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Aktionsbündnis und Krankenhaus GmbH: Die Argumente zum Bürgerentscheid

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Von: Astrid Neumann

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Tauschten beim Brauhaus-Stammtisch nochmals ihre Argumente aus: Stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH Claus Rauschmeier (links) sowie 2. Bürgermeisterin und Sprecherhin des Aktionsbündnisses Pro Krankenhaus Schongau Daniela Puzzovio (rechts). © Screenshot: Schorer

Landkreis – Die Unterlagen für den Bürgerentscheid über ein mögliches Zentralklinikum im Landkreis dürften mittlerweile bei allen Landkreisbürgern angekommen sein. Viele haben von der Briefwahl Gebrauch gemacht, andere sind noch unschlüssig. Am 4. Dezember steht die Entscheidung an. Wir haben uns die Argumente der Krankenhaus GmbH und des Aktionsbündnisses noch einmal angehört.

„Sind Sie dafür, dass kein Zentralkrankenhaus gebaut wird, sondern dass die beiden Krankenhäuser in Schongau und Weilheim langfristig betrieben werden mit Gewährleistung einer Grund- und Regelversorgung mindestens der Stufe 1 sowie einer Notfallversorgung an 7 Tagen pro Woche und 24 Stunden am Tag und dass am Standort Schongau die Geburtenstation weiter betrieben wird?“ So lautet die etwas komplizierte Fragestellung auf dem Stimmzettel.

Der Bürgerentscheid, angestoßen vom „Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau“, ist der erste im Landkreis. Während sich die Krankenhaus GmbH klar für ein Zentralklinikum und damit für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid ausspricht, sieht das Aktionsbündnis noch zu viele offene Fragen, wie Sprecherin Daniela Puzzovio beim Stammtisch im Schongauer Brauhaus am vergangenen Wochenende betonte.

Sie und das Aktionsbündnis sprechen sich klar für eine Spezialisierung der Krankenhäuser Weilheim und Schongau aus. Betont wird hierbei auch immer, dass der östliche Landkreis mit sieben umliegenden Kliniken gut versorgt sei, der westliche Teil jedoch ohne den Erhalt Schongaus unterversorgt wäre.

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Klar für ein „Nein“: Dr. Norbert Trapp. © Neumann

Die Standortfrage hält Dr. Norbert Trapp, leitender Oberarzt und Mitarbeiter-Vertreter im Aufsichtsrat, für vollkommen kontraproduktiv. Eine Schließung Schongaus stehe zudem ja überhaupt nicht im Raum. „Schongau könnte beispielsweise Ambulanzzentrum werden“, so Trapp, der das als „Riesenchance“ bezeichnete.

Weitere Kritik übt das Aktionsbündnis an den hohen Kosten für einen Neubau. „Selbst mit Förderung können wir uns das nicht leisten. Warum arbeiten wir nicht mit dem, was wir haben?“, so Puzzovio. Es gehe hier schließlich um einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren, so Trapp. Kritik an der großen Investition kann er nicht verstehen. „Man muss ja auch zwischen Investition und Unterhalt unterscheiden“, so das Aufsichtsratsmitglied. Viele Geräte müssten innerhalb dieses Zeitraums beispielsweise ohnehin erneuert werden.

Hinzu kommt die Doppelstruktur. Allein, zwei komplette Not­aufnahmen bereitzuhalten, sei ein enormer Aufwand. „Viel Geld und Ressourcen bleiben da auf der Straße“, so Trapp. Er sieht die Lösung ganz klar in einer „Bündelung der Kräfte“. Ein weiteres großes Problem sei zudem ja der Fachkräftemangel. In einigen Bereichen sei es jetzt schon schwierig genügend Personal zu bekommen. Die Attraktivität der Arbeitsplätze steige mit einem großen Haus. Als Beispiel nennt Trapp junge Ärzte, die ein breites Ausbildungsspektrum und modernes Equipment benötigen. In einem Haus seien beispielsweise auch die Arbeitszeiten besser planbar. „Das System wird implodieren“, ist er sich sicher, „und das kann relativ schnell gehen.“

Die geforderten Mindestmengen seien zwar lästig, aber auch sinnvoll, erklärte Trapp weiter. Robotik könne man beispielsweise nicht zwei Mal im Landkreis – der Roboter befindet sich in Weilheim – anbieten, der damit arbeitende Arzt brauche aber die Routine. Die Mindestmengen gelten schließlich pro Krankenhaus und nicht pro GmbH. Auch hier könne die Arbeit unter einem Dach Abhilfe schaffen.

Im Falle, dass der Bürgerentscheid mit einem „Ja“ ausgeht, müssten die Planungen des Landkreises für ein Jahr gestoppt werden. „Andere würden an uns vorbei ziehen“, ist sich Trapp sicher. Eine Förderung wäre dann eventuell nicht mehr möglich, Baupreise würden weiter steigen. „Ich sehe da die Gefahr, dass es im Landkreis dann kein Krankenhaus mehr gibt“, macht er im Gespräch mit dem Kreisboten/Lechkurier deutlich.

Ein Jahr warten, das wäre auch für Daniela Puzzovio vom Aktionsbündnis der „worst case“, wie sie beim Stammtisch im Brauhaus sagte. Bei einem „Ja“ müsse der Bürgerwille akzeptiert werden und man müsse prüfen, wie man sich mit zwei Häusern aufstellen könne, so die Sprecherin.

Eine weitere Veranstaltung unter dem Motto „Das Aktionsbündnis pro Krankenhaus informiert“ findet am morgigen Donnerstag, 24. November, um 19 Uhr im Ballenhaus in Schongau statt. 

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