Ruhiger ist es hingegen in Landsbergs Innenstadt. Das Olympia Filmtheater zeigt hauptsächlich Arthouse-Filme – von blutigen Boxkämpfen wie in Creed III ist das Kinoprogramm von Inhaber Rudolf Gilk weit entfernt. „Das ist nicht unser Publikum“, erklärt er, als er von den Chaos-Kids hört. „Unsere Gäste sind im Durchschnitt 30 Jahre alt“, weiß er. Daher habe er auch keine Probleme mit randalierenden Jugendlichen. Der vermeintliche TikTok-Trend habe hier nicht Einzug gehalten. Aber was hat es mit diesen Trends und der umstrittenen Plattform überhaupt auf sich?
Die Antwort hat Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Kerstin Mittermaier aus Eresing: „Diese Trends stärken das Zugehörigkeitsgefühl der Kinder.“ Das bedeutet, dass die Kiddies bei solchen Trends mitmachen, um sich zu einer großen Gruppe zugehörig zu fühlen. Dabei sei es egal, ob der Trend positiv ist, oder, wie in diesem Fall, rücksichts- und respektlos. Das Zugehörigkeitsgefühl überwiege da. „Außerdem führen die TikTok-Trends zu einer vermeintlichen Selbstwertsteigerung“, erklärt die Psychotherapeutin weiter, „im Internet ist Selbstwertsteigerung leichter als im realen Leben.“ Die Kinder bekämen positive Kommentare und Likes auf ein 10- bis 30-Sekunden-Video, während es im echten Leben schon etwas mehr Anstrengung brauche, um diese Anerkennung zu erhalten. Nicht vergessen dürfe man auch das Alter und die Unerfahrenheit der Kinder. „Das Ausmaß dieser Trends ist ihnen oft nicht klar, sie können auch eventuelle Gefahren nicht richtig einschätzen“, resümiert Mittermaier.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend bald zu Ende geht und nicht dieselben Ausmaße wie beispielsweise in Essen erreicht.