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Street-Art-Projekt in Landsberg: Europaplatz 1.0

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Von: Susanne Greiner

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Kunst am Bauzaun in Landsbergs Baugebiet Am Papierbach 2023
„Kunst am Bauzaun“: Wie schon beim ersten Projekt, das Axel Flörke initiiert hatte, wird auch jetzt der Bauzaun im ULP gestaltet – diesmal von IKG-Schülerinnen und -Schülern. © Greiner

Landsberg - Die neue Seite von Landsberg wird bunt – zumindest, wenn man die IGK-Schülerinnen und -Schüler fragt, die beim „Kunst am Bauzaun“-Projekt „Am Papierbach“ dabei waren. Seit einem exzessiven Street-Art-Tag in der letzten Maiwoche trägt der Bauzaun an der Stelle des zukünftigen Kulturbaus Farbe statt tristem Spanplattenbraun. 

Es sieht fast gemütlich aus: Eine Reihe aus Topfpflanzen grenzt das Gelände vor dem Sternrad-Haus zur Straße hin ab. Dahinter Picknick-Stühle und -Tische auf dem weitläufigen Kies, aufgeklappte Pizzakartons, Becher – und Unmengen an Farbtöpfen und Spraydosen. Aber Zeit zum Pause machen haben die 14 Schülerinnen und Schüler des W-Seminars „Kunst im öffentlichen Raum“ nicht: An einem Tag wollen sie den Bauzaun, der den Platz des zukünftigen Kulturbaus abgrenzt, mit ihrer Version von „Landsbergs neuer Seite“ schmücken. Seit acht Uhr am Morgen sind sie schon dabei.

Gegen 15 Uhr klaffen noch Lücken. Aber einiges ist fertig: ein Mädchen, das per Schablone als Schatten dargestellt ein Tuch nach unten zieht, hinter dem es blüht und flattert. „Das Mädchen repräsentiert die Familien, die hier einziehen“, erklärt Anna, die ihren Entwurf hier umsetzt: „Hinter dem Tuch ist buntes, neues Leben.“ Daneben hat Sawina mehrere Frauenköpfe in unterschiedlichsten Formen und Farben gemalt. Diversität soll das zeigen, sagt die Schülerin. Der „Aufbruch in eine bunte Zukunft“ ist auch bei Lina Thema, die ihre farbenfrohe Figur einen schwarz-weißen Vorhang zur Seite ziehen lässt. Jessica bleibt schwarz-weiß: „Ich male, was mir in den Kopf kommt.“ Und das sind comicartige Figuren, Linien, Formen – rechts daneben schwingt Super-Mario farbenfroh die Arme. Alles, was nicht fertig wird, müssen die Künstler in ihrer Freizeit machen – was sie auch vorhaben.

Manche arbeiten versunken mit Kopfhörern, andere unterhalten sich, wechseln sich an den Wänden ab. Spaß scheinen alle zu haben. „Diese Möglichkeit, hier Street-Art praktisch machen zu können, hat zu unserem Seminar wie die Faust aufs Auge gepasst“, freut sich IKG-Lehrerin Maria Crisan-Klessinger. Sie hat in den vergangenen Wochen das Thema „Street-Art im Unterricht theoretisch behandelt. Dass am Papierbach jetzt auch zahlreiche Passanten neugierig zuschauen und nachfragen, findet sie perfekt. So bekommen die Schüler auch gleich Resonanz auf ihre Arbeit.

Eigentlich hätte die Aktion im IKG stattfinden sollen. „Und die Entwürfe waren auch schon fertig“, erzählt Crisan-Klessinger. Dass die Schüler dennoch ohne Murren, sondern im Gegenteil begeistert auf den Vorschlag, den Bauzaun zu gestalten, reagiert hätten, sei umso bewundernswerter.

Zum Einsatz kommen Schablonen, Spraydosen, Pinsel oder auch Tapes, mit denen zwei Schülerinnen die Wellen des Lechs formen, über denen ein Fisch in Landsberger Farben springt. „Ich hätte ja gerne auch noch Strick-Graffiti gemacht“, sagt Crisan-Klessinger. Strick-Graffiti sind beispielsweise die Stoffschläuche, die zeitweise auch in Landsberg unter anderem die Pfosten von Straßenschildern ‚gewärmt‘ haben. Ihr habe eine Art Schattenlaube vorgeschwebt, sagt die Lehrerin. Aber dafür konnte sie die Schüler dann doch nicht begeistern.

„Der Platz hier soll bis zum Baustart des Kulturbaus mit Leben gefüllt werden“, erklärt Susann Schmid-Engelmann, Quartiersmanagerin des neuen Baugebiets das von ehret+klein geförderte Projekt „Kunst am Bauzaun“. Seit das Sternrad-Haus fertig sei, gebe es immer mehr Bewohner, denen man auch einen Platz zum Spielen, Treffen, Sitzen, eventuell mit Hochbeeten geben wolle – kurzum „ein Platz für Ideen“, so die Quartiersmanagerin. Und der bunte Zaun solle auch die vom Lady-Herkomer-Steg-Ankommenden in das neue Stadtviertel hineinziehen. „Wir schauen zusammen mit den Anwohnern Stück für Stück, was hier möglich ist.“ Demnächst kommen Sitzmöbel, vielleicht eine Bahn zum Boule-Spielen ...

Irgendwann wird auch dieser Zaun weg sein – Street-Art ist vergänglich. Dann soll hier der Kulturbau entstehen. Und daneben der Europlatz – als Ablöse des „Europaplatz 1.0“ mit seinem bunten Rahmen.

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