»Was 1000 können, können wir auch!«
Spannende Ergebnisse und Ausblicke hat der Arbeitskreis präsentiert, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein zukunftsfähiges Energiekonzept für Eresing zu erarbeiten. Die Mitglieder stellten kürzlich im Dorfgemein- schaftshaus die Ergebnisse ihrer ersten Bestandsaufnahme der aktuellen Verbrauchssituation vor. Fazit: Die Bilanz in Sachen Stromerzeugung kann sich absolut sehen lassen, und im Bereich Heizenergie sind große Einsparpotenziale vorhanden.
„Was den Strom betrifft, so sind wir gar nicht so weit davon entfernt, so viel zu produzieren wie wir verbrauchen“, berichtete Bernd Oberhardt. Der jährliche Verbrauch des gesamten Ortes liegt bei 4400 Megawattstunden. Mit den vorhandenen und im Bau befindlichen Fotovoltaik- und Biogasanlagen können 65 Prozent davon gedeckt werden. Wie der Arbeitskreis feststellte, eignen sich 200 weitere Dächer im Dorf für Solaranlagen. Wenn nur die Hälfte davon tatsächlich mit Solarzellen bestückt und außerdem alle Einsparmöglichkeiten durch Energiesparlampen und energieeffiziente Elektrogeräte genutzt würden, könnten die Eresinger sogar 85 Prozent ihres jährlichen Strombedarfs aus regenerativen Quellen decken. Anders sieht es im Bereich der Heizenergie aus. „Das ist mit Abstand der größte Brocken“, so Oberhardt. „Dreiviertel des Energieverbrauchs eines Hauses entfällt auf die Heizung.“ In Zahlen ausgedrückt verbrauchen die Eresinger in den insgesamt 484 Häusern des Ortes jährlich 15500 Megawattstunden an Heizenergie, das entspricht 1,7 Millionen Litern Heizöl. Eine Menge, die sich um 600000 Liter senken ließe, wenn zum Beispiel alle Häuser optimal isoliert würden. Rund 37 Prozent der Eresinger Wohngebäude wurden vor 1978 gebaut, als Wärmedämmung noch kein Thema war, hat der Arbeitskreis festgestellt. Jeder dieser Hausbesitzer könnte durch Dach- und Kellerdämmung sowie das Abdichten zugiger Fenster und Türen jährlich 2000 Liter Heizöl einsparen, rechnete Oberhardt vor. Besser Insellösungen Als sinnvolle Möglichkeiten regenerativer Energiegewinnung nannte Thomas Lex Fotovoltaik, Windkraft und Biogasheizanlagen. Hierbei stellt sich allerdings die Frage, wie die Wärme zu den Abnehmern transportiert werden kann. Aus Kostengründen seien Insellösungen einer zentralen Versorgung vor- zuziehen, erklärte Karl Graml. Ob die Gemeinde eine Biogasanlage baut oder ein Genossenschaftsprojekt realisiert wird, ist noch Zukunftsmusik. „Auf jeden Fall ist die ganze Gemeinde aufgerufen, sich einzubringen“, so Graml. Bürgermeister Josef Loy erklärte, dass demnächst Informationsfahrten in zwei Selbstversorger-Gemeinden organisiert werden sollen. Und zwar nach Wildpoldsried bei Kempten und nach Ascha in Niederbayern. Beide betreiben eigene Energie- und Nahwärmenetze. „Über 1000 Gemeinden in Deutschland stellen ihre Energie schon selbst her“, so Loy. „Damit ist klar, dass es gehen muss. Was 1000 andere können, können wir auch.“