»Wir waren schon nervös«

Landsberg – Nach dem Fest ist bekanntlich vor dem Fest: Im KREISBOTEN-Interview zieht der Vorsitzende des Landsberger Ruethenfestvereins, Tobias Wohlfahrt, ein Fazit und blickt bereits auf 2019 voraus.
Herr Wohlfahrt, das Ruethenfest 2015 ist Geschichte, wie fällt Ihre Bilanz aus?
Tobias Wohlfahrt: „Die Rückmeldungen sind ganz überwiegend positiv. Leider haben wir am Samstag 1000 Festabzeichen weniger verkauft als vor vier Jahren und am Sonntag 800. Dafür lief der Vorverkauf diesmal sehr gut, der ist aber noch nicht komplett abgerechnet.“
Waren weniger Leute in der Stadt oder drücken sich mehr vor dem Kauf eines Abzeichens?
Wohlfahrt: „Leider ist ein Trend zu Letzterem zu beobachten. Es gibt inzwischen eine breite Palette von Begründungen, warum man unbedingt ohne Abzeichen in die Stadt muss. Dabei haben wir wirklich moderate Preise und Kinder bis 15 Jahre sind frei.“
An den ersten Tagen wurde zur Absperrung der Veranstaltungen ein Bauzaun aufgestellt, der teilweise auf Kritik stieß. Wurde er deshalb dann entfernt?
Wohlfahrt: „Nein, er war nach der Carmina Burana nicht mehr nötig. Wir haben es dadurch geschafft, den Zutritt zu den Veranstaltungen gut zu kontrollieren, nachdem auch die Gaststätte Mohren den Durchgang von hinten geschlossen hat, durch den sich immer viele Leute hereingeschlichen haben. Wir wollen den Zaun aber in vier Jahren optisch ansprechender machen und auch in der Höhe möglicherweise reduzieren. Wer dann unbedingt umsonst zuschauen will, soll das tun.“
Viele hätten gerne noch die Carmina Burana gesehen. Gibt es beim nächsten Mal möglicherweise mehr Plätze?
Wohlfahrt: „Da stecken wir in einem Dilemma. Die Sitzplätze waren ausverkauft. Mehr können wir nicht anbieten, weil wir am Ausweichort Sportzentrum auch auf 1200 Zuschauer begrenzt sind.“
Von einigen Seiten wurde Kritik an den angeblichen 60000 Euro laut, die die Stelzer für ihre Auftritte bekommen haben.
Wohlfahrt: „Ich kann sagen, dass es in Wahrheit um einen Bruchteil der Summe geht. Wir haben im Vorfeld auch dort die Kosten deutlich reduziert. Wenn man sieht, wie groß das Engagement der Beteiligten insgesamt in verschiedenen Bereichen ist, muss ich sagen, dass ein Ruethenfest ganz ohne die Stelzer inzwischen sowieso schwierig wäre.“
Viel Aufsehen erregte eine Protestaktion der „landsberger bühne“, die mit weißen Stühlen und Gewändern eine Art „sit-in“ veranstaltete. Angeblich, weil man beim Fest nicht erwünscht gewesen wäre.
Wohlfahrt: „Das habe ich auch gehört, das stimmt aber nicht. Ich habe schon im letzten Jahr immer wieder mit Mitgliedern der Bühne gesprochen – möglicherweise mit den falschen – was sie beim Fest machen wollen. Ich hätte mir das Theaterstück von vor vier Jahren, aber auch einen anderen Beitrag, sehr gut vorstellen können. Da kam aber nie etwas zurück. Auch nicht, als ich nochmals darauf hingewiesen habe, dass wir schließlich irgendwann die Broschüre drucken müssen.“
Wird es 2019 wieder einen historischen Markt geben, der diesmal ausfiel?
Wohlfahrt: „Es war schade, dass der Verschönerungsverein so kurz vor dem Fest beschlossen hat, dass der Markt nicht mehr zu seinen Kernkompetenzen gehört. Wir stellen schon Überlegungen an, wie wir wieder etwas auf die Beine bekommen, wissen aber noch nicht, wer das organisieren kann. Durch den großen Einsatz von Peter Reinhold bei den bisherigen Märkten sind da Anspruch und Erwartungen eben sehr hoch.“
Es war das erste Ruethenfest nach dem Hauptplatz-Umbau. Sind Sie mit der neuen Anordnung der Tribünen zufrieden?
Wohlfahrt: „Wir waren schon nervös, weil wir das so noch nie gespielt haben, aber im Wesentlichen fällt die Bilanz gut aus. Der Herzog-Ernst wird aber beim nächsten Mal wohl anders sitzen, auf einer Tribüne vor der Metzgerei. Und eventuell ziehen wir dann die Tanzbühne etwas nach unten, um ein paar Meter zusätzlich zu gewinnen.“
Wird es schwieriger, genügend Kinder für die Teilnahme zu gewinnen?
Wohlfahrt: „Nein, die Begeisterung ist nach wie vor da. Positiv überrascht haben uns mit ihrem Engagement vor allem die Neubürger. Insgesamt wird es eher bei den Eltern schwieriger. Bei den Tanzproben muss ja eine gewisse Kontinuität gewährleistet sein. Wenn man darauf hinweist, heißt es aber durchaus, ,wenn das Kind Lust hat, kommt es, wenn nicht, dann nicht‘. Auch bei den höheren Schulen würde ich mir mehr Akzeptanz und Teilnahme wünschen.“
Und auf der Helferseite?
Wohlfahrt: „Ohne die 250 Ehrenamtlichen wäre das Fest unmöglich. Dadurch können wir den Kommerz draußen halten. Solange ich das machen darf, möchte ich auch die Broschüre werbefrei haben. Da geht auch ein Dank an großzügige Sponsoren, die auf eine Nennung verzichtet haben.“
Wann beginnen Sie mit den Planungen für 2019, steht denn der Termin schon?
Wohlfahrt: „Der ergibt sich von selbst, es werden die letzten beiden Wochenenden vor den Ferien. Wir haben jetzt diverse Nachbesprechungen und bereiten ab Herbst die Mitgliederversammlung für April vor. Und dann sind es schon wieder nur noch drei Jahre.“
Stehen gravierende Änderungen an?
Wohlfahrt: „Wir müssen mit der Stadt reden, weil wir im Bauhof auf große Probleme stoßen werden. Wenn dort umgebaut und die alte Salzhalle ab- gerissen wird, dann brauchen wir unbedingt eine alternative Möglichkeit, die Pferde unterzustellen.“
Christoph Kruse