Hauptwerk ist die Oper „Palestrina“) – hier immerhin zehn Jahre lang gelebt und gearbeitet hat. Obwohl sich sogar Charlotte Knobloch von der Israelitischen Kultusgemeinde eingeschaltet und die Demontage des Denkmals gefordert hatte, wurde das Thema in mehreren Sitzungen des Kulturausschusses ausführlich diskutiert.

Die Ausschussmitglieder waren sich mehrheitlich einig, dass die spurlose Entfernung des Denkmals keine Lösung sei. Man sprach sich eher für eine Neufassung als Stele, Stolperstein oder eine Modifizierung von jetzigen Denk- zum Mahnmal aus. Diesen Vorschlag favori­sierte Bürgermeister Alexander Herrmann in der aktuellen Sitzung. Die Ratsmitglieder einigten sich darauf, die linke Seite des Denkmals zu belassen, allerdings renoviert mit Ergänzung der abgefallenen Buchstaben. Der rechte Teil soll in gleicher Form mit einem aufklärenden Text versehen werden. Darin heißt es unter anderem:

„Der Gemeinderat hat sich von Pfitzners antisemitischen und natio­nalsozialistischen Äußerungen sowie von seiner Gesinnung distanziert und verurteilt jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Geschichte in ihrer Gesamtheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und davor zu warnen, sich als Nutznießer von totalitären Systemen vereinnahmen zu lassen, ist Absicht dieser Tafel.“

Bevor der Ratsbeschluss in die Tat umgesetzt wird, muss Bürgermeister Herrmann noch die Erlaubnis des Künstlers Walter Mayer einholen, der einst das Denkmal entworfen hat.

Die Umbenennung der Hans- Pfitzner-Straße stieß laut schriftlicher Umfrage bei den Anwohnern auf mehrheitliche Ablehnung. Eine Adressenänderung verursache viel Arbeit und Kosten. Umso mehr freuten sie sich über das Ergebnis der Beratungen: Der Straßenname bleibt, wobei die Schilder eine erklärende Zusatztafel und einen QR-Code bekommen, der zu einer ausführlichen Historie führt.

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