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Die Geschichte einer Inspektion

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Das LTG 61 führte kürzlich die 628. und letzte „2. HPO“ in Penzing durch. Das nahmen auch viele Ehemalige zum Anlass für eine Feierstunde. © Baumann

Penzing – Eine Ära geht zu Ende: Wenige Monate bevor die letzte Transall C-160 den Fliegerhorst Penzing verlässt und das Lufttransportgeschwader 61 außer Dienst gestellt wird, beendete die Instandsetzungsstaffel des Geschwaders die 628. und letzte „2. HPO“. Alle eineinhalb Jahre oder 900 Flugstunden muss sich eine Transall einer „Hourly Postflight Inspection“ (HPO) unterziehen.

Der ISAF-Einsatz in Afghanistan setzte den monatelang dort stationierten Transportmaschinen ganz schön zu. Während der „normale“ Sand Afrikas, dem die Transalls zur Zeit in Mali ausgesetzt sind, weniger das Problem darstellen, war es der feine Staub tief im Mittleren Osten, der den Technikern bei der 2. HPO eine Menge Arbeit bereitete. Neben einer gründlichen Überprüfung auf Funktionsfähigkeit vieler Teile ist es deshalb vor allem eine Grundreinigung, die rund 15 Mechaniker, Elektriker, Triebwerker, Hydrauliker und gelegentlich auch Avioniker innerhalb von drei Monaten bewerkstelligen. Nicht zu vergessen der Dock-Chef und die Prüfer, die die Arbeiten in der Halle koordinieren und den ordnungsgemäßen Einbau überprüfen.

Im Rahmen einer Feierstunde blickte die Technische Gruppe des LTG 61 kürzlich auf die lange Geschichte dieser „Postflight Inspection“ zurück. Deren Kommandeur, Oberstleutnant Raik Smoll, stellte fest, dass die planbare Instandsetzung selten im Fokus steht. „Das LTG 61 hat in der außerordentlich guten Zusammenarbeit zwischen Verbänden, Industrie und Kommando­behörden eine besondere Rolle eingenommen, die Fäden für die Dockplanung liefen hier in Penzing zusammen“, betonte Smoll.

Es begann 1972 mit der Zuführung der ersten Transall. Hermann Heller (79), der schon 1957 auf dem Fliegerhorst arbeitete, als noch die Amerikaner das Hausrecht hatten, erinnert sich noch genau: „Es war schon beeindruckend, als die erste Transall hier landete“. Zuvor hatte er als Hydraulikmechaniker immer nur mit den kleineren Mark IV oder der Fouga Magister zu tun. Jetzt mussten sie erst mal Docks bauen und hydraulische Geräte entwickeln, um die großen Transalls aufzubocken. „Das war genauso wenig da wie Dokumentationen und Arbeitskarten“, so Heller.

33 Jahre der 45-jährigen 2. HPO-Geschichte hat Ober­stabsfeldwebel Harald Reitmeir am Standort miterlebt, zuletzt als Leiter der Arbeitsplanung im Stab der Technischen Gruppe. Seine Aufgabe war es, mit seinen Kameraden in den anderen beiden Geschwadern, dem LTG 62 (Wunstorf) und dem LTG 63 (Hohn), die anstehenden HPOs so zu koordinieren, dass es einerseits keinen Inspektionsstau gab und andererseits die Hallenkapazitäten optimal ausgelastet waren. Denn unabhängig von der Verbandszugehörigkeit der jeweiligen Maschine, kann eine 2. HPO bei allen LTGs stattfinden. „Wenn’s eng wurde hat auch mal die Industrie eine 2. HPO übernommen“, berichtet Reitmeir – aber dafür muss das Luftwaffentruppenkommando bzw. das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) rund eine Million Euro freigeben.

Lange bevor eine Transall gewaschen und getankt in die Halle geschoben wird und die Gerüste drum rum aufgebaut werden, prüft der Leiter der Arbeitsplanung, was über Routinearbeiten hinaus zu machen ist, welche Teile getauscht und entsprechend bestellt werden müssen. „Heutzutage dauert eine 2. HPO länger als früher, weil die Ersatzteilversorgung wegen der geplanten Ausphasung der Transall zurückgeht“, erklärt Reitmeier. Wenn ein Teil nicht im Zentrallager vorrätig ist, müsse es bei der Industrie beschafft werden – oder aus einer zu verschrottenden Transall im Rahmen der Hochwertteilegewinnung ausgebaut werden.

Dock-Chef Kurt Bachl aus der Instandsetzung koordiniert die Arbeiten in der Halle, für die zwischen 50 und 60 Arbeitstage vorgesehen sind. Dabei muss ein Kartensatz mit 300 Punkten abgearbeitet werden. „Nach dem Öffnen der Wartungszugänge beginnt das Reinigen, verbunden mit Sichtkontrollen der Anlagen“, erzählt Kurt Bachl. Zur Überprüfung würden zahlreiche Geräte und Instrumente, unter anderem die Hydraulikzylinder und Sicherheitseinrichtungen, geprüft und bei Bedarf gewechselt werden. „Nach dem Zusammenbau aller Komponenten ist das Einstellen der Ruder und Luftbremsen ein wichtiger Bestandteil der Inspektion.“, so Bachl weiter. Außerhalb der Halle stehen abschließend Bremstests an, die Avionik wird überprüft und der Kreisel-Kompass neu kompensiert. Nach einem mindestens dreistündigen Check-Flug bestätigt die Prüfgruppe die Verkehrssicherheit im Bordbuch und der Lebenslaufakte.

Das Personal der I-Staffel bleibt dem Geschwader vorerst treu – es wechselt zur Störbehebung. Einige bereiten auch ein Schau-Triebwerk und ein ausgebautes Fahrwerk vor. Es soll am 10. Juni, dem Tag der Bundeswehr, den Besuchern gezeigt werden.

M.-J. Kronenbitter

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