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Tango als sakrale Musik

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Von: Andrea Schmelzle

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Kammerchor Landsberg Heilig Kreuz Kirche Tango
Tango als Sakralmusik? Das geht, wie der Kammerchor Landsberg und das Tango-Ensemble mit „Misa a Buenos Aires“ am Sonntagabend hörbar bewiesen. © Schmelzle

Landsberg – Eine Synthese aus lateinischen Texten der Heiligen Messe und dem sinnlichsten aller Tänze, dem argentinischen Tango im Stil des Tango Nuevo – geht das? Unbedingt. Der Kammerchor Landsberg unter Leitung von Silvia Elvers bewies das am Sonntag in der gut gefüllten Heilig Kreuz Kirche. Gemeinsam mit dem Tango-Kammerorchester aus Landsberger Musikerinnen und Musikern und Solistin Katharina Gruber interpretierte er die ‚Tangomesse’ „Misa a Buenos Aires“ von Martin Palmeri und sorgte für Begeisterungsstürme. 

Tango ist nicht nur ein Tanz. Er ist ein mit Emotionen aufgeladener Mythos. Musik, die unterschiedlichste Gefühle in erstaunlicher Dichte enthält: Sehnsucht, Schmerz, Wehmut, ein Hauch Verruchtheit, aber auch Leidenschaft, Freude und Ausgelassenheit. Die Kraft des Tangos liegt darin, dass er „Schmerz in Energie umwandelt“, heißt es. Sonntagabend war diese Energie zu spüren – und wie!

Nach drei Jahren erzwungener Funkstille war es das erste Konzert für den Kammerchor Landsberg. Man habe sich auf die Suche nach einem Stück gemacht, das „wieder machbar erscheint, herausfordert und vor allem Freude bereitet“, sagt Elvers. „Martin Palmeris „Misa a Buenos Aires – Misatango“ hat uns von Anfang an gefesselt, begeistert und motiviert.“

Mit seinem 1996 komponierten Werk zeigt der argentinische Komponist, dass Tango auch in den sakralen Kontext eingebunden werden kann. In lateinischer Sprache verfasst, folgt es dem klassischen Aufbau einer Messe in kirchenmusikalischer Tradition. Stilistisch ist es dagegen stark vom argentinischen Tango Nuevo inspiriert und greift dessen typische harmonischen Merkmale und rhythmischen Figuren auf. Die Instrumentierung für Streich­orchester, Klavier und Bandoneon ist eine Anspielung auf das klassische Tangoorchester. In ihrer Inszenierung hat Elvers die Messe ergänzt durch zwei zeitgenössische Chormotetten von Peter Anglea und Josu Elberdin sowie einige instrumentale Versionen berühmter Tangos von Astor Piazzolla und Homero Manzi.

Für die musikalische Begleitung sowie für den typischen „Tangosound“ (Bandoneon ersetzt durch Akkordeon) war am Sonntagabend das großartige „Tango-Ensemble“ verantwortlich, das sich fast ausschließlich aus Lehrkräften der Musikschule Landsberg zusammensetzt und dem Kammerchor seit Jahren verbunden ist. Die Freude daran, geistliche Musik im Tangostil zu singen und zu spielen, war bei Chor und Musikern gleichermaßen zu hören und zu spüren. Elvers dirigierte mal gefühl-, mal kraftvoll, stets mitreißend und mit vollem Körpereinsatz.

Dass stimmliche Fähigkeiten oder Chorklang unter Corona gelitten haben, war nicht zu spüren: Die klaren Stimmen, hervorragend aufeinander abgestimmt, sorgten in der Heilig Kreuz-Kirche mit ihrer großartiger Akustik für Gänsehautmomente. Nicht zuletzt der Mezzosopran-Part, den mit Jazz-Sängerin Katharina Gruber eine „Landsberger Stimme“ übernommen hat, ging tief unter die Haut – emotional, glockenklar und berührend. Das Publikum honorierte diesen so besonderen Abend mit tosendem Beifall.

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