„Die Kunst ist politischer geworden“, sagt Stadtmuseumsleiterin Sonia Schätz in ihrer Einführung. Das solle sie auch, sei sie doch ein Spiegel der Gesellschaft. Da ist Claus Strahlendorffs rostiger Stacheldrahtzaun samt getrockneter Blumen – aus Stoff, Schnur und Farbe gearbeitet, ein Zeichen der Naturzerstörung.
Da ist Bert Praxenthalers kleine Flügelaltar-Skulptur „Altar III (Esphand)“. Esphand ist eine Pflanze, deren Samen der Restaurator Praxenthaler aus Afghanistan mitgebracht hat – wo sie auf den zerstörten Buddhas von Bamiyan wuchsen. In Praxenthalers Skulptur ‚wachsen‘ sie unterhalb des Objektes der Verehrung: einem blauen Totenschädel. „Was bleibt einer Gesellschaft, die Kultur zerstört? Sie ist wohl dem Tod geweiht“, interpretiert Schätz.
Getrud von Winklers „Raumfänger 3“ wirkt ‚in Trauer‘: spiegelblanke schwarze Akrylglasflächen neben einem mehrfach übereinandergelegten schwarzen Netz, manchmal Glas und Netz überlagert: drei Strukturen, die den Raum in drei unterschiedliche Wahrnehmungen filtern.
Deutlich setzt sich Kurt Bergmaier mit dem Krieg in der Ukraine auseinander: Sein Bild „Kiew“ skizziert Häuser im Chaos, davor schemenhaft Menschen, eine davon wohl mit Kind im Arm. Tristes Schwarzweiß dominiert, nur einige blaue Linien umrahmen die Flüchtenden. Otto Scherer hingegen äußert sich weniger künstlerisch als politisch: Sein Sarg, „einem Verbrecher gewidmet“, mit Putins Foto samt Hitlerbärtchen, ist extrem plakativ – eher ein Statement auf einer Demonstration denn künstlerische Aussage.
Hoffnung setzen andere gegen. Heiner Beyers „Hoffnung“ zeigt ein Foto eines Balkons, zwei Klappstühle und leere Eimer. Laut Katalog ist es ein Balkon, den eine alte Dame mit Blumen schmücken wollte. Das „wollte“ deutet darauf hin, dass sie es wohl nicht (mehr) getan hat – eine vergebliche Hoffnung? Marlen Peix‘ digitaler Leuchtkasten „Hoffnung“ zeigt hingegen ein Paar, allerdings eingerahmt von bedrohlich wirkenden Gestalten. Die Arbeit stammt aus der Serie „Licht im Dunkel“, die Peix mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs startete. „Die Hoffnung aus Frieden möchte ich nie aufgeben“, sagt sie.
Andere Kunstschaffende des RBK widmen sich übergreifenderen Themen. Lore Kienzl lässt ihr „Domus“, ihre Heimat als kirchenähnliche Skulptur aus roh bearbeiteten Holzsplittern entstehen. Gitte Berner-Lietzau taucht den gebrochenen, mit einer Schnur reparierten Blumentopf in warmes Schwarzbraun und hoffnungsvolles Pflanzengrün: Auch wenn der Topf das Wasser nicht mehr aufhalte, halte die Schnur den Topf und somit das Leben in ihm aufrecht, sagt sie.
Manches ist auch Kunst um ihrer selbst Willen: nicht Kunst die sich selbst genügt, sondern Kunst, die sich der Öffentlichkeit zeigt, um Reaktionen auszulösen. Ulrike Schroeters Marmorskulptur „Trigon“ besticht durch die Mischung aus naturbelassen und präzise bearbeiteter Flächen. Gertraud Dankesreiter spielt in „Verdeckt und offen-sichtlich“ mit Materialien, öffnet kleine Japanpapierfenster, um darunterliegende Tuschelinien zu präsentieren. Und Paulo de Brito ordnet wilde Farbspritzer à la Jackson Pollock zu einer Blumenwiese samt Erdboden – was man aber erst mit einigem abstand erkennen kann. Aus der Nähe betrachtet lösen sich Wiese und Erde in Struktur auf.
Insgesamt bieten die RBK-Mitglieder teils spannende Sichten auf ihre eigene und/oder unsere Welt. Zu wünschen wäre dennoch (noch) mehr Mut zu Neuem.
Die Ausstellung ist noch bis zum 13. November zu sehen, dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 14 bis 20 Uhr.