Siglinde Kirchbichler: Mit Herzblut beim Denklinger Theater

Denklingen – Wenn sie diesen Satz ausspricht, muss sie selber lachen: „Meistens hab i a böses Weib g’spielt“. Seit 33 Jahren ist Siglinde Kirchbichler als Laiendarstellerin in der Theatergruppe beim VfL Denklingen aktiv. „Theater ist mein Leben“, bekennt die 62-Jährige Mutter von zwei erwachsenen Töchtern.
Im jüngsten Lustspiel „Bauer mit Grill sucht Frau mit Kohle“ (letzte Aufführung war am Sonntag) gibt sie die neugierige, mitunter aufbrausende Nachbarin zum Lindenhof. Ihr Mann im Theater, das ist Walter Frieß, bekommt das ebenso wie der Bauer, der Knecht und manch andere Figur deutlich zu hören und zu spüren, wenn sie mal wieder mit dem Besen fuchtelt.
„Das letzte Mal hab i den Mann im Theater angehimmelt“, erinnert sich Siglinde Kirchbichler an die Aufführungen des Stücks „Wallfahrt und Weihwasser“ vor der Corona-Pandemie zum Jahreswechsel 2019/2020. Damals spielte sie die Frau von Andreas Frieß. Er ist der Sohn ihres Ehemannes im aktuellen Dreiakter und verkörpert den Knecht, der von der Nachbarin einiges abbekommt.
Siglinde Kirchbichler mag es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Sie war in den vergangenen Jahrzehnten schon eine Pfarrköchin, eine ledige Almwirtin, ein richtiger „Hausdrachen“, aber auch mal eine edle Frau, als sie im „Krach um d‘ Lederhosen“ eine Gräfin verkörperte.
Siglinde Kirchbichler ist in Denklingen aufgewachsen. Sie ist eine geborene Schelkle. Ihr Vater stammt aus Epfach. Er hatte früher dort die Metzgerei. Schon mit 15 Jahren hatte sie den Beruf der Industriearbeiterin gelernt. 46 Jahre war sie bei Hirschvogel tätig. Seit kurzem ist sie in der passiven Phase der Altersteilzeit.
Proben mit Handy
Als sie noch berufstätig war, hatte sie zur Vorbereitung auf das Theater die Schichten so gelegt, dass sie im Dezember meistens ganz frei hatte. Für die Aufführungen, die bei den Theaterern des VfL immer um die Jahreswende stattfinden, beginnen die Proben im Oktober. Wenn sie ihre Rolle hatte, hat sie diese früher abgeschrieben und dann auf ein Diktiergerät gesprochen.
Seit mehreren Jahren nimmt sie dafür das Handy. Dann hört sie die Sätze ab, die sie auf der Bühne zu sagen hat. Das geschieht beim Kochen, bei anderen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten oder auch mal, wenn sie mit Kopfhörer beim Doktor im Wartezimmer sitzt. Immerhin hat sie diesmal zirka 100 Einsätze: nach dem Bauern (Ludwig Braunegger) und dessen Knecht (Andreas Frieß) hat sie die meisten Einsätze in der zehnköpfigen Spielerschar.
Besonders weiß die erfahrene Laiendarstellerin die Harmonie in der Theatergruppe beim VfL Denklingen zu schätzen. „Keiner ist dem anderen seine Rolle neidisch“, hat sie festgestellt. Und: Wenngleich es eine kleine Gruppe sei, so sei man doch in der Lage, wegen der verschiedenen Charaktere und wegen des Alters der Mitwirkenden zwischen 20 und Mitte 70 eine stimmige Besetzung hinzukriegen.
Siglinde Kirchbichler wohnt mit ihrem Mann (66) in Denklingen. Er hat früher bei der örtlichen Molkerei und danach noch 32 Jahre ebenso bei Hirschvogel gearbeitet. Die beiden Töchter sind 34 und 24 Jahre alt und sind in Neugablonz und Hirschzell (Stadt Kaufbeuren) zu Hause.
Wie beim Theater ist Siglinde auch in der Familie und im Dorf ein sehr geselliger Mensch. So hat sie eine Schafkopfrunde gegründet, die sich einmal in der Woche im BVZ trifft. Einmal im Monat geht es außerdem mit der Kegelgruppe in die Vollen.
Doch ganz oben steht bei ihr das Theater. Denn hier kann sie verschiedene Charaktere verkörpern. Das Allerwichtigste ist für Siglinde Kirchbichler dabei folgendes: „Du musst die Rolle lieben“. Das beherzigt sie bei allen Rollen, auch wenn sie das böse Weib darstellt.