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Lautlos durch die Stadt

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O’zapft is! Sascha Spoerel lädt sein Elektro-Taxi gerne an der öffentlichen Ladestation der Lechwerke an der Sandauer Brücke. © Kurz

Landsberg – „Die einen halten mich für einen Spinner, die anderen finden es toll“, sagt Sascha Spoerel und lacht vergnügt. Der Taxiunternehmer aus Pürgen hat sich als einer der wenigen in der Region und in Deutschland einen rein elektrischen Tesla S als Taxi zugelegt.

Seit etwas mehr als drei Wochen gehört die Runde zur öffentlichen Ladestation der Lechwerke an der Sandauer Brücke zur Tour des Taxiunternehmers. Nicht jeden Tag, denn der noble Tesla bringt es mit seinen üppigen Batteriepaketen an Bord auf eine Reichweite von immerhin etwa 500 Kilometer. Und so steht er dann da und poliert und putzt sein exklusives Autoschätzchen, während sich die Akkus wieder aufladen.

Dass sich Spoerel für den über 70000 Euro teuren Wagen entschieden hat, hat viel mit Überzeugung zu tun. „Eines der großen Probleme unserer Zeit ist Luftbelastung. Ich möchte, dass meine Kinder eine Zukunft in einer gesunden Umwelt haben.“ So hat er sich denn erkundigt und ist bei dem Modell des amerikanischen Elektro-Autopioniers gelandet. Über 5000 Kilometer hat der in der Sonne blitzende und blinkende Wagen inzwischen auf der Uhr.

„Herrlich“ findet es Spoerel, weitgehend geräuschlos und ohne CO2-Ausstoß durch die Stadt zu gleiten. Damit ist der Familienvater ein Exot. Zwar gibt es in Deutschland bereits einige Tesla S, die als Taxis auf Tour gehen – das erste startete begleitet von ordentlich Medien-Tam-Tam im vergangenen Jahr in München –, doch gehören diese meist zu größeren Unternehmen, die das Elektroauto aus Imagegründen in den Fuhrpark aufgenommen haben. Dass sich ein kleines Unternehmen wie „Kraftdroschke“ für den Kauf des im Luxussegment angesiedelten E-Autos entscheidet, ist die absolute Ausnahme.

Wartungsfrei Dies, zumal Tesla im Gegensatz zu den üblichen Taxi-Ausrüstern keinerlei Rabatte oder Vergünstigungen bei der Fahrzeugbeschaffung gewährt. Das, sagt Spoerel, könne er sogar verstehen, schließlich sehe der Hersteller das Auto nie wieder: Durch den reinen Elektroantrieb ist das Fahrzeug weitgehend wartungsfrei: es braucht keinen Ölwechsel, es gibt kein Getriebe, das verschleißen kann, und keinen Auspuff, der durchrostet. Gibt es technologische Neuerungen oder Verbesserungen, werden dies wie beim Smartphone per Software-Update aufgespielt – sofern Besitzer Spoerel das auch will. Spätestens an diesem Punkt kommt zum Überzeugungstäter der Geschäftsmann durch. Der freut sich am meisten über die acht Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung, die der Autobauer auf das Auto gewährt: „Nennen sie mir einen anderen Hersteller der das bietet, dann kaufe ich von dem sofort ein Auto“.

Dünn gesät

So bleibt für Spoerel nach den ersten Wochen mit seinem Tesla-Taxi nur ein kritischer Faktor: die Verfügbarkeit von Ladestationen. Die sind nicht nur in Landsberg dünn gesät. Weil die vorhandenen teils nur schwer zugänglich sind oder wie bei einem Autohändler im Industriegebiet Lechwiesen nur zu des- sen Öffnungszeiten genutzt werden können, hat sich die LEW-Ladestation an der Sandauer Brücke als beste, aber nicht optimale Lösung heraus gestellt.

Oft sei die Ladestation – vor allem an Wochenenden – zugeparkt. Wenn Spoerel Zugang hat, verstellt er damit den Weg für die LEW-Mitarbeiter, die ihre Fahrräder im kleinen Innnenhof parken. Dann hilft der Taxiunternehmer kurz entschlossen und hebt das Rad einer Mitarbeiterin zwischen Gebüsch und Auto durch. Kleine Opfer für die saubere Umwelt nimmt er gerne in Kauf…

Frank Volk

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